Magier unter Verdacht
überhaupt aus einer dieser Wohnungen, könnte das ein guter Plan sein.“
Ağan schloss die Augen und holte einmal tief Luft.
„Dieser enge Hinterhof scheint mir der richtige Ort, an dem ein Glücksdschinn seine Arbeit beginnen kann. Wo, wenn nicht hier, sollte in Berlin Glück gebraucht werden?“
„Und was für ein Glück hat der Sessel dem Torwart gebracht?“, fragte Jenny spitz.
Ağan lächelte. „Er konnte in Ruhe seine Comics lesen. Und außerdem hat er es geschafft zu verhindern, dass seine Freunde sich über ihn lustig machen.“
„Das war ja wohl mehr eine Lüge als Glück“, entgegnete Jenny.
„Da siehst du, auch eine Unwahrheit kann Freude bringen“, sagte Ağan philosophisch. „Aber jetzt sollten wir uns wirklich auf die Suche machen.“
Dieser Meinung waren auch Addi und Jenny. Schnell skizzierten sie sich einen Plan der Fenster, hinter denen sie ältere Bewohner vermuteten. Es gab insgesamt drei Aufgänge und in jedem lagen auf fünf Etagen je zwei Wohnungen. Von diesen kamen insgesamt sieben infrage.
Ins Haus zu kommen, war leicht. Die Unsichtbar-Affen klingelten einfach so lange, bis jemand auf den Summer drückte. Eine Gegensprechanlage gab es nicht.
Das Treppenhaus war ebenso eng und dunkel wie der Hof und es roch nach kaltem Essen. Goffi schnatterte aufgeregt, während sie langsam nach oben gingen. Aus einer Wohnung drang laute Musik und vor der nächsten standen ein Dreirad und viele Kinderschuhe. Irgendjemand hatte auf jedem Treppenabsatz einen alten Stuhl hingestellt.
„Das ist ein sehr freundliches Hinterhaus!“, bemerkte Ağan. „Alte Menschen können hier immer wieder ein Päuschen machen.“
Goffi gefiel es offenbar auch. Er sprang auf die Lehne des Stuhls und turnte daran herum.
„Du kannst hier sitzen bleiben“, flüsterte ihm Addi zu. „Wir kommen gleich wieder!“
Vergnügt turnte Goffi weiter.
Im dritten Stock lag die erste Wohnung mit einem Blumenfenster. Palitzsch, stand an der Tür.
Jenny drückte auf den Klingelknopf.
„ Jaaaa? “, ertönte zehn Sekunden später eine schrille Stimme hinter der Tür. „ Weeeer ist da?“
„Guten Tag!“, rief Jenny. „Mein Name ist Jenny Schneider –“
„Ich kaaaaufe nichts“, kam es von innen zurück. „Ich brauche keine Zeitungen, ich will kein religiöses Heft und ich habe auch gar kein Geld! Überfall ist zwecklos!“
Jenny sah Addi und Ağan an. „Das ist eine alte Frau“, sagte sie leise. „Und sie hat ganz offenbar Angst!“
„Mit wem flüstern Sie denn da?“, ertönte die Stimme plötzlich ganz nah von innen. Dann wurde der Türspion geöffnet und ein dünner Lichtstrahl fiel kurz in den Flur, ehe das Auge, das sich nun dagegenpresste, ihn wieder verdunkelte.
„Mit meinen Freunden“, antwortete Jenny. „Und ich will Ihnen nichts verkaufen. Wir wollten Sie nur etwas fragen. Da stand neulich unten im Hof so ein alter roter Sessel …“
„ Jaaa “, kam es durch die Tür zurück. „Der war da! Habt ihr den da hingestellt?“
„Nein“, sagte Jenny. „Wir wollten eigentlich fragen, ob Sie wissen, wer das gewesen sein könnte.“
„Das weiß iiiich doch nicht. Habt ihr euch den Hof mal genauer angeschaut? Soll ich da vielleicht den ganzen Tag draufkucken? Also wirklich! Und jetzt lasst mich in Ruhe.“
Wieder fiel ein dünner Lichtstrahl durch den Spion, dann war es hinter der Tür still.
„Komisch, aber nützlich“, meinte Ağan, nachdem er eine Weile schweigend gelauscht hatte. Er winkte Addi und Jenny weiter mit sich nach oben.
Die Unsichtbar-Affen erreichten den nächsten Absatz.
In dieser Wohnung hatten ein paar Aufkleber das Fenster zumHof geschmückt, aber niemand öffnete und es war auch nichts zu hören.
Jenny sah auf ihren Zettel. „Das waren die bunten Fenster in diesem Haus schon. Vielleicht haben wir in den anderen Aufgängen ja mehr Glück.“
Die Unsichtbar-Affen nahmen Goffi mit und gingen quer über den Hof auf den zweiten Eingang zu. Sie wollten eben mit der Klingelmethode starten, da erschallten hinter ihnen mehrere helle Kinderstimmen: „Da lang, da lang!“
Als sie sich umwandten, sahen sie zwei weiß gekleidete Krankenpfleger, die einen Rollstuhl in den Hof schoben. Darin saß eine zierliche ältere Dame in einem geblümten Kleid. Sie hielt eine Handtasche auf dem Schoß und lächelte den Kindern zu.
„Danke, Melinda, Christiane und Ariella! Das war wirklich lieb von euch, dass ihr den beiden Herren den Weg gezeigt habt!“
„Ja, Uromi!“, riefen
Weitere Kostenlose Bücher