Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone
ja, ich bin auch eigentlich nur heraufgekommen, weil McGowan mich gebeten hat, Ihnen das hier von ihr zu geben.« Crandon zog ein gefaltetes Blatt Papier aus der Tasche und hielt es Sedgewick hin.
»Eine Nachricht von McGowan?«, fragte dieser überrascht. Er nahm den Zettel entgegen und faltete ihn auseinander. Auf dem hellen Papier standen nur zwei Sätze, geschrieben in McGowans unverkennbarer, elegant geschwungener Handschrift: Treffen Sie mich im Roten Salon. Ich muss mit Ihnen über Ihre »Entdeckung« reden.
Sedgewicks Herz schlug schneller. Seine Worte waren also doch nicht gänzlich ungehört geblieben. Möglicherweise hatte er sie heute Morgen nur zu einem ungünstigen Zeitpunkt angesprochen. Mittlerweile hatte sie offensichtlich die Muße gehabt, über sein Anliegen nachzudenken und das Außergewöhnliche der Situation, in der sie sich befanden, zu erkennen. Alles in ihm drängte danach, sofort aufzuspringen und loszustürmen, doch sein Pflichtgefühl hielt ihn zurück. Es sei denn … Er hüstelte. »Ähm … Crandon?«
»Was gibt es, Sedgewick? Ich hoffe, es ist keine unerfreuliche Nachricht.« Crandon blickte ihn mitfühlend an. Als selbst ernannte »Dame des Hauses« war McGowan bekannt dafür, dass sie jüngeren Ordensmitgliedern gern unangenehme Aufgaben aufbürdete. Auch Sedgewick hatte schon den einen oder anderen Botengang für sie erledigen dürfen – obwohl er mit seinen neununddreißig Jahren deutlich älter als die ewig jung wirkende Magierin aussah.
»Nein, im Gegenteil«, erwiderte dieser. »Sie möchte dringend mit mir über eine Angelegenheit sprechen, die ich ihr heute Morgen zur Kenntnis gebracht habe.«
»Jetzt?«, fragte Crandon.
»So steht es auf dem Zettel«, antwortete Sedgewick mit einem Nicken. Verlegen verlagerte er sein Gewicht von einer Seite auf die andere. »Wäre es unter Umständen möglich, dass Sie mich für eine Stunde oder so vertreten? Ich … ich würde Miss McGowan ungern warten lassen.«
Der andere Mann grinste verständnisvoll. »In Ordnung. Bekanntlich ist es schwer, McGowans Gunst zu erlangen. Man sollte sie nicht verspielen, wenn man sie erst einmal hat.«
Ohne es zu wollen, wurde Sedgewick rot. »Nun, von Gunst möchte ich nicht sprechen«, murmelte er. »Es handelt sich eher um eine Art Anerkennung meiner Fähigkeiten …«
»Nun laufen Sie schon los!«, rief Crandon.
Arthur Sedgewick ließ sich das nicht zweimal sagen.
Als der schmächtige Magispector den Turm verlassen hatte, ließ Timothy Crandon seine Maske der Kameradschaftlichkeit fallen. Seine Züge verhärteten sich, und ein zufriedenes Lächeln umspielte seine Mundwinkel, während er den Blick in eine ganz bestimmte Richtung lenkte, in der es in Kürze zu einem Ausbruch magischer Aktivität kommen würde – einem Ausbruch, der, wie Mary-Ann McGowan ihm mehr als deutlich eingeschärft hatte, keine Zeugen erlaubte.
19. April 1897, 22:32 Uhr GMT
England, London, südlich des Regent’s Park
»Wunderbar!«, rief Jupiter Holmes und klatschte in die Hände. »Dann wären wir uns ja einig und können zum gemütlichen Teil des Abends übergehen.« Ungeachtet des Ernsts ihrer Lage hatte sich seine Laune in der letzten Stunde dank einiger weiterer Gläser Whiskey zunehmend gebessert, gleichwohl seine Ansichten hinsichtlich der Maßnahmen, die ergriffen werden sollten, um den Mörder Dunholms dingfest zu machen, immer radikaler geworden waren. Jonathan war heilfroh, dass sie für den Augenblick alles Notwendige besprochen hatten, und er hatte nicht vor, den Abend noch gemütlicher werden zu lassen, als er es ohnehin schon war. »Vielen Dank für das Angebot, aber ich fürchte, dass ich für meinen Teil ablehnen muss. Ich werde morgen früh in der Redaktion erwartet, und ich habe schon in der letzten Nacht kaum Schlaf gefunden.«
»Ach, Unsinn! Schlafen können wir, wenn wir tot sind, meine Freunde!«, protestierte Holmes. Sein Hemdkragen stand mittlerweile wieder offen, und eine Alkoholfahne umwehte ihn wie einen Seemann, der um Mitternacht aus einer Hafenkneipe wankt. »Nicht wahr, Watson?« Der Magier drehte sich im Kreis, doch die Geisterkatze war nirgendwo zu sehen. »Wo ist sie hin?«, murmelte er.
»Sie hat den Raum verlassen«, erklärte Randolph ihm ruhig. »Schon vor einer guten halben Stunde.« Er ließ unerwähnt, dass die Katze dabei mitten durch die Wand spaziert war, was ihr zumindest von Jonathan einen verblüfften Blick eingehandelt hatte.
»Oh«, sagte Holmes enttäuscht. »Zu
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