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Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone

Titel: Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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seine Darbietung beendet hatte, der Beifall verklungen war und die Gäste Stühle rückend dem Ausgang entgegenstrebten, von seinem Platz auf und ging zielstrebig auf die Bühne zu. »Entschuldigen Sie, Sir«, rief er dem Zauberkünstler zu, der gerade seinen Zylinder und ein paar Spielkarten einsammelte.
    Der Angesprochene blickte überrascht auf und kam dann, als er den Jungen bemerkte, näher. Richard erkannte, dass er deutlich älter war, als das schwarze Haar und der Schnurrbart hatten vermuten lassen – offenbar gehörte beides zu seinem Kostüm. »Was kann der Magister Hieronymus Brazenwood für dich tun?«, fragte er freundlich, während er die fünf Stufen zum Zuschauerraum hinunterstieg.
    »Ich wüsste gerne, was mit dem Vogel geschehen ist, den Sie in Ihrem Trick haben verschwinden lassen«, sagte Richard mit ernstem Gesicht. Aus den Augenwinkeln sah er, dass Onkel Thomas aufmerksam geworden war und zu ihnen trat, um zu sehen, ob sein Schutzbefohlener irgendwelche Dummheiten machte.
    Brazenwood hob überrascht die buschigen Augenbrauen. »Aber dort drüben sitzt er doch.« Er zeigte auf den Käfig neben dem Holztisch.
    Richard schüttelte den Kopf. »Nein, Sir, das ist nicht der Vogel, den Sie haben verschwinden lassen. Dieser hier hat weiße Spitzen an den Flügeln. Die Flügel des anderen waren dagegen ganz gelb.«
    Der Zauberkünstler machte ein verblüfftes Gesicht, bevor er anerkennend nickte. »Du bist ein sehr aufmerksamer kleiner Mann. Das hat noch niemand außer dir bemerkt.«
    »Also, wo ist der andere Vogel?«, wollte Richard wissen. »Ist er tot?«
    »Richard!«, rief Onkel Thomas und schnaufte entrüstet. »Wie kannst du nur solche Dummheiten von dir geben?« Er wandte sich mit um Verzeihung bittender Miene an den Magister. »Legen Sie nicht jedes Wort von ihm auf die Goldwaage. Der Junge hat allerlei Flausen im Kopf. Entschuldigen Sie!«
    Der Zauberkünstler hingegen hob abwehrend die Hand. »Gott bewahre, mein Herr. Es gibt nichts, wofür Sie sich rechtfertigen müssten. Wenn unter meinen Zuschauern auch nur einer ist, der befürchtet, meine Zauberkunst nähme das Opfer unschuldiger Lebewesen in Kauf, so sehe ich es als meine Pflicht an, ihn vom Gegenteil zu überzeugen.« Er blickte Richard tief in die Augen und beugte sich mit einem Schmunzeln vor. »Dürfte ich kurz in deine Rocktasche greifen?«
    Der Junge nickte unsicher.
    Brazenwood schüttelte theatralisch die Ärmelsäume seines Fracks und schob sie zurück, schien in einer kompliziert aussehenden Geste seine Finger zu lockern, und schon im nächsten Augenblick hatte er Richard in die rechte Tasche seiner Jacke gegriffen. Er hantierte kurz darin herum, als versuche er etwas zu greifen, anschließend zog er vorsichtig seine zur hohlen Hand geballte Faust daraus hervor. Er öffnete die Finger, und der kleine gelbe Vogel hockte auf der Handfläche. Der gefiederte Winzling piepste leise und legte den Kopf schief, als erwarte er voller Spannung die Reaktion des Jungen.
    Richard riss Augen und Mund auf. Das war der Vogel, den Brazenwood aus dem Käfig auf der Bühne hatte verschwinden lassen. Da gab es keinen Zweifel. Und er hatte ihn aus der Tasche seiner Jacke gezogen. Das war schier unmöglich. Richard hatte mit eigenen Augen gesehen, wie der Zauberkünstler die weiten Ärmel ausgeschüttelt hatte. Wenn er darin einen Vogel verborgen gehabt hätte, um ihn im Schutz von Richards Tasche heimlich in die offene Hand gleiten zu lassen, wäre dieser mit Sicherheit herausgefallen. Es war … Zauberei! »Wie haben Sie das gemacht?«
    Der Magister nahm das Staunen des Jungen mit einem weiteren Schmunzeln zur Kenntnis, während er den Vogel an seinen Gehilfen weitergab, der diesen kopfschüttelnd in den Käfig zu seinem gefiederten Bruder setzte. Nach dieser Kunstpause verbeugte er sich leicht, als fühle er sich geehrt, dass seine kleine Privatvorstellung ein so dankbares Publikum gefunden hatte. »Ich bin ein Zauberer, mein Junge«, verriet er mit schelmisch blitzenden Augen. »Magie ist mein Geschäft.«
    Onkel Thomas brach in schallendes Gelächter aus und klatschte in die Hände. »Wunderbar. Einfach wunderbar. Sie sind der Größte.« Er japste und rieb sich die Tränen aus den Augenwinkeln.
    Der Zauberkünstler richtete sich würdevoll auf, blickte die beiden an und lüftete mit einer eleganten Bewegung den Hut. »Meine Herren, ich empfehle mich. Bitte empfehlen derweil auch Sie mich – und zwar weiter. Es geht nichts über eine gute

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