Magier unter Verdacht
Ecke?“
„Was geht dich denn das an?“, fragte der Kleinere der beiden.
„Ich will wissen, wo man hier Fußball spielen kann“, gab Jenny ungerührt zurück.
„Du bist doch ein Mädchen“, sagte der andere Junge. „Was willst du denn im Käfig?“
„Ey, jetzt pass aber mal auf, sie gehört überhaupt nicht in einen Käfig, klar!“, giftete Addi.
Jenny zwinkerte den Jungen zu. „Mein Kumpel hier hat keine Ahnung, hört nicht auf den. Ich gehöre genau in den Käfig!“
Die beiden kicherten. „Wo kommt denn der Spacko her? Der hat ja echt keinen Durchblick. Im Käfig spielt man Fußball. Das ist ein Bolzplatz und kein Zoo oder so was. Da kommt ihr wohl her mit eurem Affen, was?!“
Addi lief rot an.
Aber Ağan beruhigte ihn. „Komm, bleib cool, die wissen bestimmt, wo der nächste Bolzplatz ist.“
„Na gut“, murmelte Addi.
Die Jungen grinsten ihn hämisch an. „Dahinten sind zwei Plätze“, sagte der Kleinere schließlich. „In der Boddin und der Werbellin. Allerdings sind dort meistens Größere, da braucht man Glück, um da spielen zu können.“ Er warf Jenny einen abschätzigen Blick zu. „Und ich glaube echt nicht, dass dich da einer mitmachen lässt als Mädchen.“
Die beiden Knirpse gingen weiter und stießen sich lachend an, sodass sie abwechselnd gegen Passanten prallten.
„Manometer!“ Addi schüttelte den Kopf. „Die werden auch immer frecher, diese Minipopel.“
„Wir sind in Neukölln, mein Freund“, sagte Ağan gelassen. „Hier ist jeder der Herr der Straße!“
Die Minipopel, wie Addi sie genannt hatte, hatten vollkommen richtiggelegen. Auf dem ersten Käfigplatz waren nur Teenager und Fußball gespielt wurde gar nicht. Die Jungen hockten einfach da, rauchten, hörten Musik und machten ab und zu ein paar Kampfsportsprünge.
„Hier sind wir falsch, und zwar sehr falsch“, murmelte Ağan.
Jenny nickte bloß. „Die bauen sich bestimmt keinen alten Sessel als Torpfosten auf!“
Schnell zogen die drei Freunde weiter.
Auf dem anderen Bolzplatz wurde zum Glück Fußball gespielt. Zwei Mannschaften von je sechs Spielern kämpften heftig um einen gold-schwarzen Ball.
„Gib ab, du Pfosten!“, rief der eine Torwart.
„Mach ich schon!“ Doch im Gegensatz zu seinen Worten zog der schlaksige Stürmer ab und schoss aufs Tor.
Obwohl der Torwart ziemlich korpulent war, parierte er sicher.
„Abgeben, nicht abziehen! Oh nee, ey, voll der Egoist!“, rief erdem Jungen zu. Er lief zu ihm und klatschte sich mit ihm ab. „Musst dir mal was Neues einfallen lassen, Langer.“
Schnell ging Jenny zu den beiden. „Hallo! Spielt ihr manchmal in dem Hof mit dem hohen Eisentor und der Mauer mit der Baustelle auf der anderen Seite?“
„Die Mauer muss weg!“, lachte der große Stürmer. Dann musterte er Jenny genauer. „Wieso willst du das denn wissen?“
„Es geht um den Sessel“, sagte Jenny.
„Um welchen Sessel?“
„Den roten.“ Ağan trat neben Jenny. „Den ihr vielleicht als Torpfosten benutzt habt.“
„Was soll denn mit dem sein?“ Der Torwart sah Ağan misstrauisch an.
„Nichts eigentlich“, antwortete Jenny. „Außer dass wir wissen müssen, wo ihr den herhattet.“
Jetzt begannen sich auch die anderen Spieler um die Unsichtbar-Affen zu scharen. Goffi fauchte. Aber darauf achtete keiner. Die Fußballspieler starrten alle nur Jenny an und schwiegen bedrohlich.
„Was ist denn mit diesem Sessel?“, fragte einer der Jungen. „Gehört der euch?“
„Wollt ihr etwa behaupten, dass wir den geklaut haben?“ Einschüchternd baute sich ein weiterer Spieler vor Ağan auf.
„Nein“, sagte Jenny ruhig. „Das hat keiner gesagt.“
„Das würde euch auch schlecht bekommen, wir lassen uns nicht gerne als Diebe beschuldigen!“
„Genau, von uns hat jeder ein Herz aus Gold.“
Die Jungen schlugen sich gröhlend mit der Faust auf die Brust.
Jenny kicherte. „Wie süß!“
„Was gackerst du denn da so, du Toastbrot!“ Der Torwart machte einen Schritt auf sie zu.
„Für einen mit einem Herz aus Gold hast du aber ganz schöne Kartoffelsprüche drauf!“, fuhr Jenny ihn an. „Also, noch mal ganz langsam zum Mitschreiben. Wir suchen die Spur des roten Sessels, wir müssen wissen, wo er herstammt!“
„Und warum kommt ihr damit ausgerechnet zu uns?“, rief der Torwart und schlug seine Handschuhe gegeneinander.
Allmählich wurde die Situation ungemütlich.
Jenny richtete sich hoch auf. Ein später Sonnenstrahl fiel auf ihr Haar, das
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