Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition)
vorbeiging und auf der Treppe verschwand.
Er seufzte und machte sich auf den Rückweg. Plötzlich spürte er die Kälte, spürte seine Schwäche, spürte die Einsamkeit, die im Zimmer auf ihn wartete.
Morgen siehst du sie wieder , sagte er sich, und die Vorfreude verdrängte alle dunklen Gedanken.
Er schloss sein Zimmer auf, entledigte sich seines Mantels und ließ sich auf einen der beiden Stühle sinken. Dann griff er nach der Karaffe, goss sich den Becher voll, den Aluna kurz vorhin benutzt hatte, und trank. Schmeckte ein bisschen bitter. Stirnrunzelnd setzte er den Becher ab. Noch einmal die Treppen runter und wieder rauf, nur für frisches Wasser? Die Lockung des Schlafs war stärker.
Er streifte gerade seine Hose ab, als ihn plötzlich schwindelte. Noch halb in den Hosenbeinen steckend, sackte er nach vorne. Im letzten Moment gelang es ihm, die Stuhllehne mit beiden Händen zu umfassen und sich abzufangen. Was wer denn jetzt? Hatte er sich überanstrengt? Irgendwie schüttelte er sich aus seiner Hose, und als er einen Fuß frei hatte, stieg er damit auf das andere Hosenbein, um sich zu befreien. Er spürte die Signale seiner Gliedmaßen kaum noch, als würde eine Watteschicht alles abfangen.
Wie auf Stelzen taumelte er zum Bett und ließ sich einfach fallen. Das Gestell quietschte und knarzte empört – aber er hatte es geschafft. Mit letzter Kraft legte er sich auf den Rücken. Es fühlte sich an, als hätte sich seine Krankheit um das Hundertfache beschleunigt. Er verlor die Kontrolle über seinen Körper, war jedoch noch bei Bewusstsein.
Sein Herz begann zu rasen.
»Ich sterbe!«, krächzte Turdon verzweifelt.
»Nicht gleich, aber bald«, ertönte eine kalte, fremde Stimme.
Turdon neigte den Kopf nach links, seine letzte willentliche Handlung, bevor sein Körper nicht mehr der seine war, sondern nur noch ein dumpfer, toter Haufen Fleisch.
Die beiden Türen des großen Schranks schwangen zur Seite. Heraus trat ein Mann. Er war groß, hatte schwarzes, schulterlanges Haar und beunruhigende Augen. Dunkel waren sie, dunkel wie der Tod.
Turdons Herz schlug noch schneller. Nur diesen ratternden Takt spürte er weiterhin.
Der Mann nahm sich einen Stuhl, drehte ihn herum, setzte sich rittlings darauf, die Arme auf den Lehnen verschränkt, und sah ihn an.
»Du bist also derjenige, der sich an meine Frau rangemacht hat.«
Was ist denn jetzt los? , dachte Turdon entsetzt. Alunas Mann? Das darf doch nicht wahr sein!
Gleich zu Beginn ihrer Liaison hatte sie ihn darum gebeten, sie nicht nach ihrer Vergangenheit zu fragen! Dass sie verdammt noch mal verheiratet war, hätte sie allerdings schon sagen können! Und vor allem, dass ihr Gatte ebenfalls in Wintertal war!
»Nun, ich kann es dir nicht verdenken«, fuhr der Mann fort. »Sie ist ein wunderbares Geschöpf. Ich liebe sie sehr.«
Turdon wollte sprechen, doch seine Lippen waren schwerer als Eisenstangen.
»Deine Lippen zucken, du möchtest etwas sagen«, murmelte der Mann. »Zu einer anderen Zeit, in einer anderen Welt – und vor allem unter anderen Umständen – hätten wir uns sogar ganz gut verstanden, denke ich. Aber das geht leider nicht. Das Gift, das ich in die Wasserkaraffe geschüttet habe, während du Aluna zurückgebracht hast, verrichtet sein Werk.« Das Gesicht wurde finster. »Davor war ich die ganze Zeit im Schrank. War nicht schön, das anzuhören.« Er sog an einer Backe, nachdenklich, dann hellte sie sich ein Gesicht ein wenig auf. »Eigentlich kannst du nichts dafür, denn ich nehme an, Aluna hat dir nichts von mir erzählt.« Nun stand er auf, rückte den Stuhl weg und blickte Turdon weiterhin an. Ein Ausdruck von tief versenkter Trauer lag in den Augen. »Ich möchte, dass du nun mit deinem Leben abschließt.« Damit wandte er sich ab und verließ das Zimmer.
Abschließen? Nein! Er wollte nicht sterben! Turdon konzentrierte sich, bündelte seine ganze Willenskraft und befahl seinem Körper, sich zu regen.
Schrie innerlich auf vor Anstrengung.
Nichts.
Nicht einmal der kleine Finger zuckte.
Die Zimmertür schwang auf.
Herein trat der Fremde. Er trug jemanden auf seiner Schulter. Er gab dem Türblatt einen Fersenstoß, sodass es wieder ins Schloss fiel. Dann ging er zum Bett und legte den Körper ab.
Turdon erhaschte nur einen kurzen Blick auf das Gesicht des anderen Opfers. Es war sein Vater.
Der Fremde ging zum Schrank, holte einen Beutel und förderte ein Tongefäß und einen Wattebausch zutage. Er entkorkte die
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