Magier unter Verdacht
haben ihn gefunden. Und wir wollen –“
„Kinder, die was wollen, kriegen was auf die Bollen!“, fauchte der Mann. „Das ist mein Sessel, verstanden!?“
„Auf die Bollen?“, fragte Ağan verständnislos.
„Das heißt den Hintern versohlen“, flüsterte Jenny.
Ağan starrte den Mann an. „Das ist doch Napfsülze!“, schrie er.
„Als ob du wüsstest, was Napfsülze ist.“ Der Mann ging kopfschüttelnd zur Fahrertür.
„Ja, das ist Fleisch und Wurst und Ei in Aspik“, sagte Ağan gefährlich drohend. „Ich weiß genau, was das ist. Und auf die Bollenbekomme ich auch nichts. Ich will nur meinen Sessel wieder. Er braucht mich!“
„Ich brauch den aber leider mehr als du.“ Der Mann sah Ağan an, als wolle er ihm Angst machen. Aber dann schüttelte er den Kopf, sprang hinter sein Steuer und brauste davon.
„Das war eine große Dreistigkeit“, sagte Ağan zu Jenny und Addi. „Der Sessel gehört dem Mann nicht und er hat gelogen!“
„Ja“, bestätigte Addi. „Sonst hätte Goffi ihn auch nicht so angefaucht. Das tut er nur, wenn andere Diebe in sein Revier eindringen.“
„Na gut, aber was soll jetzt passieren?“, fragte Jenny säuerlich. „Kommt etwa irgendjemand und verhaftet den Typen? Wohl kaum! Leute, er hat eben einen Sessel vom Straßenrand weggeräumt. Sperrmüll, kann man sagen, dafür stellt ihm niemand nach.“
„Und der Beutel?“, fragte Addi.
„Futsch!“, gab Jenny zurück.
„Dabei ist der Inhalt dieses Beutels sicher sehr wichtig“, meinte Ağan geknickt.
Jenny knibbelte nachdenklich an ihren Haarspitzen. „Woher willst du das denn wissen? Und wieso glaubst du das?“
„Weil ich das dem Dschinn schulde. Das war die Aufgabe, die er mir gegeben hat.“
Jenny wurde puterrot. „Jetzt hör endlich mit deinem Dschinn auf! Das war ein alter, früher mal sehr schöner roter Sessel, okay. Und dadrin war auch ein Beutel versteckt, okay. Aber egal! Der Sessel ist weg und der Beutel auch. Und Berlin ist groß. Also vergiss es!“
„Wenn wir Erwachsene wären, hätte der Dieb den Sessel nicht einfach mitgenommen!“, beharrte Ağan.
„Stimmt“, sagte Addi. „Und das ist nicht in Ordnung.“
Jenny zuckte die Schultern. Dann fiel ihr Blick auf das vollkommen zerlaufene Eis in Addis Hand. „Du hast ja wirklich nicht weitergeleckt.“
„Hast du doch gesagt.“ Addis graue Augen glitzerten unter seinem zu langen Pony. „Ich bin ja auch kein Dieb!“
Ağan stieß Jenny an. „Jenny, ich möchte, dass wir uns auf die Spur des Sessels machen. Ich weiß genau, wenn wir diesen Fall nicht lösen, wird der Sessel nie wieder jemandem Glück bringen. Dann zieht sich der Dschinn für lange Zeit oder für immer zurück.“
Jenny stöhnte. „Das kann doch nicht wahr sein!“
„Bitte, meine Freunde“, sagte Ağan. „Tut mir den Gefallen und lasst uns versuchen, die Spur des Sessels zu finden. Ich bin sicher, dass es sich um etwas handelt, das der Aufmerksamkeit der Unsichtbar-Affen würdig ist!“
„Und immerhin hat Goffi den Typen angefaucht“, ergänzte Addi. „Das spricht ganz klar für Ağans Plan.“
Jenny biss sich auf die Lippen. Dann warf sie den Kopf in den Nacken. „Okay, aber nur weil ihr meine Freunde seid.“
„Danke“, sagte Ağan. „Ich bin sicher, du wirst es nicht bereuen.“
„Und wo sollen wir anfangen?“, fragte Addi. „Wo ist die erste Spur? Den Typ finden wir ohne einen weiteren Hinweis bestimmt nicht …“
„Dann müssen wir eben etwas über den Sessel erfahren“, meinte Ağan. „Vielleicht kommen wir so zu dem Dieb.“
„Und wie willst du das anstellen?“, wollte Jenny wissen.
„Na, wenn wir herausfinden, warum der Dieb den Sessel genommen hat, verrät uns das möglicherweise etwas über ihn oder sein Motiv!“, erklärte Ağan.
„Das ist eine gute Idee“, stimmte Jenny zu. „Wo kam der Sessel denn her?“ Fragend sah sie Ağan an.
Aber der zuckte zu ihrer und Addis Überraschung die Schultern. „Das weiß ich nicht. Er ist einfach so auf und ab gewandert hier in der Straße. Mal stand er da, dann da und heute eben hier …“ Ağan zeigte umher.
„Zuletzt war er jedenfalls dort drüben in der Toreinfahrt“, meinte Jenny. „Da kam er raus, als wir vorhin in die Straße gekommen sind.“
„Dann gucken wir doch erst mal dort nach“, schlug Addi vor. „Los, Leute, kommt!“
Er warf das restliche Eis weg, ließ sich von Goffi die Finger ablecken und stiefelte voraus duch die Toreinfahrt in einen Hof.
Diesmal
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