Magie
zischte dieser.
»Ihr? Was für ein Scherz ist das? Von allen Kyraliern wählt Ihr den jämmerlichsten, mich zu töten?« Er schüttelte schwach den Kopf. »Er wird mich nicht töten. Er ist viel zu zimperlich.«
Dakon nickte. »Im Gegensatz zu Euch gewinne ich dem Töten kein Vergnügen ab. Ich habe mich viele Male gefragt, warum ich an dieser Invasion Sachakas teilgenommen habe, warum ich nichts gegen das unnötige Morden unternommen habe. Jetzt sehe ich, dass ich mich so entschieden habe, um zu dem nötigen Mord zu kommen. Und ich stelle fest, dass ich nicht im Geringsten zimperlich bin.« Er ließ sich auf ein Knie fallen und hob das Messer über Takado. Hanara spürte, wie die Hand um seinen Arm sich fester in sein Fleisch bohrte. Ihm wurde klar, dass er einen Schritt nach vorne gemacht hatte.
»Ich habe es nur getan, um unserem Volk zu helfen«, rief Takado und bemühte sich, den Blick des Kaisers einzufangen.
»Gilt das nicht für uns alle«, erwiderte Dakon, und sein Arm schnellte nach unten.
Dann war es genauso wie in Hanaras Alptraum, nur dass alle Einzelheiten falsch waren. Seine Fantasie hatte erheblich grauenvollere magische Todesarten für seinen Herrn heraufbeschworen. Nicht diesen einen, sauberen Stoß.
Während Takado röchelte und seine Glieder zuckten, schrie Hanara auf. Er stemmte sich gegen den Arm des Wachpostens, versuchte jedoch nicht, mit dem Mann zu kämpfen. Sein Blick erfasste jedes Zittern, das Takado durchlief, erfasste, wie seine Muskeln sich langsam entspannten, wie das Blut sich auf seiner Brust ausbreitete und zu Boden tropfte. Er spürte eine Flüssigkeit über sein Gesicht laufen, wie die Nachahmung dessen, was dort am Boden geschah. Er wusste, dass mehrere Magier sich umgedreht hatten, um ihn anzustarren, aber es scherte ihn nicht.
Dakon erhob sich und wartete ab, und als Takado sich nicht mehr regte, beugte er sich vor und zog die Klinge heraus. Der König ergriff sie, wischte sie an einem Tuch ab, dann verstaute er das Messer wieder in seiner verborgenen Scheide. Dakon kehrte zu seinem Platz hinter dem König zurück.
Errik blickte zum Kaiser hoch und lächelte. »Ihr und Euer Rebell habt uns durch Euren Versuch, uns zu erobern, stärker gemacht, als wir es je gewesen sind. Ohne Euch wären wir
schwach geblieben, Einzelgänger, die einander misstrauten. Ihr habt uns gezwungen, uns zusammenzutun, uns gezwungen, Entdeckungen zu machen, die wir noch viele Jahre lang verfeinern und weiterentwickeln werden. Es würde mich nicht überraschen, wenn das sachakanische Reich bald vergessen wäre, überschattet von dem neuen Zeitalter, das in Kyralia beginnt.«
Die Augen des Königs wurden schmal, obwohl er weiterlächelte. »Und mir persönlich habt Ihr einen großen Gefallen erwiesen. Bisher habe ich daran gezweifelt, dass mein Volk einen König ohne Magie akzeptiert hätte. Aber jetzt habe ich bewiesen, dass ein König, obwohl er keine eigene Magie besitzt, dennoch führen, dennoch einen Feind besiegen, dennoch ein Reich erobern kann. Mein Volk hatte davon bislang nichts gewusst. Das Volk von Kyralia hat selbst zur Verteidigung seines Landes beigetragen. Danach bezweifle ich, dass irgendjemand es wagen wird zu behaupten, ihr König tauge nicht zum Regieren.« Er hielt inne. »Aber es gibt eine weitere Entscheidung, die hier getroffen werden muss. Ein letzter Schritt, der getan werden muss. Ihr wisst, was das ist.«
Die Schultern des Kaisers sackten herab. »Ja. Ich weiß es«, sagte er, und seine Stimme war leise und dunkel. »Ich bin ein Magier, wie Ihr wisst. Ich habe die Stärke der besten Quellsklaven dieses Landes. Aber auch sie würde nicht ausreichen, Euch zu bezwingen. Ich werde nicht gegen Euch kämpfen.« Er richtete sich auf. »Ich kapituliere und überantworte Euch mich selbst und ganz Sachaka.«
»Ich nehme an«, antwortete der König.
Ein Murren war zu hören. Die beiden Anführer runzelten die Stirn und drehten sich zu den anderen Magiern um. Dem Ayend, der stets an der Seite des Königs gewesen war, schüttelte den Kopf und blickte den König an.
»Wir können ihm nicht trauen. Er hat höchstwahrscheinlich tatsächlich die Macht, die zu besitzen er behauptet. Solange er diese Macht hat, ist er gefährlich.«
Der König breitete die Hände aus. »Er hat kapituliert. Muss ich ihn dazu zwingen, uns seine Magie ebenso zu übergeben wie seine Macht? Das wäre zu viel verlangt von... von...«
Hanara starrte den König überrascht an. Der Kaiser betrachtete den
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