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Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone

Titel: Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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beiden ein böses Ende nehmen … und nicht nur mit uns beiden.«
    »Ich werde tun, was du sagst«, versprach Kendra.
    Ihr Großvater brummte zufrieden. Anschließend hielt er ihr den Schlüssel zu seiner Hütte hin. »Dann geh als Erstes mal hinein und hol dir aus der Speisekammer etwas zu essen. Aber gegessen wird unterwegs. Wir haben keine Zeit zu verlieren. Und der Weg nach London ist weit.«
    19. April 1897, 09:47 Uhr GMT
    England, London, Finsbury Square
    »Gütiger Himmel!«
    Mit einem erschrockenen Luftholen fuhr Jonathan in seinen Bettlaken hoch. Sein Nachthemd war nass geschwitzt, und jeder Muskel in seinem Leib schmerzte, als hätte er stundenlange Krämpfe durchlitten. Genau genommen war das nicht vollkommen ausgeschlossen, denn er hatte nur noch sehr verschwommene Erinnerungen an die letzte Nacht. Diese allerdings waren alles andere als angenehm. Nachdem er von dem Fremden, dessen Name ihm entfallen war, nach Hause gebracht und von der guten Misses Fincher auf mütterlich energische Art ins Bett gesteckt worden war, hatte er lange keinen Schlaf gefunden. Schwindel und Übelkeit hatten ihn gepeinigt, dazu Anfälle von Schüttelfrost, und seine Stirn war so heiß gewesen, als litte er unter hohem Fieber. Er glaubte sich daran zu erinnern, dass er versucht hatte aufzustehen, um Misses Fincher noch einmal zu wecken und sie zu bitten, einen Arzt kommen zu lassen. Doch er hatte feststellen müssen, dass er sich sogar zu schwach fühlte, um sein Bett zu verlassen. Ihm war nichts anderes übrig geblieben, als sich zurück in die Laken sinken zu lassen, die Augen zu schließen und auf die von funkelnden Flecken durchsetzte Finsternis hinter seinen Augenlidern zu starren, während er gleichzeitig gebetet hatte, dass er den nächsten Morgen noch erleben möge. Er nahm an, dass er gebetet hatte. Wirklich sicher war er sich da nicht mehr.
    Zu guter Letzt war er dann aber doch eingeschlafen, wenngleich der Schlaf ihm alles andere als Linderung verschafft hatte. Bizarre Albträume hatten ihn geplagt, Bilder von lebendig werdenden Statuen, von Schatten, die ihm nachjagten, und Monstren, die aus dunklen Winkeln und Löchern krochen. Zum Schluss hatte er einen leichenblassen Greis gesehen, der in einer riesigen Lache sich ausbreitenden Blutes gelegen hatte. Als Jonathan sich im Traum über ihn gebeugt hatte, um herauszufinden, ob ihm noch zu helfen sei – obwohl er natürlich wusste, dass dieser längst tot war –, hatten sich dessen Augenlider auf einmal ruckartig geöffnet, und er hatte ihn aus milchig verschleierten Pupillen angeblickt. Sein Mund hatte sich geöffnet, und ein schwacher Luftzug war ihm über die Lippen geglitten, der vier Worte mit sich getragen hatte. »Du bist mein Erbe …«, hatte der Alte gehaucht. In diesem Augenblick war Jonathan vor Grausen aus dem Schlaf gerissen worden.
    Er fuhr sich mit der Linken durch das wirre Haar und atmete ein paarmal tief ein und aus. »Ganz ruhig, alter Junge, es war nur ein Traum«, versuchte er sich einzureden, aber dieses Unterfangen misslang gründlich. Er fühlte sich wie gerädert, aber zumindest waren der Schwindel, die Übelkeit und das Fieber vorbei.
    Als er die Hand senkte, fiel ihm der Ring ins Auge. Unwillkürlich zuckte er zusammen, denn mit einem Mal stürzten die Erinnerungen an die vergangenen zwölf Stunden unvermittelt auf ihn ein: der Theaterbesuch, der Abschied von Elisabeth, die Kutschfahrt zurück, der Fußweg, der alte Mann in der Gasse … Ich wollte Hilfe holen , durchfuhr es Jonathan siedend heiß. Mein Gott, ich habe den Alten sterbend zurückgelassen! Wie konnte das nur passieren?
    Mit einem Ruck warf er die Decke zur Seite und sprang aus dem Bett. Sein Blick fiel auf den alten Wecker, der auf seinem Nachttisch stand, und seine Augen weiteten sich. »Fast zehn Uhr?!« Es war Montagmorgen, und er würde zu spät zur Arbeit kommen – und zwar viel zu spät. Er musste im Schlaf das Klingeln des Weckers überhört haben, was angesichts des unchristlichen Schrillens, mit dem der Zeitmesser zur eingestellten Stunde Laut gab, nachgerade unmöglich schien.
    Er hob ihn hoch und entdeckte recht schnell die Antwort auf seine Frage. Irgendjemand hatte ihn abgestellt. Im Grunde konnte dafür nur eine Person infrage kommen. »Misses Fincher?!«
    Er schlüpfte in seine Schuhe, warf sich den Morgenrock über und riss die Tür zu seinem Zimmer auf. »Misses Fincher!« Hastig stürmte er durch den Korridor und die Treppe hinunter ins Erdgeschoss. Aus der

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