Magie
Stirn bieten. Schließlich hatte sie es schon mit einem sachakanischen Magier aufgenommen. Kein kyralischer Adept der Magie würde sie einschüchtern.
Nachdem sie diesen Entschluss getroffen hatte, gelang es ihr, ihren Geist zu reinigen und sich auf Dakons Kontrolllektion zu konzentrieren. Wie immer stellte sie sich eine Schatulle vor und öffnete sie nervös. Darin lag ihre Macht, ein kreiselnder, leuchtender Ball aus Licht. Sie berührte ihn, hielt ihn in der Hand, drückte ihn sogar ein wenig, dann legte sie ihn zurück und schloss den Deckel.
Als sie die Augen wieder öffnete, lehnte Dakon sich zurück und lächelte sie an. Dann stand er auf, trat vor ein Regal und nahm eine schwere, steinerne Schale heraus, die eingekeilt zwischen zwei Bücherreihen gestanden hatte. Er stellte sie vor sie auf den Boden, riss ein Stück Papier ab und warf es in die Schale.
»Schau auf das Papier«, wies er sie an. »Ich möchte, dass du dich daran erinnerst, was für ein Gefühl es war, deine Macht in Händen zu halten. Dann möchte ich, dass du ein winziges Stück davon, nur gerade eine Prise, nimmst und sie auf das Papier richtest. Gleichzeitig sollst du an Hitze denken. Denk an Feuer.«
Dies war ganz anders als die Lektionen, die sie bisher erlebt
hatte. Sie sah ihn fragend an, aber er deutete nur auf die Schale.
Nachdem sie einmal tief Luft geholt hatte, beugte sie sich vor und starrte auf das Papier. Sie rief sich ins Gedächtnis, wie es sich angefühlt hatte, ihre Magie in ihren Händen zu halten. Das Gefühl war noch immer da, obwohl sie die Augen offen hatte.
Es war nicht unähnlich dem Gefühl, das sie erfahren hatte, als ihre Magie entfesselt worden war, ohne dass sie es beabsichtigt hatte, aber dieses Gefühl war... nicht genauso schlüpfrig.
Sie wagte es nicht zu blinzeln.
Den Blick immer noch auf das steinerne Gefäß gerichtet, zupfte sie an ihrer Magie und spürte, wie sie reagierte. Sie hatte Angst, dass ihr dieses Fetzchen Magie, sollte sie zu lange warten, entgleiten würde, daher richtete sie es auf den Papierschnipsel.
Ihre Stirn brannte, als die Luft vor ihr plötzlich heiß wurde. Das Gefäß glitt einige Schritte von ihr weg, dann begannen Flammen darin zu züngeln.
»Du hast es geschafft!«, rief Dakon. Sein Tonfall war halb überrascht, halb erfreut. »Ich dachte mir doch, dass du schon so weit bist.«
»Dass ist sie allerdings.« Tessia zuckte zusammen, als ihr bewusst wurde, dass Jayan neben ihrem Stuhl stand und über ihre Schulter auf das brennende Papier blickte. Der Geruch des Rauches biss ihr in die Nase. Jayan verzog das Gesicht und machte eine kleine Bewegung mit einem Finger.
Als sie wieder zu der Schale hinüberschaute, sah sie, dass der Rauch darin jetzt von einem unsichtbaren Schild festgehalten wurde. Nach einigen Augenblicken schrumpften die Flammen und verschwanden. Eine vage Enttäuschung stieg in ihr auf, als das Ergebnis ihrer ersten kontrollierten Benutzung von Magie erlosch.
Dakon sah, wie sie bemerkte, Jayan mit nachdenklicher Miene an. Der junge Meisterschüler zuckte die Achseln, ging zurück zu seinem Platz und griff nach dem Buch, das er gelesen
hatte. Dakon sagte nichts und wandte sich wieder Tessia zu.
»Also, ich bin mir jetzt sicher, dass du die Kontrolle über deine Macht gewonnen hast, Tessia«, erklärte er. »Wir brauchen nicht mehr zu befürchten, dass weitere Räume neu eingerichtet werden müssen, obwohl ich sagen muss, dass dieses Gästezimmer jetzt erheblich besser aussieht als früher.«
Sie spürte, wie ihr Gesicht warm wurde, und wandte den Blick ab. »Was geschieht jetzt?«
»Wir feiern«, antwortete er. Auf der anderen Seite des Raumes läutete ein kleiner, in eine Nische in der Wand eingelassener Gong. »Schließlich habe ich noch nie von einem Magier gehört, der in nur zwei Wochen die Kontrolle über sein Talent gewonnen hätte. Ich habe drei gebraucht. Bei Jayan waren es vier.«
»Dreieinhalb«, korrigierte Jayan ihn, ohne von seinem Buch aufzublicken. »Und wir haben drei Tage verloren, als Lord Gempel auf ein Plauderstündchen vorbeikam und dann beschloss, länger zu bleiben und Euren Weinvorrat zu plündern.«
Dakon lachte leise. »Er war alt. Wie konnte ich ihm eine Ruhepause und ein wenig Gesellschaft verweigern?«
Jayan antwortete nicht. Es klopfte an der Tür, und Dakon drehte sich um. Tessia bemerkte, wie sein Blick schärfer wurde, als er Magie benutzte. Die Tür schwang auf. Cannia trat ein.
»Bring uns eine Flasche Wein,
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