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Magier des dunklen Pfades 1 - Die Suche (German Edition)

Magier des dunklen Pfades 1 - Die Suche (German Edition)

Titel: Magier des dunklen Pfades 1 - Die Suche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hohmann
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setzten ihren Weg fort.
    In seiner Erscheinung nahm sich der Tempel in Gruvak wie der größere Bruder des Eisbacher Gebetshauses aus: ein grauer, breiter Klotz, über dessen Mauern sich Adern von Moos zogen, die Fensterbögen doppelt mannshoch, die Frontsäulen so dick und massiv, als stützten sie nicht das Dach, sondern den Himmel selbst. Wie ein schlafender Riese, der jeden Moment erwachen könnte.
    Zahlreiche Menschen hatten sich eingefunden, auf dem Platz, den Stufen, der Treppe, standen in der geöffneten, riesigen Doppelflügeltür.
    Wie eine Messe wirkte es nicht – außer man bevorzugte Freiluftpredigten, wenn man auch ohne zu frieren im Inneren sitzen konnte. Was war geschehen?
    Sie mengten sich unter die anderen Leute. Aufgeregtes Stimmengewirr schwang in der kalten Luft, und die Schneeflocken flatterten nicht minder aufgebracht umher.
    „Verdammt“, fluchte Arlo, „zu viele Menschen!“
    „Nein!“, flüsterte Lorgyn energisch zurück. „Erinnerst du dich, was du bei der Rast gesagt hast? Du willst nicht der Einzige sein, der vor dem Tempel aufkreuzt. Dein Wunsch wurde erhört.“
    „Schon, aber so habe ich das nicht gemeint.“
    „Besser könnte es nicht sein.“
    Sie schoben sich an den Leuten vorbei und erreichten gerade die breite Freitreppe, als es mit einem Schlag still wurde, sodass man den Wind wieder pfeifen hörte.
    Eine kleine Prozession gelbgewandeter Priester tauchte aus dem dunklen Eingang auf. Die vorderste und hinterste Reihe trug Fackeln, die sechs Männer in der Mitte einen mit Silbertränen bestickten Katafalk, auf dem ein grauhaariger Mann mit auf der Brust gefalteten Händen ruhte. Die Schmucksteine und Zierbleche auf seinem Talar glommen im düsterroten Licht der letzten Sonnenstrahlen.
    Kein Zweifel, bei dem Toten handelte es sich um den Hohepriester Gruvaks, Toldares, den Lorgyn vor einiger Zeit im Heilbad gesehen hatte.
    Er musste heute gestorben sein. Das erklärte den Menschenauflauf – und auch die gedrückte Stimmung, die man in jedem Winkel der Stadt spürte.
    Die Priester verhielten ihre Schritte, da Menschen die Treppe blockierten. Ein halbes Dutzend Tempelwachen setzten sich an die Spitze des Trauerzuges und schafften einen Korridor, woraufhin der Trauermarsch fortgesetzt wurde.
    Arlo und Lorgyn indes arbeiteten sich Stufe um Stufe in die entgegengesetzte Richtung vor, bestrebt, niemanden anzurempeln und somit Aufmerksamkeit zu erregen. Es war ein Spießrutenlauf aus Tippelschritten und eingezogenem Bauch, doch wenig später setzten sie Fuß auf die Fläche vor dem Portal. Auch im Inneren der Kirche befanden sich Leute, die entweder nach und nach der Prozession folgten oder Kerzen anzündeten oder in stillem Gebet in den zahlreichen Bankreihen knieten, die sich die gesamte Länge des Hauptschiffes bis zum Marmoraltar zogen, das einzige Element künstlerischer Bearbeitung, das Lorgyn auf den ersten Blick sah.
    „Weiter“, wisperte er, als Arlo stockte. „Wir gehen ganz nach vorne. Halte Ausschau nach Türen oder Durchgängen, die weiter ins Innere oder nach unten führen.“
    Arlo deutete ein Nicken an.
    „Und hör auf, ständig den Kopf zu drehen und dreinzuschauen wie ein Blesshuhn, das in Kürze auf dem Teller landet.“
    „In Ordnung, in Ordnung“, erwiderte Arlo und hielt auf den Altar zu.
    Nur für den Fall der Fälle streckte Lorgyn seine Fühler nach der arkanen Energie in seinem Körper aus.
    Erstaunlich … Sie hatte sich weiter erholt. Nicht genug für einen wirklich starken Zauber, aber ausreichend, um irgendetwas zu unternehmen, falls die Sache aus dem Ruder lief.
    Im Moment sah es gut aus. Niemand schenkte ihnen Beachtung. Lediglich ein Priester befand sich in der riesigen Halle, deren tonnengewölbte Decke so hoch über ihnen verlief, dass man den Kopf in den Nacken legen musste, um sie zu sehen. Vom Alter gebückt stand er neben einem der Kerzenständer und unterhielt sich mit einer nicht viel jüngeren Frau. Wahrscheinlich waren seine Augen so schlecht, dass alles verschwamm, was mehr als zehn Meter von ihm entfernt war.
    Je näher sie dem Altar kamen, desto mehr intensivierte sich der Geruch nach verbranntem Duftholz und Kräuterwerk. Aus einigen der Schmauchschalen, die man zur Totenmesse aufgestellt hatte, kräuselten sich dünne Rauchfäden in die Luft. Lorgyn wurde ein bisschen schwindelig. Er hatte dieses Zeug noch nie ausstehen können.
    „Dort beim Altar“, flüsterte Arlo aufgeregt.
    Lorgyn lugte an Arlo vorbei.
    Ein Novize,

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