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Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone

Titel: Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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schnaufend weiße Dampfwolken in den Himmel vor der großen Halle. Neben den angehängten braun lackierten Passagierwaggons herrschte unterdessen buntes Treiben, während Reisende von Freunden und Familienmitgliedern Abschied nahmen oder unter Mithilfe von Bahnangestellten ihr Gepäck durch die schmalen Türen der einzelnen Abteile ins Innere verfrachteten.
    Kendra und ihr Großvater suchten sich ein leeres Abteil und erklommen die drei Stiegen. Sie schlossen die Tür und ließen sich auf die geblümten Polsterbänke fallen. Giles McKellen gab einen Stoßseufzer von sich. »Das hätten wir geschafft. Jetzt dauert es nur noch ein paar Stunden, und wir haben London erreicht.«
    »Und dann?«, fragte Kendra.
    Ihr Großvater hob seinen Koffer neben sich auf den Sitz und knöpfte seine Jacke auf. »Dann«, erklärte er, »treffen wir uns mit Albert Dunholm und einigen anderen alten Mitstreitern von ihm und mir und beratschlagen, wie wir diesem magischen Spuk, der seit vorgestern Nacht herrscht, ein Ende bereiten können.«
    Zwei Männer – der eine schlaksig und mit einem Raubvogelgesicht, der andere gedrungen und an eine Bulldogge erinnernd – standen, halb verborgen hinter einer Reisegruppe, am Kopfende des Bahnsteigs und beobachteten mit aufmerksamen Blicken das Treiben am Gleis im Allgemeinen und die Schritte eines alten Mannes und seiner jungen rothaarigen Begleiterin im Besonderen. Als der Greis und das Mädchen gemeinsam in den Expresszug einstiegen, warfen sich die beiden einen vielsagenden Blick zu.
    »Ich schicke ein Telegramm nach London, du bleibst an ihnen dran«, sagte der Schlaksige.
    »Wieso muss ich fahren?«, fragte sein gedrungener Partner unwillig.
    »Weil ich es sage«, knurrte der andere.
    Mit einem Brummen zog der Bullige die graue Schiebermütze ins Gesicht und nickte. »Ich besorge mir eine Fahrkarte. Sollten die beiden den Zug verlassen oder sollte etwas anderes Unvorhergesehenes geschehen, melde ich mich sofort. Hört ihr nichts von mir, treffen wir um zehn Uhr in London ein.«
    »Wo die beiden schon erwartet werden.« Auf dem Gesicht des Schlaksigen zeigte sich ein dünnes, böses Lächeln, das sein Kamerad erwiderte, bevor er sich abwandte und in der Menge in Richtung Fahrkartenschalter verschwand.
    Kurz darauf verließ der Zwölf-Uhr-Express schnaufend und stampfend den Zentralbahnhof von Glasgow, um sich auf die lange Reise gen Süden zu machen. Darin befanden sich drei Personen, deren Schicksale auf unheilvolle Art und Weise miteinander verknüpft waren.
    20. April 1897, 10:45 Uhr GMT
    England, London, geheime Hallen des Ordens des Silbernen Kreises
    »Crowley?«
    Andächtige Stille schlug Randolph entgegen, als er die Räumlichkeiten der ehrwürdigen Bibliothek des Ordens des Silbernen Kreises betrat. An den hohen Wänden reihten sich schwere dunkle Holzregale aneinander, die in den Raum hineinragten und auf halber Höhe eine Galerie trugen, die den Zugang zu noch mehr Regalen erlaubte. Hunderte und Aberhunderte von Werken standen darin dicht an dicht, von dünnen Fibeln mit kundigen Anleitungen zum Anlegen eines Kräuter- oder Gemüsegartens oder zur Bestimmung von Singvögeln, Bäumen und Blumen über gewichtige Folianten mit Sagen und Legenden aus aller Herren Länder bis hin zu mehrbändigen Enzyklopädien über Völkerkunde, Religion, Naturwissenschaft und Weltgeschichte. In einem gesonderten Bereich waren wichtige Magazine und Zeitungen archiviert, darunter zahlreiche Jahrgänge der Times , des Daily Telegraph , der Nature , des amerikanischen National Geographic Magazine und des Athenaeum , und natürlich gab es auch eine umfangreiche Sammlung bedeutender Literatur aus den letzten Jahrhunderten.
    Randolph wusste, dass sich irgendwo im hinteren Teil der Bibliothek obendrein ein magisch gesicherter Raum befand, in dem Bücher mit okkultem Hintergrund aufbewahrt wurden, mochten sie nun tatsächlich oder nur scheinbar bedeutsames Wissen enthalten. Er hatte diesen Raum nie betreten, aber man munkelte, dass Crowley und seine Vorgänger dort unter anderem eine lateinische Übersetzung des um 730 n. Chr. von dem arabischen Dichter Abdul Alhazred verfassten Kitab Al’Azif unter Verschluss hielten, außerdem das Originalexemplar des Buchs Von der wahren Natur der Welt aus der Feder des Benediktinermönchs Wolfgang Eschenloh, das von dem Magister von Theben in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts verfasste Schwurbuch des Honorius , eine Kopie der Magischen Unterweisungen nach Paracelsus

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