Magie
Furcht.
»Ich erinnere mich, dass Ihr auf dem Pass gesagt habt, wir sollten achtgeben, nicht zu Sachakanern zu werden. Das habe ich nicht vergessen.« Der König lächelte kurz, dann wurde er wieder ernst. »Ich denke nicht, dass diese Gefahr besteht.«
»Ich hoffe, Ihr habt recht.« Dakon blickte bewusst zu Narvelan hinüber. Die Augen des Königs blitzten auf.
»Das tue ich ebenfalls. Aber die Entscheidung ist getroffen, und ich muss mich daran halten. Ich werde Euch nicht zwingen, bei den Angriffen mitzumachen, aber die anderen dürfen nicht bemerken, dass ich Eure Ablehnung allzu leicht akzeptiere. Glücklicherweise haben alle, denen es aufgefallen ist, gesagt, es entspräche einfach nicht Eurem Wesen, und der Umstand, dass Ihr dadurch schwächer bleibt als die Übrigen, sei Strafe genug. Sie sind eher besorgt um Euch als ärgerlich.«
In der Stimme des Königs lag echte Anteilnahme. Dakon nickte abermals. »Ich verstehe.«
»Ich hoffe, das tut Ihr wirklich«, erwiderte der König. Er blickte über seine Schulter. »Jetzt sollten wir uns wieder in Bewegung setzen. Schnelligkeit ist, wie Sabin bemerkt hat, von größter Wichtigkeit.«
Nachdem er Dakon einen letzten durchdringenden Blick zugeworfen hatte, wendete er sein Pferd und schloss sich wieder Sabin an. Dakon war sich nicht sicher, ob er erleichtert oder beunruhigt über die Worte des Königs sein sollte. Als er zu Tessia, Jayan und Mikken zurückkehrte, dachte er darüber nach, was der König gesagt hatte.
»...dass Ihr schwächer bleibt als die Übrigen, sei Strafe genug.«
Wie lange würden seine Freunde und Verbündeten noch so denken, während die Armee tiefer nach Sachaka eindrang und der Schlacht näher rückte, die über die Zukunft beider Länder entscheiden würde?
Die Sonne stand hoch am Himmel, als Narvelan und seine letzte Gruppe von Helfern über eine weitere Nebenstraße zurückkehrten. Jayan beobachtete, wie Narvelan kurz mit dem König sprach, sich dann abwandte und auf ihn zugeritten kam. Unterschiedliche Gefühle regten sich tief in ihm, und Widerwille kam hinzu, als Jayan begriff, dass eins dieser Gefühle Furcht war. Abscheu, Groll, Verrat und Furcht.
Du bist Dakons Freund, dachte er. Ständig redest du davon, für die Menschen deines Lehens und deines Landes zu sorgen. Ständig verteidigst du den einfachen Mann und die einfache Frau und beklagst dich über Magier, die ihre Macht und ihren Einfluss benutzen, um jene, die schwächer sind als sie zu missbrauchen.
Dann wurde ihm bewusst, dass Narvelan Dakon ansah. Einige Schritte entfernt zügelte der Magier sein Pferd.
»Hallo, alter Freund«, sagte er und grinste schwach, aber in seinen Augen stand ein seltsames Leuchten. »Wir haben dort drüben einen großen Lagerraum voller Nahrungsmittel gefunden. Das Gebäude ist halb verfallen, und es waren kaum Sklaven dort. Ich würde zwei Wagen mitnehmen.«
Dakon lächelte bemüht. »Danke für den Hinweis.«
Narvelan zuckte die Achseln, dann wendete er sein Pferd und ritt hinter dem König her.
»Nun denn.« Dakon sah Jayan an und verzog das Gesicht. »Wir sollten uns besser beeilen, oder die Armee wird ohne uns weiterziehen.«
Jayan lächelte. »Das werden sie nicht tun, es sei denn, sie hätten eine plötzliche Abneigung gegen Essen gefasst.«
Sie riefen die Magier und Diener zusammen, die sich bereitgefunden hatten, ihnen zu helfen, außerdem zwei Wagen, die die Diener vorbereitet hatten. Dann ritten sie die Nebenstraße entlang auf die fernen weißen Mauern zu. Tessia und Mikken blieben zurück.
Die Magier sprachen nicht, während sie ritten. Vielleicht schwiegen sie aus Furcht vor einem Angriff, obwohl Narvelan keine mögliche Gefahr mehr hinterlassen haben sollte. Wahrscheinlicher war, dass ihr Schweigen auf dem grimmigen Wissen um das, was sie sehen würden, beruhte.
Aber sie fanden nicht so viele Leichen, wie Jayan erwartet hatte. Narvelan hatte nicht übertrieben, als er sagte, das Gebäude sei halb verfallen. Viele der Räume im Haus waren leer. In anderen standen alte, zerschundene Möbel. In einem Raum fand er eine aufgebrochene Holztruhe. Er trat durch die Tür und musterte den Inhalt der Truhe. Sie war voller kostbar bestickter Tuche. Ein würziger Duft stieg ihm in die Nase.
»Das scheinen Frauenkleider zu sein«, sagte er laut, während er den Stoff betastete. »Ich habe Männer niemals etwas so Elegantes tragen sehen.«
Dakon sah Jayan in die Augen und runzelte die Stirn. »Ich habe nur Leichen von
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