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Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition)

Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition)

Titel: Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hohmann
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Blut, denn es tränkte den Strick und machte ihn rutschig. Lorgyn fuhrwerkte ein bisschen herum, drehte die Hände, bewegte die Finger. Plötzlich hatte er die erste Hand draußen, dann die zweite. Ächzend rollte er sich auf den Bauch. Er nahm ihren Dolch, kämpfte sich in die Höhe und strebte auf Ugdar zu.
    Halb kriechend, halb krabbelnd, versuchte dieser, den Bogen zu erreichen, mit dem Laris ihm den Unterschenkel durchbohrt hatte. Das verletzte Bein hielt er steif, als wäre es aus Holz, was seinen Bewegungen etwas Groteskes verlieh.
    Lorgyn holte ihn mühelos ein.
    Ugdar blickte über die Schulter, wühlte sich schneller durch den Matsch, ehe er das Gleichgewicht verlor und hinschlug. Mit den Knien voran ließ sich Lorgyn auf seinen Rücken fallen, nagelte ihn an Ort und Stelle fest. Laris sah nur Ugdars Stiefel und Beine und Lorgyns Rücken. Lorgyn streckte beide Arme nach vorne. Einen Moment später hörte sie ein gurgelndes Röcheln, und Ugdars Beine begannen zu zucken. Das dauerte ein paar Herzschläge. Dann lag er still.
    Lorgyn rappelte sich auf, sah sich um und kam zu Laris. Dolch und Hand, in der er die Waffe hielt, leuchteten rot vor frischem Blut.
    Er steckte die Klinge in die Erde, griff Laris unter die Achseln und hob sie hoch. Der Schmerz machte sie fast wahnsinnig. Sie schrie auf, doch er ließ nicht locker. Endlich stand sie aufrecht. Das Brennen, als bohre jemand mit dem Finger in der Wund herum, steigerte sich, sodass sie meinte, siedendes Öl fräße sich in ihr Fleisch. Sie atmete heftig, zwang die Übelkeit zurück, lehnte sich gegen ihn, bis der Schmerz endlich einen kleinen Teil ihrer Aufmerksamkeit freigab. Ihr banger Blick erfasste den Hof.
    Nein – Schlachtfeld war der passende Begriff.
    Das tote Pferd, der zerwühlte Boden; Ugdar, um seinen Kopf herum ein rostbraunes Gemisch aus Matsch und Blut; Rul, sein Gesicht blass und glatt wie Elfenbein, die linke Körperhälfte blutgetränkt; Toste, auf dem Rücken liegend, umklammerte mit einer Hand den Pfeilschaft. Er atmete noch. Wenige Meter entfernt war ihr Vater. Sie sah genau hin. Auch seine Brust hob und senkte sich.
    »Bring mich zu ihm!«
    Lorgyn schlang ihr den rechten Arm um die Hüfte und stützte sie beim Gehen.
    Gerom würde sterben, sie sah es auf den ersten Blick. Überall Blut, sein Wams war durchtränkt, und es quoll immer noch aus der tiefen Wunde, ein schwacher Springquell, der erst mit dem letzten Herzschlag versiegen würde. Der Tod schwebte als glasiger Schatten in seinen Augen.
    »Laris«, röchelte er und wollte die Hand heben.
    Sie ließ sich neben ihm auf die Knie sinken. Tränen stiegen ihr in die Augen. »Oh Vater«, schluchzte sie und legte ihm die Hand auf die verschmierte Stirn.
    Er schloss die Augen. »Tut mir so leid«, kam seine Stimme wie Geisterhauch. »… viele Fehler gemacht, viel Unrecht begangen. Alles falsch.«
    »Ist schon gut«, sagte sie, obwohl sie seine Worte nicht verstand. Natürlich, irgendetwas war furchtbar schiefgelaufen, doch das war ihr im Moment egal.
    Mühsam öffnete er die Augen wieder. »Du … bist mein Ein und Alles. Wollte dich nur schützen. Wollte nicht wirklich, dass du gehst …«
    »Ich weiß, Vater.«
    Er schluckte, und für einen Moment vertrieb ein flehender Ausdruck den Tod in seinen Augen. »Verzeih mir!« Diesmal schaffte er es tatsächlich, seinen Arm zu heben, und ergriff ihre Hand.
    »Es gibt nichts zu verzeihen.« Sie erwiderte den Druck seiner kalten Finger. Dann wich die Kraft aus seinem Körper. Sein Kopf kippte zur Seite, die Hand rutschte aus Laris’ Fingern und klatschte auf die Erde.
    Seltsamerweise trocknete der Quell ihrer Tränen mit einem Schlag aus. Klar und grausam schnitzte sich der Anblick des blutbesudelten Körpers in ihr Leibgedächtnis.
    Ein langes Seufzen entglitt ihr. Dann half Lorgyn ihr auf die Beine und führte sie zu Toste, der kaum besser dran war als Gerom. In Bälde würde er seinen einstigen Freund auf die lange Reise begleiten, von der noch nie jemand zurückgekehrt war. Seine Wangen waren eingefallen, der Blick hohl und voller Qual. Er zitterte unkontrolliert, die blutleeren Lippen genauso weiß wie die Knöchel seiner Finger, die er um den Pfeilschaft klammerte.
    Lorgyn drückte ihr den Dolch in die rechte Hand. »Das steht dir zu.«
    Einen Moment verstand sie nicht. »Nein«, sagte sie dann, als ihr aufging, was er meinte. »Ich will das nicht tun.«
    Lorgyn nickte. »Ich verstehe. Er soll leiden. Auch gut.«
    »Nein«, sagte sie

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