Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone
deutete mit dem schweren Schädel ein Nicken an. »Ich verstehe, Meister. Ich nehme an, ihre Bereitschaft war nicht an Bedingungen geknüpft.« Er warf einen düsteren Blick in die Runde, und die Panzerung an seinen Armen und Beinen gab ein metallisch schabendes Geräusch von sich, als er zwei drohende Schritte näher stapfte.
Die Fischwesen waren in der Tat erschrocken zurückgezuckt, als die hünenhafte Monstrosität aufgetaucht war, und duckten sich nun furchtsam. Jeder Widerstand wurde unter den schweren Füßen dieses Golems zu Staub zerrieben.
Wie lauten deine Befehle? , vernahm Wellington ihre eingeschüchtert klingenden Stimmen in seinem Geist.
Das Lächeln auf seinem Gesicht wurde breiter. So gefiel ihm das alles schon viel besser. »Ihr werdet meine Wünsche in Kürze erfahren«, versprach er den Wesen. »Und dann«, fuhr er mit Blick auf Duncan fort, »reisen wir zurück nach England. Es gilt, dort ein paar Veränderungen in die Wege zu leiten, ein paar Weichen zu stellen … für die Zukunft.« Der Magier hob fragend eine Augenbraue. »Ihr wisst nicht zufällig, was unserem Transportmittel widerfahren ist?«
Hyde-White gab ein Geräusch von sich, das an den schnaufenden Kessel einer Dampfmaschine erinnerte. »Wie es der Zufall will, weiß ich das tatsächlich«, grollte Wellingtons Schüler. Er deutete mit einer Klauenhand auf die nahe Felsenküste. »Seht her!«
Wie auf einen unhörbaren Befehl hin tauchte urplötzlich der gewaltige stählerne Leib der Nautilus aus den Fluten auf. Und auch das Tauchboot hatte sich verändert! Im ersten Moment verschlug der Anblick Wellington die Sprache. Dann allerdings breitete sich ein diabolisches Lächeln auf seinen Zügen aus.
kapitel 4: der morgen danach
»Die Gesellschaft der Mayflower-Nachfahren aus Massachusetts hat ein Dankschreiben und eine Gratulation an Senator Hoar und Mister Bayard gesandt, denen es gelungen ist, eine Rückführung des Logbuchs der Mayflower nach Amerika zu erwirken. Gleichzeitig schickte sie einen Brief an den Erzbischof von Canterbury und den Bischof von London, um ihre Dankbarkeit für die großzügige Handhabung der im Auftrag der Vereinigten Staaten gestellten Anfrage auszudrücken.«
– London Times, 19. April 1897
19. April 1897, 06:14 Uhr GMT
Schottland, Glen Coe, zwei Meilen östlich von A’Charnaich
Ein trüber Morgen graute über den Highlands, als Kendra den Weg zur Hütte ihres Großvaters hinauf erklomm. Sie hatte sich in der letzten Nacht kaum zwei Meilen von A’Charnaich entfernt, bevor sie sich unweit des Weges im Schutz einer kleinen Baumgruppe erst einmal hingesetzt hatte, um Ordnung in das aufgeregte Wirbeln ihrer Gedanken zu bringen. Über die Frage, was sie nun, da sie entschieden hatte, ein neues Leben zu beginnen, mit diesem Leben anfangen sollte, war sie in einen kurzen, unruhigen Schlaf gefallen, aus dem sie noch vor dem ersten Licht des neuen Tages wieder erwacht war – zwar mittlerweile frei von Kopfschmerzen, aber dafür steif und durchgefroren. Kurz darauf hatte sich auch noch Hunger dazugesellt, und weil es ihr in der Eile der letzten Nacht nicht in den Sinn gekommen war, sich mit Proviant zu versorgen oder zumindest etwas Geld einzustecken, hatte sie sich entschieden, den einzigen Mann aufzusuchen, an den sie sich in dieser Lage wenden konnte. Giles würde nicht begeistert sein, aber er würde sie auch nicht von der Schwelle weisen. Außerdem hatte er ohnehin vor wenigen Stunden am See gesagt, sie würden morgen – also heute – weiter über das reden, was dort oben geschehen war.
Kendra wusste, dass ihr Großvater früh aufzustehen pflegte. Doch sie hatte nicht erwartet, ihn mit Hut, Jacke und gepacktem Koffer dabei anzutreffen, wie er gerade die Tür zu seinem Haus abschloss, das unweit der Talstraße einsam auf einer kleinen felsigen Wildwiese stand. »Großvater!«, rief sie. »Wo willst du hin?«
Giles McKellen wandte sich ihr zu, und auf seine wettergegerbten Züge trat ein Ausdruck der Überraschung. »Kendra. Wo kommst du denn her?«
»Aus dem Dorf«, erwiderte sie.
Ihr Großvater grunzte. »Schön, das habe ich mir beinahe gedacht. Vielleicht sollte ich meine Frage anders stellen: Was treibt dich zu dieser frühen Morgenstunde zu mir?«
»Können wir nicht hineingehen?«, bat Kendra und deutete auf das Haus, in dem sie sich bis eben ein Feuer zum Aufwärmen und etwas zu essen erhofft hatte. »Dann erzähle ich dir alles.«
Im Gesicht ihres Großvaters arbeitete es.
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