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Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone

Titel: Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Verräterisches auf. Wer oder was auch immer nach ihm getastet hatte, war bereits wieder in Deckung gegangen. Oder aber hatten ihm seine Sinne einen Streich gespielt?
    Die ganze Umgebung war an diesem Abend wie von einem magischen Drang erfüllt. Aus den Fenstern der mehrstöckigen Häuser, die links und rechts von ihm aufragten, züngelten Fäden wie helle gelbe Flämmchen, und auch aus den Gullydeckeln, die in regelmäßigem Abstand in die Straße eingelassen waren, stieg mehr als nur der warme Gestank der Kanalisation auf. Dabei gehörten die Fäden keineswegs nur Tauben, die, mit dem Kopf unter dem Flügel, schlafend auf den Fenstersimsen hockten, oder Ratten, die durch die Gosse trippelten. Das Gestein und die Erde selbst begannen sich zu verändern. Noch erschienen die neuen Fäden nur vereinzelt und rudimentär, wie die Knospe einer noch nicht zum Leben erwachten Blumenblüte. Ein geübter Sehender wie Albert Dunholm erkannte allerdings, dass die Welt im Begriff war, sich zu wandeln. Und wohin dieser Wandel führen mochte, wagte er sich kaum auszumalen.
    Aber einerlei, ob er sich die Spürfäden nun eingebildet hatte oder nicht, der Erste Lordmagier wäre nicht so alt geworden, wenn er nicht ein vorsichtiger Mann gewesen wäre. Und so hielt er die Wahrsicht aufrecht, während er weiterging. Viele Magier empfanden es als irritierend, die Wirklichkeit um sich herum für länger als nur für ein paar Lidschläge als ein gewaltiges glitzerndes Netzwerk aus Fäden wahrzunehmen, das alles, was irgendwie einander bewusst oder auch nur sinnlich erfassbar war, miteinander verband. Dunholm hatte im Laufe der Jahre gelernt, damit umzugehen.
    Er bog gerade in die Charterhouse Street ein, da spürte er das Tasten erneut. Blitzschnell drehte er sich um und gewahrte das Spürfadenbündel, das sich hauchzart wie ein Gespinst zwischen den kräftigen Fadensträngen der Häuser und der Gaslaternen hindurchgeschlängelt hatte.
    Seine Finger vollzogen die magischen Gesten beinahe wie von selbst, während er seine eigenen Sinne ausgreifen ließ, um herauszufinden, wer ihn zu so später Stunde verfolgte.
    Es waren zwei Männer, die sich hinter ihm in einer Seitengasse verbargen. Ihre Fadenaura strahlte hell und bewegte sich derart präzise und zielgerichtet, wie es nur ein fähiger Magier zustande brachte.
    Dunholm runzelte die Stirn. Wer waren die beiden Männer – wenn es sich denn tatsächlich um Männer handelte, denn nun, da er genauer hinschaute, fiel ihm auf, dass die Aura seiner Verfolger einem komplizierten Bewegungsmuster folgte, das es praktisch unmöglich machte, die Identität der beiden anhand charakteristischer Eigenheiten ihrer Aura im Fadenwerk festzustellen.
    Das war nicht gut. Für gewöhnlich sah ein Magiekundiger davon ab, die eigene Aura zu tarnen, allein schon deshalb, weil es auf die Dauer sehr anstrengend war, die eigenen Fäden ununterbrochen nebenher zu manipulieren. Wer so viel Mühe auf sich nahm, um die eigene Identität zu verschleiern, führte zweifellos Übles im Schilde.
    Was wiederum nur noch mehr Anlass zur Sorge gab, denn die Gemeinde praktizierender Magieanwender in London und dem direkten Umland war überschaubar – wenn man nach wirklich fähigen Magiern suchte, wurde sie sogar noch kleiner –, und sah man von einem weltanschaulichen Disput zwischen zwei Fraktionen des Ordens ab, gab es Dunholms Wissen nach gegenwärtig keinerlei nennenswerte Spannungen. Folglich existierte eigentlich auch kein Grund für Intrige und Heimlichkeit. Was die Identität seiner Verfolger anging, ließ dies zwei Schlüsse zu: Entweder waren ausländische Magierspione in London eingetroffen – so etwas hatte es in der Vergangenheit durchaus gegeben –, oder die Anhänger von Meister Wellington, Dunholms politischem Gegner , wenn man so wollte, waren im Begriff, eine unfassbare Schandtat und zugleich große Dummheit zu begehen, während ihr Anführer auf Geschäftsreise in Übersee war. Unfassbar deshalb, weil es trotz all der Debatten, die in den letzten Jahren geführt worden waren, niemals tätliche Übergriffe gegeben hatte, und dumm, weil die Verschwörer vielleicht imstande sein mochten, Dunholm geschickt zu beschatten, aber deswegen noch lange nicht stark genug waren, um es mit ihm aufzunehmen, sollte dies ihr Plan sein.
    Einen Augenblick lang erwog Dunholm zu versuchen, seine Verfolger in dem Gassengewirr westlich der St. John Street abzuschütteln. Jetzt, da er sich ihrer Anwesenheit bewusst war,

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