Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone
Zylinder, zwölf Pferdestärken, zwanzig Meilen pro Stunde Spitzengeschwindigkeit. Hätte der Wagen ein Dach, würde ich sofort einziehen.« Er grinste, bevor er beschwörend die Hände hob, als er sah, dass sich Newman und Younger allzu ausgelassen auf dem Rücksitz vergnügten. »Gehen Sie bitte vorsichtig damit um, meine Damen! Dieser Wagen ist … ähm … ziemlich teuer.«
Während die anderen noch aufgeregt schwatzend um das ungewöhnliche Gefährt seines Freundes herumstanden, wurde Jonathans Blick auf einmal von einer Kutsche abgelenkt, die am Eingang der Southampton Street hielt. Auf dem Kutschbock des Zweisitzers saß eine ihm nicht unbekannte Gestalt in einem langen Kutschermantel.
»Entschuldigen Sie mich kurz«, murmelte Jonathan und lief die paar Schritte die Straße hinunter. »Guten Tag, Randolph! Was machen Sie denn hier?«, begrüßte er den Mann erstaunt. »Wollten wir uns nicht erst heute Abend bei Holmes treffen? Ich habe es noch nicht geschafft, meine Informanten zu befragen, ob sie einen Mann gesehen haben, auf den die Beschreibung des Franzosen passt.«
»Vergessen Sie Ihre Informanten«, brummte sein Gegenüber düster. »Wir sind dem Mistkerl schon viel näher. Holmes und ich brauchen Ihre Hilfe. Steigen Sie ein!«
»Jetzt?«, fragte Jonathan entgeistert. »Aber ich muss arbeiten.«
Als hätte er auf dieses Stichwort gewartet, meldete sich sein Chefredakteur hinter seinem Rücken zu Wort. »Mister Kentham! Die Pause ist vorüber.«
»Einen Augenblick bitte, Mister Greenhough!«, erwiderte Jonathan über die Schulter hinweg. »Das hier ist wichtig … Es ist doch wichtig, oder?«, fügte er leise an Randolph gerichtet hinzu.
»Jonathan, hier stehen Menschenleben auf dem Spiel!«, klärte dieser ihn auf. »Der Franzose hat gestern Nacht zwei weitere Morde begangen. Eines der Opfer war eine junge Frau. Jetzt kommen Sie schon, verdammt, sonst gibt es vielleicht noch mehr Tote.«
»In Ordnung«, sagte Jonathan mit einem Nicken. »Ich hole nur noch meinen Mantel. Ich bin gleich wieder bei Ihnen.«
»Das wird aber auch Zeit, Mister Kentham«, sagte Greenhough tadelnd, als Jonathan schnellen Schrittes zu den anderen zurücklief, die gerade im Inneren des Hauses verschwanden, während Robert den Panhard-Levassor mit knatterndem Motor davonfuhr, um ihn an einem sicheren Ort zu parken.
»Tut mir leid, aber ich muss heute Nachmittag freinehmen«, gab Jonathan atemlos zurück, während er sich an seinen Kollegen vorbeidrängte, um die Treppe hinaufzueilen.
»Freinehmen?«, rief Greenhough ihm entrüstet nach. »Was soll das denn heißen?«
Jonathan stürzte ins Büro, schraubte rasch sein Tintenfässchen zu, deckte seine Schreibmaschine ab und wischte alle Unterlagen, die auf seinem Tisch ausgebreitet waren, in die oberste Schublade seines Schreibtischs. Er erntete einen verwirrten Blick von Schooling, den er jedoch nicht weiter beachtete. Ohne ein weiteres Wort griff er nach Mantel und Hut und eilte wieder nach draußen.
Auf dem Korridor stellte sich Greenhough ihm in den Weg. »Darf ich fragen, was das alles zu bedeuten hat?«, erkundigte sich sein Chefredakteur in scharfem Tonfall.
»Verzeihen Sie, Mister Greenhough, aber es … es gab einen Todesfall in meinem Bekanntenkreis«, improvisierte Jonathan, während er sich an dem Mann mit dem grauen Anzug und der Nelke im Knopfloch vorbeischob. »Ich muss dringend meine Freunde aufsuchen.«
»Einen Todesfall?«
»Ich erkläre Ihnen alles morgen. Bitte um Entschuldigung. Auf Wiedersehen!« Er lüftete seinen Hut zum Abschied und verschwand die Treppe hinunter. Auf der Straße wartete Randolph auf ihn, und kaum dass Jonathan auf den Kutschbock gestiegen war, ließ jener die Zügel schnalzen, und die Kutsche setzte sich in Bewegung.
»Wohin fahren wir?«, wollte Jonathan wissen.
»Zu Holmes«, erklärte sein Begleiter.
»Wollen Sie mir nicht verraten, was genau jetzt eigentlich geschehen ist?«
Randolph warf ihm einen kurzen Blick zu. »Das will ich gerne tun, aber es wird Ihnen nicht gefallen.« Dann berichtete er Jonathan vom Tod der Crowleys, von der Verwüstung ihres Heims und von dem seltsamen Hinweis, den der Archivar hinterlassen hatte.
Ein mulmiges Gefühl machte sich in Jonathans Magengegend breit. Der Tod Dunholms war bereits eine höchst beunruhigende Erfahrung für ihn gewesen, wenngleich der noch stärkere und unmittelbar körperliche Schock der Magie das Ereignis ein wenig überdeckt hatte. Dass sich diese Mordserie nun
Weitere Kostenlose Bücher