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Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone

Titel: Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Leibe rücken«, grollte er mit finsterer Miene, während er zu seiner vor dem Haus geparkten Kutsche zurückstapfte. Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, da kam ihm ein Bild in den Sinn – ein Detail, das er vorhin, während er durch Crowleys Haus geeilt war, nur aus den Augenwinkeln wahrgenommen hatte. Er drehte auf dem Absatz um und lief zurück ins Innere. Nicht einmal eine Minute später trat er wieder nach draußen und machte sich mit zufriedener Miene, seine Beute unter dem weiten Kutschermantel verborgen, auf den Weg zur Guildhall.
    20. April 1897, 13:20 Uhr GMT
    Schottland, unweit von Beattock, im Zug von Glasgow
nach London
    Kendra schloss die Augen und ließ ihren Geist treiben. Sie schob alle störenden Gedanken beiseite und konzentrierte sich nur auf ihr Mantra, auf die Worte, die ihr die Welt der Magie wieder und wieder eröffnet hatten. Ich bin umgeben von Magie. Ich bin erfüllt von Magie. Ich bin eins mit der Magie.
    Ihr Großvater hatte gesagt, dass dies alles nicht notwendig sei. Es bedürfe keiner Rituale, keiner Kräutertinkturen, keiner Zaubersprüche, um in die Wahrsicht zu wechseln. Sie müsse sich nur auf die Magie einlassen. Nun gut, sie wollte es versuchen. Kein Ritual und nur ein winziges, heimlich eingenommenes Schlückchen Laudanum – um ruhig zu werden. Einzig auf ihr Mantra konnte und wollte Kendra nicht verzichten. Es half ihr, die Aufmerksamkeit ihres Bewusstseins auf die eine Sache zu konzentrieren. Ich bin umgeben von Magie …
    Sie spürte, wie sich ihr Tastsinn schärfte, wie ihre Kleider ein Kitzeln auf ihrer Haut verursachten und die Berührung des Sitzpolsters ein sanftes Prickeln in ihren Fingerspitzen auslöste.
    Ich bin erfüllt von Magie …
    Ihr Bewusstsein erweiterte sich, griff hinaus und verband sich gezielt mit allen Dingen, von denen sie umgeben war. Sie zwang sich, die Augen zu öffnen. Glitzernde Flecken sprenkelten die Wirklichkeit, und Risse, die immer weiter aufbrachen, zogen sich entlang den Fensterrahmen, dem Gepäcknetz und den Kanten der Sitze. Ihr Großvater, der ihr schlafend gegenübersaß, war von einem Halo aus züngelnden Fäden umgeben.
    Kendra hob die rechte Hand, schob sie in eine dieser aufklaffenden Spalten und wischte alle gewöhnlichen Sinneseindrücke beiseite. Sie befahl die Sphäre der Fäden und Energien herbei, statt zu warten, bis sie über sie kam, wie sie es am Waldsee stets getan hatte.
    Ich bin eins mit der Magie …
    Und ihr Experiment glückte. Im nächsten Moment stülpte sich das, was ihr Großvater die Wahrsicht nannte, über das Abteil, den schlafenden Mann, die Landschaft vor dem Fenster, einfach über alles. Kendra frohlockte innerlich. Irgendwie hatte sie insgeheim immer befürchtet, dass der Zauber der Magie auf ihren besonderen Platz am Ufer des Waldsees beschränkt sein könne. Doch das stimmte nicht. Ihr Großvater hatte ihr am Vorabend auf der Bank am Loch Lomond eröffnet, dass die Magie sie überall umgebe und ihr zu Gebote stünde, weil sie aus einem selbst kam. Er hatte recht gehabt, und diese Erkenntnis versetzte Kendra in einen regelrechten Freudentaumel. Am liebsten hätte sie laut aufgejauchzt und sich die Kleider vom Leib gerissen, um ganz in das Meer aus strömenden Energien und glitzernden Fäden einzutauchen, das sie einhüllte. Aber natürlich war ihr klar, dass sie nicht mehr allein auf einer Waldlichtung saß, sondern in einem Zug voller Reisender auf dem Weg nach London. Daher biss sie die Zähne zusammen und grub ihre Finger in das Sitzpolster, bis der erste Rausch der Begeisterung vorüber war.
    Ihr Blick fiel auf ihren Großvater, und sie hielt unwillkürlich den Atem an. Sein Körper strahlte hell wie das jährliche Osterfeuer am Ortsrand von A’Charnaich. Die Fäden, die von ihm ausgingen, züngelten allerdings keineswegs unkontrolliert, sie schienen vielmehr von einem strengen Geist beherrscht zu sein. Um seinen Kopf, dort, wo sein Filzhut saß, den er zum Schlafen ins Gesicht geschoben hatte, lag eine Art Fadenkokon, und als Kendra neugierig die Hand hob, um danach zu greifen, glitten ihre eigenen Fäden daran ab. Ein Abschirmzauber , begriff sie. Um sich davor zu schützen, dass ich seine Gedanken lese. Sie staunte, dass es ihm gelang, diesen Schutz selbst im Schlaf aufrechtzuerhalten.
    Kendra fragte sich, wie wohl die Auren der anderen Menschen im Zug aussahen. Bislang hatte sie immer nur Gras, Büsche, Bäume und kleine Tiere in der Wahrsicht gesehen. Wie mochten sich wohl einzelne Menschen

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