Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition)

Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition)

Titel: Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hohmann
Vom Netzwerk:
Keller, zog sich bis auf die Unterwäsche aus und nahm den Kampfstab.
    Ich darf nicht rasten noch ruhen. Ich muss stark werden!
    Er durchlief eine Serie von Schwüngen und spürte, wie das Blut in seine Arme strömte.
    Ich muss hart sein, hart gegen mich sowie meine Feinde. Ich darf nicht aufgeben!
    Mit Inbrunst führte er seinen Körper durch eine komplexe und anspruchsvolle Angriffskombination, und endlich, endlich hielten seine tosenden Gedanken mit der Schnelligkeit seiner Bewegungen nicht mehr mit.
    ***
    Fasziniert folgte Turdons Blick den nach unten fallenden Tautropfen, die mit leisem Patschen in den halb geschmolzenen, weichen Schnee fielen. Ein Rinnsal bildete sich, und das Wasser lief in Schlangenlinien an seinen Stiefeln vorbei. Tränen der Ergriffenheit rannen ihm über die Wangen.
    Würde er wirklich einen weiteren Frühling erleben? Daran hatte er lange nicht geglaubt. Aber … es ging ihm gut. Ja, richtig gut. Verglichen mit seiner Verfassung, als er hier eingetroffen war, fühlte er sich wie neugeboren. Natürlich, er war schwach und kurzatmig, sodass er auf der Strecke zwischen seiner Herberge bis zu den Thermen einige Male innehalten musste, doch das war vor einem halben Jahr auch schon so gewesen. Dass die Krankheit, die in seiner Familie grassierte, bei ihm so früh ausbrach, war Pech.
    Oder Glück?
    Aluna wog viel auf, sehr viel sogar. Ein Leben in Gesundheit, ohne ihr begegnet zu sein? Oder ein Leben in Krankheit mit ihr an seiner Seite?
    Er wusste wirklich nicht, wie er sich entscheiden würde.
    Das Schicksal hatte diese Wahl für ihn getroffen, und dafür war er dankbar. Er kannte sie erst seit gut drei Wochen, und doch war es, als hätte er sein ganzes Leben mit ihr verbracht. Diese Liebe war ein Rausch, Sturm und ruhige See zugleich, als würde alles, was man mit einem Partner erleben konnte, im gerafften Lauf der Zeit durch sein Herz fegen. Viele Momente der Zweisamkeit würden ihnen nicht bleiben, das wussten sie beide. Aber das war kein Grund, das momentane Gefühl seelentiefen Glücks zu trüben.
    Vor einem halben Jahr hatte er gar nicht mehr gewusst, wie sich Glück anfühlte. Er war mit seinem Vater Gordas hierhergekommen, um sein Leben durch die Heilkraft der Quellen zu verlängern. Einen Anlass dafür hatte er nicht gesehen. Ob der Tod ihn später oder sofort holte, war ihm egal gewesen. Ein Tag wie der andere, dumpf, trostlos, ein Dahindämmern. Dann trat Aluna in sein Leben und holte ihn aus den dunklen Tiefen seiner Verzweiflung. Seitdem klammerte er sich an das Leben, denn jeder weitere Tag mit ihr war ein Geschenk. Manchmal, in solchen Momenten wie jetzt, hegte er sogar den irrationalen Gedanken, sie könnten beide genesen und ihr Leben gemeinsam verbringen.
    Er wischte die Tränen fort, atmete durch und zwang sich, vernünftig zu bleiben. Es wäre fatal, irgendeinem Traumgespinst nachzujagen und dadurch das Hier und Jetzt zu vergessen. Denn nur das zählte. Das Hier und Jetzt mit Aluna. Sich Illusionen hinzugeben, konnten sich andere Menschen erlauben, er jedoch nicht: Einmal ausgebrochen, hatte niemand in seiner Familie und Ahnenreihe die Krankheit besiegt, bei der von einem Tag auf den anderen die Muskeln zu schwinden begannen, dahinschmolzen wie das Eis auf den Dächern der Heilenden Quellen. Nichts half dagegen – weder Arznei noch Gebet. In der Regel fesselte es einen irgendwann ans Bett, wo man, zur völligen Bewegungslosigkeit verdammt, wartete, bis die Atemmuskulatur so schwach wurde, dass man erstickte. Vor diesem Tag hatte Turdon unsägliche Angst. Es war ein qualvoller Tod, den er nicht sterben wollte. Daher führte er stets eine letale Dosis Nervengift bei sich.
    Ein Lächeln überzog sein Gesicht, als er Aluna die Treppen hinabsteigen sah. Sie hielt sich im Geländer fest, und ihre verkrampften Züge verrieten, dass heute kein guter Tag war. Langsam, eine Stufe nach der anderen, mühte sie sich hinab, heftig schnaufend und schwitzend, hinter ihr Burain, der bereit war einzugreifen, sollte sie ohnmächtig werden.
    Sie hob die Augen, sah ihn, Turdon, und schenkte ihm ein tapferes Lächeln.
    Vorsichtig nahm er sie in die Arme, als sie endlich bei ihm war. Er musste sie stützen, so schwach war sie heute. Das machte ihn traurig, aber er wollte sich nichts anmerken lassen. »Schön, dass du da bist.«
    »Ja«, wisperte sie.
    Er hielt sie noch eine Weile, bis sie ohne Hilfe stehen konnte. Das blasse Gesicht, die bläulichen Lippen, das leichte Zittern in ihren Gliedern

Weitere Kostenlose Bücher