Magie
zu denen die Möglichkeit zählte, in Imardin einzukaufen und Freunde zu besuchen, wann immer sie wollte, fiel es Tessia schwer zu glauben, dass Faynara eine eifrige Schülerin gewesen wäre.
Dann erinnerte sie sich an Lord Dakons Lektion über körperliche Einschränkungen, die begrenzten, was ein Magier mit seiner Macht ausrichten konnte. Vielleicht gab es auch geistige Begrenzungen. Es mochte schwierig sein, jemanden zu unterrichten,
der sich nicht zur Gänze seiner Ausbildung verschrieben hatte, aber die Ausbildung eines Menschen, der seine Kräfte einfach nicht ernst nahm, konnte gefährlich sein.
»Gilar hat mir mitgeteilt, dass Ihr einen Tag bleiben und am darauffolgenden Morgen aufbrechen werdet«, sagte Pimia. »Wir werden uns etwas ausdenken müssen, wie Ihr den morgigen Tag vergnüglich verbringen könnt.«
Tessia nickte lächelnd. Was diese Frauen wohl als vergnüglich betrachten?
»Ist dies Euer erster Besuch in Imardin?«, fragte Faynara.
»Ja.«
»Oh!« Faynara klatschte in die Hände. »Wie aufregend für Euch. Ich muss Euch erzählen, wer die besten Juweliere, Schuhmacher und Schneider sind!«
Tessia nickte abermals und kam zu dem Schluss, dass sie die Ratschläge der jungen Frau ebenso gut anhören konnte. Auch wenn sie selbst keinen Gebrauch davon machte, würden sie ihr doch in den Gesprächen mit anderen Frauen nützlich sein, die solche Dinge für wichtig hielten. Sie selbst hatte wenig Interesse an dergleichen und bezweifelte, dass Dakons Taschengeld für solche Luxusgegenstände ausreichend war.
Wenn ich schon nicht in wichtige Gespräche einbezogen werde, kann ich genauso gut unwichtige mit Frauen wie Pimia und Faynara führen. Es wird nützlich sein zu wissen, was sie als gute Unterhaltung ansehen... und als Vergnügen.
Am Abend, bevor sie nach Imardin aufgebrochen waren, hatte Dakon Jayan von dem Freundeskreis und dem wahren Grund für seinen Besuch in Imardin erzählt. Diese Information hatte Jayan sowohl mit Erschrecken als auch mit Stolz erfüllt. Er freute sich, dass Dakon beschlossen hatte, ihm das Geheimnis anzuvertrauen, war aber entsetzt über die Möglichkeit, dass ihre Ängste sich als gerechtfertigt erweisen könnten und dass Kyralia abermals von Sachaka angegriffen werden könnte. Ärgerlicherweise konnte er seinen neuen Status als Vertrauter nicht genießen, weil er, wann immer er darüber nachdachte, sich unausweichlich Sorgen um die Zukunft machte. War er
bereit für die Schlacht, sollte es so weit kommen? War Kyralia dafür bereit?
Wenn er die Möglichkeit erwog, dass Dakon getötet werden könnte, schnürte sich ihm die Brust zu. Ihm war nicht bewusst gewesen, wie sehr er seinen Lehrer und Meister zu schätzen und zu verehren gelernt hatte. Außerdem machte er sich auch Sorgen um Tessia. Falls es zu einem Überfall kam, würde Dakon seine Hilfe brauchen. Aber für Tessia war die Magie noch zu neu, als dass sie eine nützliche Kämpferin hätte sein können. Und sie hatte auch weder die Zeit noch die Neigung, eine solche zu werden. Sie würde Schutz brauchen. Aber seine Loyalität musste an erster Stelle Dakon gelten. Er musste darauf vertrauen, dass Dakon Tessia beschützen oder sie an einen sicheren Ort schicken würde.
Dakon wollte nicht, dass Tessia den wahren Grund für seine Reise nach Imardin erfuhr. Es würde schon schwierig genug für sie sein, zum ersten Mal und ohne ihre Eltern eine weite Reise anzutreten, auch ohne die Furcht vor einem Angriff durch Sachakaner. Die erste Reise nach Imardin sollte eine vergnügliche sein.
Also hatte man sie nicht in das Gespräch an diesem Abend einbezogen. Anscheinend hatte sie mit Lord Gilars Ehefrau und Tochter gespeist. Das muss einen neue Erfahrung für sie gewesen sein. Es ist offenkundig, dass Gilar Pimia wegen ihrer magischen Blutlinie zur Ehefrau genommen hatte und nicht wegen ihrer Intelligenz, und Faynara ist nicht viel besser. Trotzdem waren die beiden wohlerzogen. Sie würden nicht offen auf Tessia herabblicken oder versuchen, sie zu manipulieren oder zu überlisten.
Das Gespräch zwischen Dakon und Gilar hatte sich fast ausschließlich um die Bedrohung durch Sachaka und Dakons bevorstehende Begegnung mit dem König gedreht. Lord Gilar hatte in einem Augenblick erklärt, dass kein Sachakaner es jemals wagen würde, Kyralia anzugreifen, nur um im nächsten Augenblick die Auffassung zu äußern, dass sie alle dem Untergang geweiht seien. Diese Wechsel zwischen Zuversicht und Mutlosigkeit verwirrten
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