Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition)
schubste ihn so heftig, dass Gerom ausglitt und mit einem Knie in den Schlamm sank. Ungläubig richtete er sich auf. »Hast du jetzt den Verstand verloren?«, knurrte er und stieß beide Hände gegen Tostes Brust. Dieser taumelte ein paar Schritte, dann, mit einem unartikulierten Schrei, griff er Gerom an. Er feuerte einen linken Haken ab, dem ihr Vater irgendwie ausweichen konnte. Der nächste Schwinger jedoch traf ihn am Kinn. Seine Beine knickten ein, er strauchelte, dann krachte Tostes Stiefelspitze mit voller Wucht gegen den Rippenkasten. Röchelnd kippte Gerom nach vorne.
»Alles nur deinetwegen, du verfluchter Idiot!«, gellte Toste und trat erneut zu. Und wieder. Und wieder.
Laris traute ihren Augen nicht, und auch Ugdar und Rul standen wie angewurzelt da und schauten ihrem Vater dabei zu, wie er drauf und dran war, Gerom umzubringen. Der nächste Tritt traf das Gesicht. Es knackte. Blut schoss aus der Nase. Gerom gab keinen Laut von sich, wimmerte nicht einmal.
Laris’ Gedanken überschlugen sich.
Er bringt ihn wirklich um!
Mit dem Dolch würde sie diesem Berserker nicht Herr. So steckte sie diesen zurück und entschied sich für eine andere Waffe in Griffweite: einen der Bögen. Das Glück war ihr hold, er lag auf einer trockenen Stelle, die Sehne war somit intakt und nicht nass. Pfeile steckten griffbereit in der Erde. Sie legte eines der gefiederten Geschosse auf. Ein Ruck, und sie war gespannt.
Toste holte erneut aus.
Soll ich wirklich?
Plötzlich und ohne ihr Zutun pfiff der Pfeil davon und versank rechts in Tostes Bauch. Er schrie auf, umfasste den Pfeil und wollte ihn wohl herausziehen, brach jedoch in die Knie.
Ugdar und Rul erwachten aus ihrer Starre.
Hasserfüllt blickten sie Laris an. Ugdar riss sein Schwert aus der Scheide, Rul sprintete zum nächsten Bogen.
Panisch legte Laris den nächsten Pfeil auf, aber die Kerbe rutschte ihr von der Sehne, sodass sie kostbare Zeit verlor. Ugdar schlug zu.
Reflexartig sprang sie zurück.
Die Klinge wischte eine Handbreit an ihrem Gesicht vorbei. Rückwärtslaufend fummelte sie am Pfeil herum. Endlich lag er wieder auf der Sehne.
Sie spannte den Bogen, schnell, unkontrolliert, und feuerte auf kürzeste Distanz. Der Pfeil schoss nach unten. Knapp oberhalb des Knöchels drang er in den Unterschenkel und durchschlug ihn glatt.
Mit einem erstickten Schrei ging Ugdar zu Boden und umklammerte seinen Fuß.
Ein Schlag an der linken Schulter, mit so viel Wucht, dass es Laris einmal um die eigene Achse drehte. Schmerz explodierte. Sie fiel auf den Rücken. Benommen sah sie nach links. Ein Pfeil steckte in ihrer Schulter. Sie wollte sich aufrichten, doch die Bewegung erstarb, da Wellen aus Pein und Übelkeit durch ihren Körper rollten. Lediglich den Kopf vermochte sie zu heben. Gerade legte Rul den nächsten Pfeil auf, sein Gesicht verzerrt vor Wut und grimmiger Entschlossenheit. Da der linke Arm gebeugt und völlig nutzlos auf ihrem Bauch lag, brachte sie es gerade so fertig, sich auf den rechten Ellenbogen zu stützen. Das war alles.
Rul spannte die Sehne und zielte.
Es ist aus!
Da tauchte Gerom hinter ihm auf, einen Streitkolben in der Hand, und führte einen schwachen Hieb gegen den Kopf. Rul jaulte auf, taumelte zur Seite. Seine Knie wackelten, der Bogen entglitt seinen Fingern.
Gerom stürzte. Sein Gesicht war blutüberströmt. Nur die aufgerissenen Augen und gefletschten Zähne schimmerten weiß.
Rul hielt sich eine Zeit lang den Hinterkopf. Dann nahm er die Hand fort, schaute das Blut an, ehe er sein Schwert aus der Scheide löste und Gerom einen vernichtenden Blick zuwarf.
Laris presste die Lippen zusammen erhob sich auf die Knie. Ihre Lippe blutete wieder. Sie spuckte aus, stand mit letzter Kraft auf, fühlte sich, als befände sie sich im Krähennest eines sturmgebeutelten, heftigen krängenden Schiffs.
Rul schenkte ihr keine Aufmerksamkeit, sondern ging auf wackeligen Beinen zu Gerom. Das Schwert schleifte er hinter sich her, während das Blut von der Hinterseite seines Schädels den Nacken hinab in den Kragen seines Hemdes rann.
Er wird ihn umbringen!
Aber was konnte sie tun? Bei jeder noch so geringen Bewegung rasten Flammen ihre Nervenbahnen entlang. Tränen quetschten sich aus ihren Augen, sie presste die Lippen zusammen, um nicht zu wimmern, als sie einen Fuß vor den anderen setzte. Dabei kam sie an Ugdar vorbei, der stöhnend versuchte, auf die Beine zu kommen.
Sie stieß den Stiefelabsatz auf die Wunde. Dabei brach der
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