Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone
nur an. »Ohne Unterlass, seit dem Tod des Alten Mannes«, gab er dann zu. »Aber wir dürfen uns nicht verrückt machen lassen.«
»Wie, denken Sie, stehen unsere Chancen, seinen Mörder, diesen Franzosen, zu finden?«
Randolph verzog das Gesicht. »Das hängt davon ab, wie er sich verhält. Wenn er nur den Auftrag hatte, Dunholm zu töten, und London längst wieder verlassen hat, dürfte es einerlei sein, ob wir all unsere Quellen anzapfen und Spione aussenden, wie Holmes es vorgeschlagen hat, oder nicht. In diesem Fall glaube ich kaum, dass wir ihn in die Finger bekommen. Holmes sagte, er sei ein Reisender ohne festen Wohnsitz, der überall in Europa seine Verstecke habe. Wir müssten einer Spur aus Toten nachjagen, um uns ihm zu nähern, und selbst dann würden wir ihn wahrscheinlich nicht fangen. Befindet er sich allerdings noch in der Stadt, weil seine Aufgabe noch nicht erfüllt ist, sieht es besser aus. Gemeinsam verfügen Holmes, Sie und ich über ein beachtliches Netz an Informanten und aufmerksamen Augen, das sich über die ganze Stadt verteilt. Und wir dürfen auch Nevermore und Watson nicht vergessen, die an Orte gelangen können, die uns Menschen nicht zugänglich sind.« Randolph nickte gedankenvoll. »Ja, wenn er noch hier ist, können wir ihn erwischen.«
»Es stellt sich nur die Frage, ob wir uns wirklich wünschen sollten, dass er noch hier ist. Denn das würde bedeuten, dass es noch mehr Tote geben wird, wenn wir nicht schnell genug sind«, gab Jonathan zu bedenken.
»Wie wahr …«, brummte Randolph düster. »Wie wahr …«
Einen Augenblick lang lauschten sie schweigend dem Rattern der Räder. Entgegen Randolphs Rat warf Jonathan doch einen weiteren Blick aus dem Fenster. Durch den dichten Nebel vermochte er kaum etwas zu erkennen, glaubte aber, dass sie mittlerweile in Bloomsbury waren.
»Was unternehmen wir nun wegen des Rings und der seltsamen Veränderung in der Magie?«, fragte er, als er sich wieder seinem Begleiter zuwandte.
»Ich werde morgen früh die Bibliothek des Ordens aufsuchen«, sagte Randolph. »Vielleicht kann uns Crowley helfen, der Bibliothekar. Er kennt sich gut aus in den Belangen der Magie. Und auch er war ein treuer Gefolgsmann Dunholms, wenn auch durch seine junge, schöne Frau leichter angreifbar als viele andere von uns, weswegen er niemals so deutliche Worte für die Zustände innerhalb des Ordens finden würde wie Holmes oder ich.«
»Wer würde eine Frau bedrohen, um einen politischen Rivalen mundtot zu machen?«, empörte sich Jonathan. »Ein Ehrenmann sicher nicht!«
»Das sehe ich auch so«, pflichtete ihm Randolph bei. »Aber leider gibt es nicht nur Ehrenmänner auf dieser Welt – auch nicht in den Reihen des Silbernen Kreises, so gerne Dunholm das gehabt hätte.«
Unwillkürlich musste Jonathan an Elisabeth denken. Er fragte sich, ob er sich jetzt, da binnen weniger Stunden sein ganzes Leben wie auf den Kopf gestellt war, eine Liebe wie die zu der Tochter des Abgeordneten James Thomas Holbrook überhaupt erlauben durfte. Bringe ich sie dadurch nicht auch in Gefahr? Ein Mörder läuft dort draußen herum – und ich habe mich der kleinen Gruppe von Verrückten angeschlossen, die sich entschieden hat, ihn zur Strecke zu bringen. Warum zum Teufel mache ich das überhaupt? War mein Leben nicht gut so, wie es war?
Bevor er sich weitere Gedanken machen konnte, wurde die Kutsche unvermittelt angehalten. »Ho!«, drang Grigoris dunkle Stimme vom Kutschbock. »Ho!«
Jonathan warf Randolph einen fragenden Blick zu, und dieser drehte sich auf seinem Platz um und öffnete die kleine Holzklappe zu ihrem Chauffeur. »Was ist los, Grigori?«, verlangte er zu wissen. »Warum halten wir?«
Grigori murmelte ein Wort auf Russisch und wiederholte dann in gebrochenem Englisch: »Gefahr.«
»Wo?«, fragte Randolph.
»Vor uns. In Nebel.« Der hünenhafte Kutscher deutete über die Köpfe seiner unruhigen Pferde hinweg in die dunstige Dunkelheit.
Jonathan richtete sich auf seinem Platz auf. »Kann das der Franzose sein? Ist es möglich, dass er schon Jagd auf uns macht?«
»Das werden wir ja sehen«, knurrte Randolph grimmig. »Aber beten Sie, dass Sie unrecht haben. Ich bin zwar einer zünftigen Schlägerei nie abgeneigt, aber diesem Mistkerl möchte ich doch lieber nicht ohne Holmes’ Rückendeckung über den Weg laufen.« Er stand auf, öffnete die Tür der Kabine und machte Anstalten auszusteigen.
»Aber warum gehen Sie dann nach draußen?«
»Weil die Dinge,
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