Magie
Takado ihnen angetan hat, haben sie sich zur Wehr gesetzt und sind dann weitermarschiert, den ganzen Weg bis nach Arvice. Den ganzen Weg bis hierher.
Er konnte nicht umhin, sie dafür zu bewundern. Die barbarischen Kyralier hatten einen weiten Weg hinter sich gebracht.
Hanara erkannte König Errik und das Gesicht des Magiers zu seiner Rechten. Auf der anderen Seite des Königs stand ein Elyner. Die übrigen Männer in der Umgebung des Königs waren ihm aus den Schlachten ebenfalls vertraut. Ein Gesicht ließ ihn jedoch aufmerken. Das Gesicht des Mannes, der ihm Freiheit und eine Arbeit gegeben hatte. Lord Dakon.
Der Magier hatte ihn nicht gesehen. Sein Blick war auf Takado gerichtet. In seiner Miene rangen Entsetzen und Ärger miteinander.
König Errik blieb mehrere Schritte vor Takado stehen, und seine Aufmerksamkeit wanderte von dem Mann am Boden
zum Kaiser. Er wartete, bis der Rest seiner Magier stehen geblieben und verstummt war, bevor er das Wort ergriff.
»Kaiser Vochira. Dies ist eine seltsame Art, einen Eroberer zu empfangen.«
Der Kaiser lächelte. »Gefällt Euch mein Empfang, König Errik?«
Der König musterte Takado und bleckte vor Abscheu die Zähne. »Er lebt noch. Ihr erwartet, dass mir das gefällt?«
»Er lebt und ist hilflos, und fast all seine Stärke wurde ihm genommen. Ein Geschenk für Euch oder vielleicht eine Bestechung. Oder ein Handel.«
»Und was soll ich Euch dafür geben?«
Der Kaiser erhob sich langsam und anmutig, dann stieg er vom Thron. »Das Leben meines Volkes - zumindest das jener, denen Ihr das Leben nicht bereits genommen habt. Das Leben meiner Familie. Vielleicht auch mein eigenes Leben.«
Ein heiseres, kehliges Gelächter kam vom Boden und ließ einen Schauer über Hanaras Rücken laufen.
»Wer ist jetzt der Verräter?«, hustete Takado. »Feigling.«
Der Kaiser und der König sahen zuerst den liegenden Mann an und dann wieder einander.
»Warum sollte ich Euch am Leben lassen?«, fragte der König.
»Ihr wisst, dass ich die Invasion Eures Landes nicht angeordnet habe. Wenn Eure Spione ihre Sache gut gemacht haben, solltet Ihr außerdem wissen, dass ich versucht habe, all dem Einhalt zu gebieten.«
»Aber zu guter Letzt habt Ihr die Invasion doch noch gebilligt.«
»Ja. Es war eine notwendige List. Die Armee, die ich ausgeschickt habe, sollte sich in drei Gruppen aufteilen, um diesen...« Der Kaiser schaute höhnisch auf Takado hinab. »Diesen Ichani-Rebellen zu überwältigen, wenn er mit seiner Magie am Ende war.«
»Für mich sah es so aus, als sei Eure Absicht die, an diesem Punkt selbst zu übernehmen und den Sieg für Euch zu fordern«, entgegnete der König.
Von Takado kam ein schwacher Triumphschrei. »Seht Ihr?«, schnarrte er. »Selbst der Barbarenkönig durchschaut Euch!«
Der Kaiser ignorierte ihn, sah weiter den König an. »Würdet Ihr es vorziehen, wenn ich ihn töte, oder wollt Ihr das selbst erledigen?« Er lächelte. »Oder Eure Magier?«
Die Augen des Königs wurden kalt und hart. Dann verzog sein Mund sich zu einem Lächeln.
»Ein törichter Herrscher, der seine Herrschaft allein auf Magie gründet.« Er schob eine Hand in das langärmelige Gewand, das er trug, dann zog er eine lange, gerade Klinge heraus. »Ein weiser Herrscher gründet sie auf Treue und Pflichterfüllung. Und belohnt jene, seien sie Magier oder nicht, die ihm gute Dienste leisten, auf die Art, die ihnen angemessen ist. Sie alle haben sich meine Treue und Dankbarkeit verdient, daher ist es mir unmöglich zu entscheiden, wem diese Belohnung zufallen soll.«
Der König fasste das Messer an der Klinge und hielt es hoch. »Wer immer die Klinge ergreift, darf den Mann töten.«
Hanara sah, wie die Magier hinter dem König zögerten und Blicke tauschten. Ein hochgewachsener, junger Magier trat vor und hielt inne, als ein anderer das Gleiche tat. Er drehte sich um und starrte den Mann überrascht an. Hanaras Herz setzte einen Schlag aus, als er sah, dass der andere Lord Dakon war. Das Gesicht des älteren Magiers war dunkel von undeutbaren Gefühlen. Er starrte den jüngeren Mann an, der den Kopf neigte und wieder zurücktrat.
Lord Dakon umfasste den Griff des Messers. Der König ließ die Klinge los, und als er sich umdrehte, um zu sehen, wer sie genommen hatte, riss auch er in offenkundigem Erstaunen die Augen auf.
»Lord Dakon...«, begann er, dann runzelte er die Stirn und verstummte.
Als der Magier, der Hanara die Freiheit geschenkt hatte, vor Takado hintrat,
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