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Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone

Titel: Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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so als wäre sie bereit zur Jagd. Sie duckte sich kurz – und sprang Jonathan direkt ins Gesicht.
    Dieser stieß einen Schrei des Erschreckens aus, der sich im nächsten Moment in einen Laut der Verwunderung verwandelte. Unvermittelt spürte er etwas Fremdes in seinem Geist, als die geisterhafte Katze mit seinem Körper und seinem Bewusstsein verschmolz.
    Fürchte dich nicht! , vernahm er eine dunkle, samtene Frauenstimme in seinem Kopf.
    »Du … du kannst sprechen?«, stotterte er.
    Ein leises Lachen hallte durch die Windungen seines Verstandes, während Randolph und Holmes sich gleichzeitig vielsagend über den Tisch hinweg anblickten. Natürlich, warum nicht? Und du brauchst nicht laut zu sprechen. Ich verstehe dich auch so.
    Aber wieso hast du bislang kein Wort gesagt? , fragte er stumm.
    Das habe ich. Ich habe nur nicht mit dir gesprochen. Und nun still, Jonathan. Konzentriere dich auf deine Aufgabe. Ich werde dich dabei unterstützen.
    Er nickte gehorsam und versuchte erneut, seine Augen zu entspannen und an der Wirklichkeit vorbeizuschauen, wie Holmes sich ausdrückte. Ein befremdliches Gefühl des Losgelöstseins erfasste ihn, so als sei er nicht mehr ganz Herr seiner Gedanken und Handlungen. Sein Herzschlag verlangsamte sich, und sein Geist fühlte sich an, als würde er schweben. Vor seinen Augen begannen sich glitzernde Risse zu öffnen, am Fensterrahmen, an der Tischkante, in Holmes’ Gesicht.
    Heiße die Magie willkommen , hauchte Watson in seinem Geist, lass dich von deiner Neugierde leiten. Öffne die Risse und schau nach, was für eine fantastische Welt sich dahinter verbirgt.
    »Ja …«, murmelte Jonathan. Er hob eine Hand und versuchte, einen der Risse zu berühren. Gelbe Lichtfäden züngelten aus seinen Fingerspitzen hervor und verbanden sich mit dem Glitzern, das aus dem Inneren der wie eine Wunde ausgefransten Linie drang. Er zog die Hand zur Seite, und der Riss weitete sich, bildete verästelte Seitenrisse, und mit einem Mal schien sich die Welt umzustülpen, die Risse glitten, Vorhängen gleich, auseinander, und ein helles gelbes Gleißen brach daraus hervor.
    Von einem Moment zum nächsten veränderte sich Jonathans gesamte Wahrnehmung. Wo zuvor das Zimmer, die Möbel, seine zwei Gefährten gewesen waren, herrschte nun ein pulsierendes Durcheinander aus zuckenden Fäden und glitzernden Lichtsträngen, ein schier unüberschaubares und ständig im Wandel befindliches Netzwerk aus tastenden Energiefingern, die sich verbanden und wieder trennten, die Muster bildeten und diese wieder auflösten, und inmitten all dieses Chaos saßen die kraftvoll leuchtenden Gestalten von Randolph und Holmes.
    Jonathan keuchte auf, fassungslos und begeistert zugleich.
    Willkommen im Wunderland, kleine Alice! , begrüßte ihn Watson mit gutmütigem Spott.
    Jonathan spürte, wie sich die Geisterkatze aus seinem Bewusstsein löste, wie ein Gespinst aus Spinnweben, das man sich aus dem Gesicht wischt, und schon sprang ihr ebenfalls leuchtender Körper in sein Blickfeld und wieder zurück in seinen Schoß. Jonathan versuchte, Watson zu berühren, und staunend beobachtete er, wie sich die Fäden aus seinen Fingerspitzen schlängelnd mit den winzigen Lichtzungen verbanden, die aus dem silbrigen Fell der Geisterkatze hervorzuckten. Ein Prickeln durchlief seine Hand, als er den kleinen warmen Leib seiner Lehrerin berührte. Danke! , dachte er.
    »Wie ich sehe, Mister Kentham, haben Sie zu uns gefunden«, meldete sich Holmes zu Wort. »Sind Sie bereit, das Ritual fortzusetzen?«
    Jonathan hob den Kopf. »Ja, ich bin bereit.«
    »Sehr schön. Berühren Sie, wie gesagt, den Hut, so wie Mister Brown und ich.«
    Jonathan hob die Hand und tat, wie ihm geheißen.
    »Und nun konzentrieren Sie sich darauf, dem Hut etwas von Ihrer Magie zu geben. Stellen Sie sich vor, er sei eine geliebte Person, die in einer kühlen zweisamen Frühlingsnacht zu frieren beginnt, und Sie wollten ihr Wärme spenden.«
    »Ihre poetischen Anfälle machen mir Angst«, brummte Randolph.
    »Ich rede mit Mister Kentham«, wies Holmes ihn zurecht. »An einen Rosskutscher wie Sie wäre in der Tat jedes schöne Wort nutzlos verschwendet.«
    Jonathan beachtete den Wortwechsel der beiden Männer gar nicht. Holmes’ Worte ließen ihn unwillkürlich an Elisabeth denken und an den gemeinsamen Spaziergang nach dem Theaterbesuch. War das erst zwei Tage her? Es fühlte sich an, als wäre seitdem eine Ewigkeit vergangen. Gedankenverloren strich er über den Bowler

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