Magie
antwortete sie. »Keine Sorge, so schwer sind die Papiere nicht, wenn man sie aufteilt.« Die Frauen sahen sie jetzt erwartungsvoll an. Sie lächelte Kachiro zu und berührte seine Wange. »Leb wohl.«
Er lächelte schwach, griff nach ihrer Hand und küsste sie. »Danke.«
Sie sahen einander noch einen Moment länger an, dann riss sie sich los. »Kommt«, sagte sie und deutete auf die Tür. Die Frauen brachten ein Lächeln und sogar einige unbeschwerte Bemerkungen zustande, als sie Stara nach draußen folgten, sodass das Ganze wirkte, als brächen sie zu einem fröhlichen Ausflug auf. Stara drehte sich nicht um, denn sie wollte Kachiro nicht allein dastehen sehen, wie er ihnen nachschaute.
Sobald sie das Haus verlassen hatten, stieß sie einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus, dann gab sie ein flottes, aber nicht allzu ermüdendes Tempo vor. Die Frauen wurden still, alle geheuchelte Fröhlichkeit war vergessen. Vora ging neben Stara her.
»Welche Richtung sollen wir nehmen, was denkst du?«, murmelte die Sklavin.
»Die Straße nach Kyralia«, erwiderte Stara. »Alle anderen Straßen werden überfüllt sein. Es ist offenkundig, dass wir eine Gruppe freier Frauen sind, die ohne Beschützer reisen. Ich würde lieber keine Magie benutzen müssen, solange es nicht unbedingt sein muss. Die Menschen werden den Weg, den die Kyralier genommen haben, vielleicht meiden.«
»Ich schätze, falls die Kyralier gesiegt haben, werden sie keinen Grund haben, die Stadt zu verlassen.«
»Und wenn sie verloren haben, sind sie tot.«
Sie eilten weiter, und die einzigen Geräusche waren das Rascheln von Kleidern, das Tappen von Füßen und der Atem der Frauen. Ferne Laute kamen aus allen Richtungen. Ein dumpfes Donnern. Ein wütender Ausruf. Ein Schrei, bei dem sie alle schaudernd innehielten. Stara spürte, wie die Spannung in ihr wuchs. Sie widerstand dem Drang, loszulaufen.
Außerdem stellte sie fest, dass sie den Vorrat an Magie in ihr immer wieder sachte berührte, um sich davon zu überzeugen, dass er noch dort war, bereit, benutzt zu werden. Es war eine Verlockung zu versuchen, sie alle mit einem Schild zu umgeben, aber obwohl sie als Teil ihrer einfachen Ausbildung gelernt hatte, das zu tun, hatte sie sich seit Jahren nicht mehr die Mühe gemacht und war sich nicht sicher, wie viel Macht sie verbrauchen würde, wenn sie den Schild ausdehnte, um so viele Menschen zu schützen. Trotzdem war sie darauf gefasst, eine Mauer hochzuziehen. Und darauf gefasst, selbst einen Schlag zu führen, wenn es sein musste.
Sie näherten sich jetzt der Straße. Stara verlangsamte ihren Schritt, als sie die Trümmer sah, die dort verstreut lagen. Zu beiden Seiten der Straße standen Häuser in Flammen und tauchten ihre Umgebung in ein flackerndes, heißes Licht. Die Frauen gaben erstickte Laute von sich, als sie die Zerstörung bemerkten. Alle blieben an der Ecke stehen, um sich in grimmigem Schweigen umzusehen.
Stara hörte kaum wahrnehmbare Geräusche rechts von ihr. Dann tat ihr Herz plötzlich einen Satz, als sie begriff, dass die Bewegung, die sie aus den Augenwinkeln gesehen hatte, nicht das Flackern von Schatten war, die das Feuer warf. Sie riss die
Arme hoch, machte einen Schritt nach hinten und drängte die Frauen zurück.
Aber sie hatten die Gefahr nicht gesehen und bewegten sich zu langsam. Zwei Gestalten erschienen auf der Straße vor ihnen; sie gingen langsam und schauten sich nach allen Seiten um. Ein Mann und eine Frau. Ihrer Kleidung nach waren sie Kyralier. Stara erstarrte und hörte, wie die Frauen nach Luft schnappten.
Dann entdeckte der Mann sie und fuhr zu ihnen herum. Eine Woge der Furcht schlug über Stara zusammen, und sie ließ Magie los, die sie instinktiv zu einer Macht formte, um die Eindringlinge wegzustoßen.
Und es funktionierte. Die beiden Fremden wurden über die Straße geschleudert und landeten wie Puppen auf dem Boden.
Sind sie tot? dachte Stara. Sie starrte die Kyralier an und wartete darauf, dass sie sich bewegten. Während die Zeit sich dehnte, drang das keuchende, verängstigte Atmen der Frauen um sie herum in ihr Bewusstsein. Selbst Vora stöhnte vor Angst.
»Sie bewegen sich nicht«, sagte Chiara. Sie machte einen Schritt nach vorne. »Ich glaube, du hast sie erwischt.«
»Du solltest dich besser davon überzeugen«, riet Tashana ihr.
Stara holte tief Luft und bewegte sich vorwärts. Die Frauen folgten ihr. Sie erreichten den Mann. Staras Herz setzte einen Schlag aus, als sie sah, dass er
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