Magier unter Verdacht

Titel: Magier unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Pfeiffer

Vom Netzwerk:

Müllkippe gibt es richtige Schatzsucher. Es ist zwar verboten, aber nachts schleichen die sich in die Müllberge, ausgerüstet mit Goldsuchgeräten und abgedunkelten Taschenlampen, und durchsuchen den Stadtmüll nach Kostbarkeiten. Manche von ihnen leben in geheimen Höhlen und kommen nur nachts zum Vorschein.“
    „Das klingt ja richtig gruselig …“ Addi sah Ağan fragend an. „Denkst du dir das gerade aus?“
    „Nein, das hat mir mein Vater erzählt. Der hat nachts mal so einen in seinem Taxi direkt von der Müllkippe zu einem geheimen Schmuckhändler gefahren, wo der Schatzsucher seine Funde verkaufen wollte.“
    Jenny lachte auf. „Ja, ja, klar! Gute Geschichte, aber darf ich euch daran erinnern, dass wir wegen des Sessels hier sind? Habt ihr das etwa schon wieder vergessen?!“
    „Überhaupt nicht“, entgegnete Ağan ernsthaft. „Ich dachte nur gerade, vielleicht war der Sessel ja der Thron eines solchen Müllschatzsuchers …“
    „Das glaube ich nicht. Aber das werden wir auch nie erfahren, wenn wir jetzt nicht dem Müllwagen nachlaufen!“ Jenny zeigte auf den orangen Laster, der eben dicht an ihnen vorbeifuhr. „Los, wir müssen da hin, wo der hält.“
    Das war zum Glück nicht allzu weit.
    Schon nach wenigen Metern stoppte das Gefährt, aus dessen Innerem nichts zu hören, aber doch einiges zu riechen war. Sofort sprangen die Müllmänner ab und gingen auf eine Haustür zu. Einer von ihnen öffnete sie mit einem Schlüssel, der an einem riesigen Schlüsselbund hing. Dann hakte er die Tür fest, sodass sie offen stehen blieb, und die beiden Müllmänner gingen durch den Hausflur Richtung Hof.
    Schnell eilten die Unsichtbar-Affen den Männern nach. Goffi wippte fröhlich auf Ağans Schulter und hielt sich dabei in dessen Haaren fest. Bei den Mülltonnen holten sie sie ein.
    Ağan sprach als Erster. „Guten Tag, liebe Müllmänner!“
    „Was ist los?“ Einer der beiden fuhr herum. „Habe ich da eben liebe Müllmänner gehört? Ich traue ja meinen Ohren kaum.“
    Der Müllmann war groß und blond, lispelte etwas beim Sprechen und trug einen silbernen Ohrring.
    „Oh, da haben Sie sich nicht verhört“, sagte Ağan. „Aber ich wusste nicht, wie ich Sie besser ansprechen sollte. Ehrenwerte Müllmänner schien mir zu fein und hallo, Müllmänner zu wenig höflich. Ist es also recht, wenn ich Sie liebe Müllmänner nenne?“
    „Klar, Jungchen, klar.“ Der zweite Müllmann grinste breit. „ Liebe Müllmänner geht schon in Ordnung. Um was geht es denn? Wenn du uns sagen willst, dass die Tonnen wieder zu voll sind, sind wir nämlich die Falschen. Da musst du mit dem Hausbesitzer sprechen, der hat nicht mehr bestellt.“
    Er zeigte auf eine Reihe überquellender Mülltonnen. Bei allen standen die Deckel offen und einige Tüten und Pappkartons lagen sogar daneben.
    „Nein, darum geht es nicht“, erklärte Ağan rasch. „Es geht um eine Suche.“
    „Oh Mann, dann ist es hart“, sagte der erste Müllmann, während er sich zwei Tonnen schnappte und mit Schwung auf den Hintereingang des Hausflurs zusteuerte.
    „Stark“, meinte Addi.
    „Was?“, fragte der Müllmann.
    „Wie Sie die Tonnen manövrieren und jede nur mit einer Hand, das ist echt stark.“
    „Oh, und das ist nicht mal meine beste Nummer“, lachte derMüllmann. „Ich kann auch eine Bierflasche auf meinen Muckis tanzen lassen. Wollt ihr mal sehen?“
    Die drei Freunde nickten.
    Der Müllmann stellte seine Tonnen ab, ging zur Altglastonne und suchte eine leere Bierflasche hervor. Er wischte sie an seiner Hose ab und zog dann seine orange Jacke aus. Im nächsten Moment spannte er den Bizeps an, stellte die Flasche mit dem Hals zuunterst darauf und ließ sie dann durch An- und Abschwellender Muskeln munter in die Höhe springen. Dazu schnalzte er mit der Zunge und sang lispelnd: „Ich bin der starke Holger, ein richtig wildes Tier! Auf meinen Muskelarmen, da tanzt sogar das Bier!“

    Addi, Ağan und Jenny klatschten begeistert in die Hände.
    „Cool!“, rief Addi. „Echt cool!“
    Der Müllmann grinste und beförderte die Flasche mit einem gekonnten Wurf wieder in den Container, wo sie krachend zerbarst.
    „Und was ist das nun mit eurer Suche?“, fragte er dann. „Habt ihr etwas im Müll versenkt, was ihr jetzt sucht? Da muss ich euch leider enttäuschen. Was einmal im Müllwagen landet, das finden nur die Ratten auf der Müllkippe wieder.“
    „Nein, wir haben nichts versenkt“, sagte Ağan rasch. „Es geht vielmehr um