Magier unter Verdacht
verbrannt und mit ihm euer Erbe. Ach, Kinder, es tut mir so leid für euch.“
Ağan zupfte Jenny und Addi am Ärmel. „Wir müssen da rein und ihnen sagen, was passiert ist!“
Jenny schüttelte entschieden den Kopf. „Auf gar keinen Fall. Wir wissen doch selbst nicht, wo der Sessel ist. Wenn wir jetzt zu ihnen gehen, dann schöpfen sie vielleicht völlig umsonst Hoffnung. Wir wissen ja nur, dass der Typ den Sessel mitgenommen hat.“
„Aber die armen Leute …“, sagte Addi.
„Nein“, beharrte Jenny. „Wir können nur eins tun. Wir müssen den Sessel finden und dafür sorgen, dass diese Familie ihn wiederbekommt. Aber davor – nichts, kein Sterbenswörtchen!“
Ağan nickte nachdenklich. „Gut“, meinte er dann. „Ich glaube, das ist die richtige Vorgehensweise. Aber eins sage ich euch, es wäre eine echte Affenschande, wenn wir den Sessel nicht finden würden. Das müssen wir schaffen, sonst werde ich meines Leben nicht mehr froh und muss immer an diese arme alte Oma und ihre traurigen Enkel und Urenkel denken.“
Mittlerweile war es Abend geworden und dicke Regenwolken zogen über den Dächern auf. Die Unsichtbar-Affen gingen durch Neukölln und beratschlagten sich.
„Heute können wir nichts mehr tun, ich muss jetzt nämlich nach Hause und davor noch einkaufen“, erklärte Jenny. „Wir treffen uns morgen wieder.“
„Ja, aber was sollen wir morgen tun?“ Addi kratzte sich am Kopf. „Das Auto finden wir doch nie wieder. Wir wissen ja nicht mal die Nummer.“
„Immerhin wissen wir etwas über den Sessel“, warf Ağan ein. „Er ist berühmt, denn wie die alte Dame gesagt hat, stammt er aus dem besten Berliner Möbelgeschäft von vor dem Krieg.“
„Und was hilft uns das weiter?“
„Vielleicht weiß der Dieb das auch! Vielleicht kennt er sich aus mit schönen alten Möbeln.“
„Na toll“, brummte Addi. „Dann weiß er eben, wenn er abends auf dem Sessel sitzt, wie alt der Sessel ist und dass er ihn besonders schön findet. Deswegen finden wir ihn aber nicht leichter!“
Ağan schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht, dass er das tut. So sah der Mann nicht aus. Und auf seinem Wagen hatte er ja auch noch einen alten Schreibtisch.“
„Stimmt!“ Jenny sah Ağan gespannt an. „Was denkst du also, was das bedeutet?“
„Es könnte doch sein“, überlegte Ağan weiter, „dass er so einen Laster hat, weil er öfter alte Möbel transportiert. Und das tut er, weil er sich damit auskennt. Und das tut er wiederum zum Beispiel, weil er damit handelt …“
Addi pustete sich eine Ponysträhne aus der Stirn. „Du meinst, er ist ein Trödler?“
„Ja!“, strahlte Ağan. „Genau das denke ich. Und wenn das so ist, dann müssen wir nur noch den richtigen Trödlerladen finden und dann haben wir ihn.“
Jenny klatschte begeistert in die Hände. „Super kombiniert!“
„Ja, schon, nur wie viele Trödler gibt es in Berlin?“, wandte Addi ein.
„Viele“, antwortete Ağan. „Aber wie viele gibt es, die Goffi anfauchen würde? Das hat er bei dem Sesseldieb nämlich getan.“
„Du meinst also, wie viele Trödler verkaufen geklaute Sachen?“, rief Jenny.
Ağan nickte. „Genau das müssen wir herausfinden.“
„Und wie sollen wir das schaffen?“ Addi schien immer noch nicht überzeugt.
„Indem ich heute Abend Yildiz danach frage. So was könnte sie als Polizistin schließlich wissen.“
„Hm, könnte klappen.“ Addi sah in den Himmel, wo die Regenwolken jetzt immer dichter standen und näher kamen. „Okay, probier es, mit etwas Glück hat deine Schwester ja vielleicht wirklich einen Tipp für dich. Aber pass auf, dass sie uns nicht als ihre unsichtbaren Helfer entdeckt, wie sie das nennt. Das wäre das Ende der Unsichtbar-Affen!“
Ağan holte tief Luft. „Ich werde alle Vorsicht walten lassen, die mir zu Gebote steht, meine Freunde“, sagte er ernsthaft. „Dann treffen wir uns morgen am Hermannplatz, nach der Schule.“
Addi und Jenny nickten.
Vor ihnen auf dem Bürgersteig zerplatzte der erste Regentropfen. Goffi schnatterte und sprang von Ağans Schulter zu Addi, wo er schnell unter der Jacke verschwand.
Der nächste Tag war strahlend und klar und ein blauer Himmel mit weißen Schäfchenwolken stand über dem Hermannplatz.
Addi kam als Erster an und wartete in der Mitte des großen Platzes auf seine Freunde. Eine Marktfrau winkte ihn zu sich und schenkte ihm eine Banane für Goffi, die Addi sogleich an das Äffchen verfütterte.
Jenny traf als Zweite ein
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