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Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone

Titel: Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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bedeckten Felsboden ausrutschte und beinahe stürzte, bemerkte er, dass er noch immer viel zu sehr in seinem alten Leben und Verhalten verhaftet war. Mit einem nachsichtig milden Lächeln über seine eigene innere Beschränktheit schüttelte er den Kopf und streckte leicht die Arme aus, um dicke Fadenbündel daraus hervorschießen zu lassen. Elektrischen Entladungen gleich verbanden sie sich vielarmig mit den über den Boden tastenden Magieströmen und hoben ihn mühelos in die Luft. Schwebend näherte er sich den Gebäuden, wobei er überrascht feststellte, dass sie beinahe vollständig erhalten waren. Das Meer und die Zeit hatten die Reliefverzierung der aus schweren Steinblöcken bestehenden Wände zwar bis zur Unkenntlichkeit verwaschen, ansonsten wirkten die kantigen und in ihrer fensterlosen Bauweise irgendwie an Mausoleen erinnernden Behausungen im Gegensatz zu weiten Teilen der übrigen Architektur aber erstaunlich gut erhalten.
    Wellington ließ sich mitten zwischen die Gebäude schweben, und seine Spürfäden glitten wie von selbst durch das Dickicht der magischen Ströme, um nach ihren Zielen zu suchen. In einem der Bauwerke glaubte er eine Bewegung wahrzunehmen. Der Magier konzentrierte sich und ließ die Wahrsicht hinter der Wirklichkeit verblassen. Er war davon überzeugt, dass er auch blind imstande sein würde, die ihn umgebenden Energien zu manipulieren, und er wollte mit eigenen Augen sehen, wer – oder was – sich dort in der Finsternis verbarg. Daran, dass es sich um ein Mitglied von Bennetts Mannschaft handeln könnte, zweifelte er mittlerweile.
    Seine Zweifel sollten berechtigt sein.
    Das Wesen, das leicht benommen wirkend aus der finster gähnenden Türöffnung des Hauses herausschlurfte, erinnerte Wellington an eine bizarre Kreuzung aus Mensch und Fisch. Es hatte einen fischartigen Kopf mit kreisrunden bleichen Augen und einem viel zu großen Mund. Seine Haut schien von feinen silbrig schwarzen Schuppen bedeckt zu sein, und Schwimmhäute an seinen breiten, in Krallen auslaufenden Händen und Füßen wiesen darauf hin, dass das Wasser sein natürliches Element war. Algen und Korallen hatten sich auf dem Kopf und den Schultern des Geschöpfs abgesetzt, und ein Gestank nach altem Fisch umwehte es wie eine üble Aura.
    Die Kreatur war so hässlich und eine derartige Beleidigung für die Sinne jedweden zivilisierten Wesens, dass Wellington schon angewidert das Gesicht verziehen wollte, als ein Detail, das nicht zu dem Aussehen der Bestie passen wollte, den Magier innehalten ließ: Das Wesen trug eine zerschlissene, aber unverkennbar einst edle Tunika nach antikem Schnitt. Der Magier runzelte die Stirn. Konnte es sich bei dem Geschöpf um einen der ehemaligen Bewohner der Insel handeln, um einen der vorzeitlichen Hüter der Quelle der Magie?
    Ein Geräusch in seinem Rücken lenkte ihn von dem Gedankengang ab. Wellington wandte den Kopf und sah, dass aus einem anderen Gebäude ein zweites Fischwesen getreten war. Wie schon das erste schien es noch nicht ganz bei Sinnen. Seine Bewegungen waren träge, und der Blick der riesigen Glotzaugen wirkte verschleiert, als sei die Kreatur eben erst aus einem langen Schlaf erwacht. Einem womöglich jahrtausendelangen Schlaf? , fragte sich Wellington.
    Zu den beiden stumpfsinnig dreinschauenden Geschöpfen gesellte sich ein drittes, dann ein viertes und ein fünftes. Bald war der Magier von einem knappen Dutzend der Wesen umstellt. Er machte sich deswegen keine Gedanken, denn eine Rückkehr in die Wahrsicht verriet ihm, dass die Fischmenschen, wenn überhaupt, nur eine rudimentäre Kontrolle über die magischen Ströme hatten, die sie auf allen Seiten umflossen. Was immer für Mutationen er hier vor sich hatte – und Wellington ging stark davon aus, dass es sich um ehemalige Menschen handelte, deren Äußeres durch den dauerhaften Einfluss der Magie verändert worden war –, sie stellten keine nennenswerte Gefahr für ihn dar.
    Wer bist du?
    Die Frage, die ihm eines der Wesen lautlos stellte, kam so unerwartet, dass Wellington überrascht zusammenzuckte. Telepathie gehörte keineswegs zu den leichten Anwendungen der Magie. Entweder war den Fischwesen diese Gabe angeboren, oder ihre ungerichtete Fadenaura täuschte über ihre wahren Fähigkeiten hinweg. In diesem Fall musste er sich vorsehen.
    »Mein Name ist Victor Mordred Wellington, und ich erhebe Anspruch auf diese Insel«, verkündete er mit lauter Stimme.
    Welcher Art ist dein Anspruch?
    Der Magier

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