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Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition)

Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition)

Titel: Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hohmann
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dasselbe Funkeln, wie wenn er einem Auserkorenen den Opferdolch in die Brust rammte. Geahnt hatte Gerom schon lange, dass Toste Freude am Töten hatte oder zumindest an der Macht, der Herr über Leben und Tod zu sein. Die ganzen Waffen, die griffbereit im Haus lagerten, und die rasche Entscheidung, die Soldaten einfach zu töten, sprachen für eine tief verwurzelte Neigung zu Gewalt.
    Scheiße! Das wird kein gutes Ende nehmen!
    Toste hob den Bogen, der Pfeil lag schussbereit auf der Sehne, die ein trockenes Knarzen von sich gab, als er sie langsam und ruhig auf Zug brachte.
    Gerom rann ein Schweißtropfen ins Auge, den er hektisch wegzwinkerte. Seine Arme und Hände zitterten, er meinte, unter dem Rauschen in seinen Ohren höre er den schweren Schlag von Schicksalsglocken, als er es Toste gleichtat und anlegte.
    Toste bemerkte seine Unsicherheit, obwohl er am Pfeilschaft entlangschaute. »Bleib ruhig, mein Freund. Wie es ist, jemanden zu töten, weißt du doch.«
    Ja, aber nur im Rausch des Krauts, das wir vor einem Opfer genießen, nur im Rausch des Weins, den wir in unsere Kehlen stürzen!
    Der schwere, dumpfe Mantel des Zweifels legte sich auf Geroms Schultern. In was war er nur hineingeraten? Hier stand er, einen Bogen in der Hand, bereit, Menschen aus dem Sattel zu schießen, die nur ihrer Pflicht nachgingen. Er dachte an die zahlreichen Menschen, jung wie alt, die sie über die Jahre dem Opferdolch dargeboten hatten. War es richtig? Nutzte es etwas? Oder war es nur ein grausamer, fehlgeleiteter Brauch, der Leid brachte – und nichts sonst?
    Am Totenbett meines Vaters habe ich es geschworen! Ich kann mein Wort nicht brechen!
    In diesem Moment bangen Wartens auf das Unvermeidliche ging ihm auf, dass er diesem Schwur auf Gedeih und Verderb ausgeliefert war. Toste akzeptierte nichts anderes als bedingungslose Hingabe. Er kannte kein Für und Wider. Einerseits bewundernswert, andererseits beängstigend. Für die Dauer eines Lidschlags malte Gerom sich aus, wie er aus der ganzen Sache ausstieg, alles hinwarf, das Gelübde brach.
    Toste würde nicht nur toben und brüllen und fluchen … Nein, er würde mir ohne viel Federlesens einen Pfeil ins Herz jagen!
    Ein Schatten zwischen den Bäumen.
    Der Erste von ihnen!
    Erst einen Soldaten nach dem anderen töten, sodann Lorgyn, den Mann, den meine Tochter liebt.
    Gerom grub die Zähne in die Unterlippe, als der Reiter in den Hof preschte.
    Ich kann nicht mehr zurück.
    »Stirb!«, schrie Toste.
    »Nein!«, brüllte Gerom und warf sich auf ihn.
    Zu spät!
    Über Tostes überraschtes Keuchen vernahm er das Sirren eines von der Sehne schnellenden Pfeils.
     

Kapitel 8
     
    Mut steht am Anfang des Handelns, Glück am Ende.
     
    Demokrit
     
     
    In gestrecktem Galopp fegte Laris auf Tostes Hof. Ihr Blick fing so viele Details ein, dass sie mit dem Einschätzen der Situation nicht nachkam. Vier Personen: Toste, Ugdar, Rul und Gerom. Alle hielten etwas in den Händen.
    Bögen.
    Und alle waren gespannt.
    Ein dumpfer Schlag der Angst in ihrer Brust, das war alles, ehe Toste irgendetwas brüllte. Einen Herzschlag später schrie Gerom auf und stürzte sich auf ihn.
    Etwas blitzte im Sonnenlicht auf. Ein gleißender Punkt, der auf sie zuraste.
    Ein Geräusch, als jage man eine Klinge in einen Kürbis. Ihr Pferd wieherte schrill. Die Vorderhufe knickten ein. Die Welt sackte nach unten weg. Das Momentum katapultierte sie aus dem Sattel, in ihren Ohren nur das Rauschen von Wind und der nachhallende Schrei des Ponys. Mit unglaublicher Wucht klatschte sie auf den Boden. Der Schlag peitschte durch ihren Körper, drosch ihr die Luft aus den Lungen. Sie rollte auf dem matschigen Untergrund, blieb orientierungslos liegen, blinzelte, spürte kalten Schlamm im Gesicht. Etwas war in ihrem Mund. Sie spuckte aus. Das kleine Stück eines Zahns flog in den Dreck. Nochmals spuckte sie aus, diesmal Blut.
    Wieder Rufe, dann Schritte.
    Jemand drehte sie auf den Rücken.
    Geroms Gesicht erschien über ihr.
    »Laris!«, rief er entsetzt. »Sag etwas, bitte!«
    Sie versuchte, Worte zu formen. Es war, als spräche sie durch ein Tuch, das jemand ihr auf den Mund drückte. Schmerz meldete sich, zupfte an ihrer Oberlippe. Benommen führte sie die Hand dorthin.
    Blut.
    Vorsichtig hob Gerom sie auf, schlang ihren Arm um seinen Hals, stützte sie an der Hüfte. Ihre Beine funktionierten, irgendwie, hielten ihr Gewicht. Obwohl ihr schwindlig war, begann ihr Verstand wieder zu arbeiten. Sie drehte den Kopf. Ihr

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