Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone
Blut stammte aus einer furchtbaren Platzwunde an ihrer linken Schläfe, und es hätte nicht ihrer blicklos ihm entgegenstarrenden Augen bedurft, um Crowley erkennen zu lassen, dass alles Leben aus dem Körper seiner geliebten Frau gewichen war. Nein! Nein, oh Gott, das darf nicht sein! »Emily!«
Voller Grauen nahm Crowley sie in die Arme, strich ihr das verklebte Haar aus dem Gesicht und presste sie an sich. Sein Kopf sackte an ihre Brust, in der kein Herzschlag mehr zu spüren war. Nur ein kleiner Teil seines Bewusstseins nahm den Umstand wahr, dass Emily sich noch immer warm anfühlte und das Blut auf ihrem Gesicht noch nicht geronnen war. Was immer ihr widerfahren war, es musste gerade erst geschehen sein.
»Es tut mir leid«, sagte eine dunkle Stimme in seinem Rücken. »Ich töte normalerweise keine Unbeteiligten. Aber in diesem Fall blieb mir keine andere Wahl.«
Alarmiert hob Crowley den Kopf und fuhr herum. Neben der Tür wurde ein Mann sichtbar, der sich zuvor offensichtlich in einem Fadenkokon verborgen hatte. Langsam ließ der Archivar seine ermordete Frau zu Boden gleiten und stand auf. Gleichzeitig tauchten drei weitere Männer um ihn herum auf, die zuvor, in einen Mantel aus Unsichtbarkeit gehüllt, in den Ecken des Raumes ausgeharrt hatten. Sie alle hatten ihr Gesicht mit einem Tuch oder Schal vermummt, und der Anführer trug darüber hinaus eine dunkel getönte Brille und einen Hut mit ausladender Krempe. Sein langer Mantel und die gekürzte Girandoni-Windbüchse ließen keinen Zweifel zu. Crowley hatte von diesem Mann gehört – und ihm wurde eiskalt, als er ihn in seinem Wohnzimmer erblickte.
»Sie sind der Franzose«, flüsterte er mit rauer Stimme.
Der Fremde schnaubte belustigt. »Mein Ruf eilt mir also voraus«, stellte er fest.
»In der Tat – und es ist kein guter«, knurrte Crowley. Er drehte den Kopf und nahm die drei Helfer des Magierjägers in Augenschein. Obwohl sie alle gezeichnet aussahen, so als hätten sie bereits den ein oder anderen Kampf in den letzten Tagen ausgefochten, wirkten sie angespannt und zu allem entschlossen. Dieses Kräftemessen konnte er unmöglich gewinnen. Aber das hieß nicht, dass er sich ergeben würde.
»Das ist bedauerlich, aber nicht von Bedeutung«, sagte der Franzose. Als Crowley wieder den Blick auf ihn richtete, neigte er beinahe anerkennend den Kopf. »Ihr Ruf eilt Ihnen ebenfalls voraus, Mister Crowley. Sie sind ein Mann, der viel weiß. Manche sagen: zu viel. Bedauerlicherweise stehen Sie in diesem Krieg auf der falschen Seite.«
»Nein, Sie stehen auf der falschen Seite, Franzose«, sagte der Archivar. »Sie helfen einem Mann, der die Welt ins Chaos stürzen wird. Und Sie haben, wenn ich das richtig sehe, den vielleicht einzigen Mann umgebracht, der den Wahnsinnigen daran hätte hindern können. Sie waren es doch, der Albert Dunholm ermordet hat, nicht wahr?«
Auf einmal war er innerlich ganz ruhig. Er wechselte in die Wahrsicht.
Sein Gegenüber, eine von erschreckend kontrolliert züngelnden Fäden umgebene Gestalt, zuckte mit den Schultern. »Ich mache nur meine Arbeit.« Der Magierjäger trat einen Schritt näher und hob seine Waffe. »Leben Sie …«
In diesem Augenblick schlug Crowley zu. Er verkrampfte seinen ganzen Körper und zog dadurch die Fäden aller Gegenstände in seiner Nähe zu sich heran. Mit zwei raschen Gesten packte er zu und wirbelte dann in geduckter Haltung einmal um die eigene Achse, wobei er alle Kraft, die er aufzubringen imstande war, in diese Bewegung legte.
Eine gewaltige magische Druckwelle ging von ihm aus, die alles, was nicht niet- und nagelfest war, von ihm weg und gegen die Wände des Wohnzimmers schleuderte. Messer, Gabeln, Teller, Gläser, Stühle, die Lehnsessel und der heruntergerissene Vorhang flogen durch die Luft und auf die vier Männer zu, die ihn umstellten.
Diese schrien überrascht auf. Einer der Helfershelfer des Franzosen wurde von einem Sessel getroffen und ging lautlos zu Boden. Den anderen beiden gelang es, mit raschen Gesten die Geschosse abzulenken. Der Magierjäger senkte nur den Kopf und zog seinen Hut ins Gesicht, als würde er sich durch ein heftiges Unwetter kämpfen, und eine Schutzblase aus glitzernden Fadensträngen entstand um ihn herum, die alle Gegenstände um seinen Körper ableitete, wie ein Faradaykäfig einen Blitzeinschlag.
Crowley nahm sich nicht die Zeit, diesen ungewöhnlichen magischen Effekt zu bewundern, sondern nutzte den kurzen Augenblick, in dem der Franzose
Weitere Kostenlose Bücher