Magie
Schwindel. Einen Moment lang blieb er ganz still und schloss die Augen.
Was geht hier vor? Aber noch während er sich diese Frage stellte, kannte er bereits die Antwort. Die Stimmen im Herrenzimmer waren lauter geworden. Er öffnete den Mund und versuchte, den Magiern eine Warnung zuzurufen, aber alles, was ihm über die Lippen kam, war ein Stöhnen. Wir sind betäubt worden. Und Takado... er ist nicht stark genug, um zu kämpfen.
»...gegen uns kämpfen oder Ihr könnt Euch fügen.«
»Dafür haben wir keine Zeit.« Takados Stimme war zuversichtlich und warnend. »Die kyralische Armee ist hier. Die Narren haben...«
»Ob sie hier sind oder nicht, ist nicht länger Eure Sorge.« Der Gastgeber. Eine befehlende Stimme. Weitere Worte, aber sie klangen verzerrt und gingen in neuerlichem Summen unter. Hanara spürte, wie alle Kraft aus seinen Gliedern wich. Er rutschte an der Wand nach unten, und der Boden bremste seinen Sturz. Verschwommene Gestalten bewegten sich vor seinen Augen.
Dann wurde ihm ein grobes Tuch über den Kopf gezogen, und alles, was er sah, war Dunkelheit.
44
D er Himmel war während der letzten Stunde heller geworden und langsam in ein unheimliches Rot übergegangen, während das Land noch immer eine schwarze, flache Ebene war, hie und da unterbrochen durch die Umrisse von Gebäuden und Bäumen. Das Rot spiegelte sich in den Gesichtern und Augen wider; dadurch erschienen auch vertraute Gesichter plötzlich fremdartig. Irgendwie passend, dachte Dakon, nach den Taten dieses Abends. Menschen, die er zu kennen glaubte, die er für sanftmütiger gehalten hätte, hatten eine dunkle Seite gezeigt. Oder eine Schwäche dafür, nachzuahmen was die Mehrheit tat, auch wenn sie nicht ihrer Meinung waren.
Der König hatte verfügt, dass Narvelan jeden Angriff auf die sachakanischen Güter führen, jedoch jedes Mal eine andere Gruppe von Magiern mitnehmen solle. Eine interessante Entscheidung, hatte Dakon gedacht. Er zwingt uns, Anteil zu nehmen an dem Gemetzel, sodass wir alle die Verantwortung tragen. Wenn wir uns alle schuldig fühlen, wird niemand anfangen, anderen Vorwürfe zu machen.
Dakon fragte sich, was geschehen würde, wenn die Reihe an ihn kam und er sich weigerte mitzumachen.
Bisher hatte es keinen Mangel an Freiwilligen gegeben. Lord Prinan hatte sich der dritten Gruppe angeschlossen, nachdem er Dakon zuvor gestanden hatte, dass er befürchtete, er werde in den bevorstehenden Schlachten nutzlos sein, wenn er sich nicht stärkte.
Werde ich nutzlos sein? fragte Dakon sich. Wenn ich nur von
Tessia Macht nehme, werde ich schwächer sein, aber nicht nutzlos. Sollte das bedeuten, dass ich einer der Ersten sein werde, die in der nächsten Schlacht fallen, dann soll es so sein. Ich werde keine Sklaven töten, um ihre Macht zu nehmen.
»Ihr könntet sie stattdessen einfach erschöpfen«, hatte Tessia vorgeschlagen, da sie zweifellos begriffen hatte, was eine Weigerung bedeuten konnte.
»Und Narvelan wird anschließend sicherstellen, dass sie tot sind«, hatte er geantwortet. »Mach dir keine Sorgen. Ich brauche nur abzuwarten. Sobald der König begreift, dass wir unsere Anwesenheit in Sachaka unmöglich geheim halten können, wird es ihn nicht mehr scheren, ob wir die Sklaven leben lassen oder nicht.«
Die Domänen lagen einige Reitstunden voneinander entfernt, sodass sie bisher nur sieben hatten angegreifen können. In allen Häusern, die dem ersten gefolgt waren, hatten sie Magier angetroffen. Ein jeder von ihnen hatte die Angreifer bekämpft und war besiegt worden. Niemand hatte erwähnt, ob Angehörige dieser Magier zugegen gewesen waren und welches Schicksal sie ereilt hatte.
Das Geräusch vielfacher Hufschläge lenkte die Aufmerksamkeit der Armee auf die Nebenstraße, die Narvelans letzte Gruppe entlanggeritten war. Und tatsächlich, die Gruppe kehrte zurück. Als sie auf die Armee traf, teilte sie sich, und die Magier kehrten zu ihren früheren Positionen in der Kolonne zurück. Narvelan näherte sich abermals dem König.
Statt weiterzureiten, wandte der König sich Sabin zu und nickte. Der Schwertmeister wendete sein Pferd und ritt entlang der Linie zurück. Als er vorbeikam, traf sich sein Blick mit dem Dakons.
»Der König bittet die Ratgeber, zu ihm zu kommen.«
Dakon nickte, und als Sabin außer Hörweite war, seufzte er.
»Viel Glück«, murmelte Jayan.
»Danke.« Dakon sah Tessia an, die ihm ein mitfühlendes Lächeln schenkte, dann trieb er sein Pferd vorwärts.
Er blieb
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