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Magier des dunklen Pfades 1 - Die Suche (German Edition)

Magier des dunklen Pfades 1 - Die Suche (German Edition)

Titel: Magier des dunklen Pfades 1 - Die Suche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hohmann
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Stufen hinabstieg.
    Ihm machte diese Sache richtig Spaß. Es war ein bisschen wie die Suche nach der richtigen Formel, dem richtigen arkanen Muster bei einem Zauber – mit dem Unterschied eben, dass er hier nicht in Gedanken auf die Pirsch ging, sondern leibhaftig. Der leichte Rausch von Adrenalin ließ nur das Hier und Jetzt zu, keine anderen Gedanken. Eine Wohltat.
    Rußige Fackelhalterungen schälten sich aus der Dunkelheit. Bald wurden die Stufen breiter, und die Treppe lief in eine unterirdische Halle aus, die Decke gestützt von Rundsäulen mit kunstvoll verzierten Stuckkapitellen. Der Stil war ganz anders als die wuchtige, beinahe klobige Bauart des Tempels, viel verspielter und trotz der Dunkelheit, die auf den Lichtradius eindrang, freundlicher und einladender. Mehrere Reihen freistehender Büchergestelle standen in mathematischer Präzision angeordnet wie die Schlachtlinien einer Armee. Sicher mehr als ein Dutzend, genug Platz also, um ein kleines Tagebuch zu verstecken.
    „Ich brauche Licht“, sagte Arlo und begann die Regale abzuschreiten, die gnädiger weise beschriftet waren. Lorgyn folgte ihm und kam sich wie ein beweglicher Kerzenständer vor, während er Buchrücken um Buchrücken und Regal um Regal ausleuchtete.
    „Hat Valgas wenigstens angedeutet, wo genau er es versteckt hat?“
    „Ich denke schon“, erwiderte Arlo nachdenklich, den Zeigefinger gegen die Oberlippe gelegt. „Er sagte etwas davon, dass er es so gehalten habe wie einst Kaiser Tegren mit seinem Talisman.“
    „Aha.“
    Arlo grinste, und seine Augen funkelten im magischen Licht wie zwei Smaragde. „Tegren hatte gar keinen Talisman.“
    „Klingt nicht sehr logisch.“
    „Oh doch!“, sagte Arlo sofort. „Tegren war jedweder Form von Aberglaube abhold und unterstützte die Iros-Kirche dabei, Scharlatane, Quacksalber und Wunderheiler einzusperren, jeden einfach, der in irgendeiner Form etwas mit abergläubischem Unfug zu tun hatte.“
    „Und?“
    „Ich halte nach Berichten aus jener Zeit Ausschau, in der Protokolle über die Festnahme von Schwindlern und dergleichen verzeichnet sind. Das ist die Fährte, die Hunak gelegt hat. Ich muss ihr nur folgen.“
    Geschichtsschreiber, dachte Lorgyn bei sich. Ganz richtig im Kopf sind die alle nicht.
    „Und was geschah mit jenen, die man einsperrte?“
    „Entweder, sie kauften sich für horrende Summen frei – oder saßen lange Zeit ein“, antwortete Arlo ohne innezuhalten. „So zumindest hatte Tegren es sich vorgestellt.“ Sein Blick glitt weiterhin über die Regalbeschriftungen.
    „Hat diese Maßnahme gewirkt?“
    „Leider nicht.“
    „Komisch, dass ich keinen Kaiser Tegren kenne.“
    Arlo gab ein leises Lachen von sich. „Tegren hatte das Zeug zu einem wahrhaft großen Herrscher. Leider fand seine Regentschaft nach gut einem Monat ein jähes Ende. Bei einem Ausritt stürzte er vom Pferd und brach sich den Hals.“
    „Tja, so kann es gehen.“
    Arlo nahm die nächste Regalreihe in Augenschein. „Sein Nachfolger war Karunto.“
    „Den kennt wiederum jeder.“
    „Keiner hat den Staatssäckel durch ausschweifende Bacchanalien so schnell ausgetrocknet wie er.“ Plötzlich zuckte Arlo zusammen und richtete sich langsam auf. Eine Hand an die Lendenwirbel gedrückt, keuchte er: „Diese Bückerei gibt mir noch den Rest.“ Mit leidendem Gesichtsausdruck massierte er sein Kreuz, ehe er seine Inspektion fortsetzte.
    Nach zwei weiteren Regalreihen sog er plötzlich die Luft ein. „Hier!“ Er griff mit beiden Händen in das Regal und nahm mehrere Bücher auf einmal heraus.
    Genau in diesem Moment hörte Lorgyn Schritte. Schnelle Schritte. Von mehreren Personen.
    Vor Schreck ließ Arlo die Bücher fallen. Ein satter Knall hallte durch die Bibliothek.
    „Bleibt, wo ihr seid!“, bellte eine Stimme.
    Lorgyn stand vor Schreck ganz starr. Das war eine unerwartete Wendung, eine, die so gar nicht in sein Konzept eines Abenteuerausflugs passte. Schnappte man sie, wäre es mit seinen Studien vorbei. Und das Gift könnte er Aluna auch nicht bringen!
    Noch war niemand in Sicht, aber die Schritte kamen rasch näher. Natürlich, sie sahen den Schein seines Lichtzaubers.
    „Nun schau schon nach!“, zischte er.
    Das Gesicht kreidebleich, langte Arlo in die leere Nische, wo die Bücher gestanden hatten. Seine Hand tastete herum, verharrte. Dann zog er sie heraus – und hielt ein kleines Buch.
    „Nimm meine Hand“, befahlt Lorgyn.
    Als er Arlos Finger spürte, beendete er den Zauber.

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