Magie
Jayan zuerst, dann enttäuschten sie ihn.
Ich nehme an, Lord Gilar ist ein wenig verrückt. Er ist wirklichkeitsfremd. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er während einer Schlacht eine Hilfe wäre, eher ein Hindernis. Dakon hatte Gilar die Idee ausreden müssen, seine Bauern für die Schlacht auszubilden oder sie von ihren Ernten und Tieren abzuziehen, um sie Monate darauf verwenden zu lassen, Mauern an seinen Grenzen hochzuziehen. Jayan fragte sich, ob in Gilars Ausbildung so etwas wie Kriegsstrategie überhaupt vorgekommen war. Der Mann hatte eine übertrieben optimistische Vorstellung davon, wie lange eine physische Barriere einen Magier aufhalten konnte. In einem Moment konnte er den Wert seiner Untergebenen als Quelle nicht erkennen, im nächsten offenbarte er eine maßlos übertriebene Sorge, sie könnten zu einer Quelle für den Feind werden. Als das Abendessen endete, war Jayan ganz erschöpft von der Notwendigkeit, das Verlangen zu unterdrücken, dem Mann zu sagen, was für ein Idiot er wäre, und er war zutiefst dankbar dafür, einen so vernünftigen Lehrer zu haben wie Lord Dakon. Mir tut jeder Meisterschüler leid, der von Lord Gilar ausgebildet wird.
Sie redeten bis spät in die Nacht hinein und saßen noch zusammen, lange nachdem die Frauen des Hauses sich in ihre Gemächer zurückgezogen hatten. Statt in sein Zimmer zu gehen, bedeutete Dakon Jayan, dass dieser ihm in das kleine Wohnzimmer nebenan folgen solle.
»Nicht müde?«, fragte Jayan.
Dakon verzog das Gesicht. »Natürlich, aber wir haben im Augenblick nicht häufig die Gelegenheit, unter vier Augen miteinander zu reden. Was hältst du von Lord Gilar?«
Jayan setzte sich und dachte darüber nach, wie er antworten sollte. »Er unterstützt unsere Sache. Es überrascht mich, dass er ein Mitglied des Freundeskreises ist.«
»Ah? Er ist ein Magier vom Land. Warum sollte er nicht zu diesem Kreis gehören?«
»Es ist kaum der verlässliche Typ. Er ändert ständig seine Meinung.«
Dakon lachte leise. »Ich denke, wenn es keine Zweifel an einer Invasion gäbe, wäre er sehr viel entschlossener.«
»Wenn es keine Zweifel gäbe... Ihr meint, falls es tatsächlich zu einer Invasion käme?«
»Ja.«
»Also könnt Ihr Euch, wenn dieser Fall eintritt, seiner Unterstützung gewiss sein?«
»Oh ja. Er ist ein Landmagier und wird andere Lehensbesitzer unterstützen. Aber er ist ein Mann, dem es leichter fällt, der Leitung anderer zu folgen, als selbst eine Entscheidung zu treffen. Das Problem ist folgendes: Innerhalb des Kreises gibt es widersprüchliche Auffassungen darüber, ob wir Vorkehrungen treffen müssten und worin diese bestehen sollten.« Dakon reckte sich und gähnte. »Gilars Absichten sind tatsächlich gut, er ist nur nicht immer konsequent in der Ausführung dieser Absichten.«
Jayan dachte an die Brücke und nickte.
»Während es etliche Magier in Imardin gibt, für die das genaue Gegenteil gilt«, fuhr Dakon fort. »Ihre Absichten sind nicht so gut, und sie bieten einigen Scharfsinn für deren Durchführung auf. Wir werden vorsichtig zu Werke gehen müssen.«
»Aber es liegt doch gewiss in ihrem Interesse, uns zu helfen. Es kann keinen großen Nutzen haben, den Feind einfallen zu lassen, es sei denn... Denkt Ihr, einige von ihnen sind Verräter? In den Adern der meisten kyralischen Familien fließt ein wenig sachakanisches Blut, wenn man einige Generationen zurückblickt.«
»Nein, zumindest jetzt noch nicht, und ich bezweifle, dass sie aus diesem Grund zu Verrätern werden würden. Nach zweihundert Jahren glaube ich nicht, dass es irgendjemanden gibt, der sich nicht als Kyralier betrachtet. Der es nicht vorzieht, sich als Nachfahre der Kyralier zu betrachten, die uns die Unabhängigkeit erstritten haben, und nicht Sachakaner, die unsere Vorfahren besiegt und über sie geherrscht haben.«
»Ihr solltet meinen Vater reden hören.« Jayan verzog das Gesicht. »Er sagt, es sei nur die Vermischung mit den Sachakanern, die der kyralischen Rasse Zähigkeit geschenkt habe. Manchmal denke ich, er würde ihnen gern persönlich danken.«
Dakon lächelte. »Und doch ist er stolz darauf, Kyralier zu sein?«
»Geradezu erdrückend stolz«, erwiderte Jayan seufzend. »Ich glaube nicht, dass er es gern sehen würde, wenn Kyralia angegriffen werden würde.«
»Manche Magier werden einwenden, dass sie nicht betroffen wären, wenn nur die ländlichen Lehen verloren gingen. Sie werden sich versucht fühlen, einen Handel zu schließen und
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