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Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone

Titel: Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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hochprozentigen Fusel ausgegeben, und die hatte er dann im Laufe des Tages nach und nach geleert. Seine Stimmung war dadurch leider nicht besser geworden. Dafür konnte er mittlerweile, da nicht mehr als ein fingerbreiter Rest am Boden der Flasche übrig geblieben war, kaum noch stehen, geschweige denn klar denken. Nur die zwei ähnlich starken Bedürfnisse, sich irgendwo zum Schlafen hinzulegen und die Blase zu entleeren, waren in seinem umnebelten Geist verblieben.
    »Eins nach dem anderen«, entschied Porter lallend.
    Er wusste nicht so ganz genau, wo er sich im Augenblick eigentlich befand – neben dem Alkohol trübte auch der allgegenwärtige Londoner Nebel, der an diesem Abend schon ungewöhnlich früh aufgezogen war, seine Sinne. Doch wenn er sich nicht ganz und gar täuschte, war irgendwo vor ihm das leise Schmatzen von Wasser zu hören, das an einer Kaimauer leckte. Die Themse musste also in der Nähe sein.
    »Asche zu Asche, Staub zu Staub, Wasser zu Wasser«, zitierte Porter recht frei aus der Bibel und stieß sich von der aus braunen Backsteinen gemauerten Hauswand ab, an der er sich bislang nicht nur orientiert, sondern auch festgehalten hatte.
    Mutig wankte er in den weißen Dunst hinein. Die schlechte Sicht ließ ihn über das unebene Pflaster stolpern, und es trieb ihn mehrere unsichere Schritte ins Leere, bevor er sich zu fangen vermochte – gerade noch rechtzeitig, wie er feststellte, denn die Straße endete sowohl direkt vor ihm als auch zur Rechten in einer niedrigen Kaimauer. Knapp eine Manneslänge unter seinen Füßen schwappte das brackige Wasser der Themse an die moosig glänzenden Steine. »Glück gehabt«, murmelte Porter.
    Mit zusammengekniffenen Augen blickte er angestrengt in den Nebel hinein und glaubte einige hölzerne Pfähle zu erkennen, die aus dem Wasser ragten. »Muss unten an einem der Schiffsanlegeplätze sein«, murmelte er. Wahrscheinlich handelte es sich um das Queenhithe Dock. Das war die einzige Stelle zwischen Waterloo und Tower Bridge, an der die Uferbegrenzung einen so deutlichen Einschnitt aufwies. Damit war er auf seiner ziellosen Wanderung viel weiter nach Westen geraten, als er eigentlich vorgehabt hatte.
    Ergeben zuckte Porter mit den Schultern und beschloss, die Gunst des Augenblicks zu nutzen und seine drückende Blase zu leeren, um zumindest eine seiner beiden Sorgen los zu sein. Vorsichtig stellte er die Flasche neben sich auf die Kaimauer und öffnete mühsam und umständlich seine Hose. Dabei schwankte er gefährlich hin und her und wäre beinahe ein weiteres Mal über den Rand gekippt. Schließlich war das Unterfangen geglückt, und unter seligem Seufzen erleichterte er sich. Das helle Plätschern im Wasser der Themse war das einzige Geräusch in der unmittelbaren Umgebung.
    Das änderte sich, als sich zu dem Plätschern auf einmal ein dumpfes Rauschen gesellte. Diesem Rauschen folgte ein Gurgeln und Blubbern, und unvermittelt fing die Themse direkt vor Porters Augen an zu sprudeln, als würde sie kochen. Verwirrt machte er einen Schritt zur Seite, wobei er die Flasche umstieß. Klirrend zerbrach sie auf dem Kopfsteinpflaster.
    Porter Jackson hatte allerdings keine Zeit, sich darüber zu ärgern, denn in diesem Augenblick schoss unmittelbar vor ihm eine Wand aus Stahl und nass glänzendem grauem Fleisch in die Höhe. Ein riesenhaftes Ungetüm tauchte aus dem Wasser auf, erhob sich schnaubend und fauchend wie ein den Legenden entstiegener Seedrache in die nebelgeschwängerte Abendluft und kam schließlich keine zwei Schritt vom Kai entfernt zur Ruhe. Wasser rann in Strömen über die dunkle Haut, die von Panzerplatten geschützt und mit schwarzgrauen Metalldornen gespickt war. Ein riesenhaftes gelb leuchtendes Auge glotzte Porter, ohne zu blinzeln, aus der Dunkelheit an.
    »Heilige Mutter Gottes!«, hauchte dieser fassungslos, während er mit heruntergelassenen Hosen den Koloss anstarrte, der eine widernatürliche Mischung aus Lebewesen und Maschine zu sein schien.
    Ein dumpfes metallisches Stöhnen durchlief den Leib des Monstrums. Plötzlich öffnete sich eine Art Luke in dessen Flanke, und ein Mann erschien dort. Wäre Porter ihm tagsüber auf der Straße begegnet, hätte er ihn möglicherweise für einen aristokratisch wirkenden, aber nichtsdestoweniger völlig normalen älteren Gentleman gehalten. Dieser Eindruck hätte ihm in diesem Moment nicht ferner liegen können. Und er wurde auch keineswegs besser, als der Mann lautlos die breite Gangway

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