Magie
hier draußen bleiben und warten, bis jemand herauskommt«, sagte Sabin. »Wir könnten auch alle hineingehen. Oder einige von uns könnten mit einem Blutjuwelenring hineingehen und uns mitteilen, ob der Weg sicher ist.«
Er drehte sich um, auf der Suche nach einem Freiwilligen.
»Ich werde gehen«, erklärte Narvelan. »Ich habe ohnehin bereits einen Ring.«
Dakon beobachtete den Magier, wie er zu den Toren hinaufging und im Palast verschwand. Lange, schweigsame Minuten verstrichen. Dann lachte Sabin plötzlich leise.
»Der Weg ist frei. Er hat die Gedanken einiger Menschen gelesen. Der Kaiser hat befohlen, uns keine Falle zu stellen.« Er drehte sich zu den Dienern und den Wagen um. »Trotzdem denke ich, die Hälfte von uns sollte draußen bleiben, um die Diener zu schützen, und sich für einen Kampf bereithalten, falls dies hier sich zu einer Schlacht entwickeln sollte.«
Weitere Zeit verstrich, während die notwendigen Vorkehrungen getroffen wurden. Endlich waren sie bereit. Sabin gab den Befehl, und Dakon betrat mit vierzig anderen Magiern den Kaiserpalast von Sachaka.
48
H anara hatte gerade einen Alptraum, als der Wachsklave ihn holen kam, und jetzt, da er durch zunehmend breitere und üppiger ausgestattete Flure gezerrt, gestoßen und geschubst wurde, war er sich nicht ganz sicher, ob er wirklich wach oder noch in dem Traum gefangen war. Schließlich war er diesen Weg im Schlaf viele Male gegangen.
Diesmal fehlte jedoch alle Fremdartigkeit, und dieser Umstand sagte ihm, dass er wieder in der wachen Welt war. Keine Ungeheuer lauerten in Seitenfluren oder Räumen voller gefolterter Sklaven. Kein Takado eilte herbei, um ihn zu retten. Keine Kyralier.
Aber Takado wird in dieser Version gewiss eine Rolle spielen, ging es ihm durch den Kopf. Es sei denn, der Kaiser will abermals meine Gedanken lesen. Oder jemand anderer will es ...
Er erkannte die Flure, durch die er ging, nicht wieder. Beim letzten Mal waren die Gänge schmaler gewesen als diese und erheblich weniger bevölkert. Sklaven standen wartend vor Türen oder eilten hin und her. Viele trugen die gleichen Hosen aus einem gelben Stoff, der feiner war als alles, was Hanara je zuvor bei einem Sklaven gesehen hatte. Sie alle wirkten verängstigt und gehetzt. Vor einer bestimmten Tür stand eine große Schar von Sklaven. Hanaras Magen krampfte sich zusammen, als ihm klar wurde, dass der Wachmann ihn zu ihnen hinüberführte. Die Sklaven runzelten die Stirn, und einige rangen die Hände. Er konnte hektische, schnelle Worte hören.
Sie verfielen jedoch in Schweigen, als der Wachposten Hanara zwischen ihnen hindurch zu der Tür schob. Ein Sklave, der neben der Tür stand, musterte Hanara, dann lächelte er grimmig, als er den Wachmann ansah.
»Genau zur rechten Zeit«, sagte er, bevor er sich umdrehte, um die Tür zu öffnen.
Einen Moment später stand Hanara in einem riesigen, schmalen Raum voller Säulen. In dessen Mitte stand ein Thron, wie er ihn sich größer und prachtvoller kaum vorstellen konnte. Der Herrscher sah ihn an, die Nase vor Abscheu gerümpft. Hanara warf sich auf den Boden.
»Steh auf«, flüsterte der Wachsklave und trat Hanara scharf gegen das Bein. Er erhob sich langsam und blickte zuerst zum Kaiser hinüber. Der Mann hatte sich abgewandt und seine Aufmerksamkeit jetzt auf einen Punkt am Ende des langgestreckten Saals gerichtet. Hanara schaute zwischen den Säulen hindurch, konnte jedoch nichts entdecken. Dann bemerkte er etwas auf dem Boden.
Ein Mann. Ein nackter Mann, der auf dem Rücken lag, bedeckt mit Schnittwunden und Prellungen. Hanara schaute genauer hin und sah, dass die Brust des Mannes sich hob und senkte. Er nahm eine schwache Bewegung wahr und blickte dem Mann ins Gesicht. Seine Augen waren geöffnet.
Und jähes Begreifen schlug über Hanara zusammen wie ein heißer Schwall Dampf.
Takado!
Schreckliches Mitleid und Kummer ergriffen sein Herz. Und gleichzeitig kam die Angst. Wenn Takado heute stirbt, was wird dann aus mir? Werde ich ebenfalls sterben?
Ein Krachen am anderen Ende des Raums ließ Hanara zusammenzucken. Schritte erklangen. Viele Schritte. Sie waren zunächst schwach, wurden jedoch lauter. Er beugte sich vor, um zwischen den Säulen hindurchschauen zu können, doch der Wachmann riss ihn am Arm zurück.
Als die weißgesichtigen Männer in Sicht kamen, schien es kalt zu werden im Raum.
Sie haben es geschafft, dachte er. Sie sind durch die Stadt vorgedrungen, bis zum Kaiserpalast. Nach allem, was
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