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Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone

Titel: Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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mit dem Ärmel seines Mantels über die gehörnte Stirn und setzte sie dann wieder auf. »Im besten Fall hätte es bedeutet, dass sie uns nicht mehr wahrgenommen hätten. Wir wären praktisch unsichtbar für sie gewesen. Aber ich bezweifle, dass mir das gelungen ist. Feinmagie ist nun mal nicht meine Sache.«
    »Nun, immerhin ist es Ihnen gelungen, die Sinne der Löwen so weit zu beeinflussen, dass sie das Interesse an uns verloren, und das, obwohl wir direkt vor ihnen standen«, stellte Jonathan fest. »In meinen Augen ist das eine erstaunliche Leistung.«
    Randolph schenkte ihm ein schwaches Grinsen. »Danke!« Dann nickte er in Richtung der Kutschkabine. »Fahren wir nach Hause. Ich für meinen Teil brauche jetzt einen Drink.«
    Während die beiden Männer wieder einstiegen, klopfte Grigori den Pferden, die tapfer ausgeharrt hatten, lobend auf den Rücken und nahm anschließend die Zügel wieder auf.
    Als die Kutsche anfuhr, warf Jonathan einen letzten Blick zurück auf die leere Straße, die hinter ihnen lag. Irgendwo dort draußen streiften noch immer die zwei Steinlöwen durch die Nacht. Er hoffte, dass ihre widernatürliche Jagd keine Menschenleben forderte. Und dann kam ihm plötzlich ein zweiter Gedanke: Möglicherweise hatte er soeben die Antwort auf die Frage nach dem Verschwinden der Greifen am Smithfield erhalten …
    19. April 1897, 22:39 Uhr GMT
    England, London, New Cavendish Street
    »Liebste, ich bin zu Hause. Bitte verzeih, dass es so spät geworden ist. Ich musste noch einige Nachforschungen anstellen und habe darüber die Zeit vergessen.« Thomas Crowley schloss die verzierte Eingangstür zu seinem zweistöckigen Stadthaus, zog Hut und Mantel aus und hängte beides an die Garderobe. Als er keine Antwort von seiner Frau bekam, runzelte er die Stirn. »Emily?« War es möglich, dass sie schon schlief? Aber weshalb brannte dann überall im Haus Licht? Vielleicht ist sie im Sessel über einem Buch eingenickt, während sie auf mich gewartet hat.
    Er stellte seinen Regenschirm in den filigran verzierten Messingständer und schritt mit einem vagen Gefühl von Sorge über den persischen Läufer, der in der Diele lag. Sein Blick huschte die steile, ebenfalls mit Teppich ausgelegte Holztreppe hinauf, doch auch im ersten Stock schien alles ruhig zu sein.
    Die Küche war aufgeräumt und leer. Auf dem Tisch in der Mitte stand eine Schale mit kalt gewordenem Auflauf, sein Abendessen, wie er schuldbewusst erkannte. Er hatte ganz vergessen, einen Boten zu schicken, um Emily auszurichten, dass er später kommen würde. Glücklicherweise war sie eine Frau, in deren zierlichem Körper eine erstaunliche Menge christlicher Nächstenliebe und Güte Platz fanden. Sie hatte ihm schon so oft verziehen, wenn er – ganz in seine Arbeit versunken – zu spät nach Hause gekommen war oder einen Termin vergessen hatte. Sie würde ihm auch an diesem Abend mit einem milden Vorwurf in den veilchenblauen Augen vergeben.
    »Emily? Wo bist du?«
    Crowley betrat das Wohnzimmer, das ihnen zugleich als Speisezimmer diente, und blieb wie gelähmt im Türrahmen stehen.
    Der Raum glich einem Schlachtfeld.
    Geschirr, Besteck und Reste eines Abendessens, an dem er nicht teilgenommen hatte, lagen auf dem Teppich verstreut. Die Stühle um den Esstisch waren umgestoßen, ebenso ein dreibeiniges Beistelltischchen neben dem Sofa, auf dem Emily für gewöhnlich ihre Magazine aufbewahrte. Jemand hatte die mannshohe Zimmerpflanze, die sie letztes Jahr von den Nachbarn geschenkt bekommen hatten, von ihrem Steinpodest gestoßen, und ein Schwall Erde verteilte sich wie Erbrochenes über das Parkett. Einer der schweren Fenstervorhänge war halb heruntergerissen worden und bedeckte eine am Boden liegende Gestalt, von der nur die Beine zu sehen waren – schlanke Frauenbeine in weißen Strumpfhosen. Die Füße, die in hübschen taubengrauen Riemenschuhen steckten, wirkten seltsam verdreht.
    Crowley wurde blass. »Emily!«, rief er erschrocken und eilte zu ihr. Er ließ sich auf die Knie fallen und zog den Vorhang von ihrem schlaff am Boden liegenden Körper. Als er sah, was man seiner geliebten Frau angetan hatte, entfuhr ihm ein entsetztes Keuchen. Sein Herz schien ihm aus der Brust springen zu wollen, und ihn schwindelte.
    Emilys helles Kleid war zerrissen und von Essensresten, Erde und Blut besudelt. Auch ihr hellblondes gelocktes Haar, das sich in wirren Strähnen um ihren Kopf ausbreitete, und ihr kreidebleiches Gesicht waren blutverschmiert. Das

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