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Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone

Titel: Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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persönlicher Neugierde. Ich hoffe, es stört Sie nicht, dass ich mich hier ein wenig umsehe.«
    »Keineswegs.« Winthorpe machte eine wegwerfende Handbewegung. »Tun Sie, was Ihnen beliebt, solange Sie die Kundschaft nicht belästigen.«
    »Mit Sicherheit nicht«, versprach Jonathan. Er zögerte kurz und fragte dann: »Gibt es eigentlich neue Erkenntnisse, seit der Artikel in der Times erschienen ist?«
    Winthorpe schüttelte den Kopf. »Eigentlich nicht, Sir. Herausgerissene Tür, verwüstete Marktstände, eine lecke Gasleitung und ein halbes Dutzend verschwundene Steinstatuen. Scotland Yard kann sich noch keinen Reim darauf machen, aber für mich ist eines klar: Wer immer hier gewütet hat, muss Titanenkräfte gehabt haben, denn diese Holzauslagen sind verflucht schwer, und irgendjemand hat drei davon gegen die Stirnseite der Markthalle geschmissen wie meine Frau das Geschirr an die Küchenwand, wenn sie schlechte Laune hat. Sie ist Italienerin, müssen Sie wissen. Was für ein Temperament!« Er warf Jonathan einen vielsagenden Blick zu.
    Dieser schenkte ihm ein mitfühlendes Lächeln, während er über das Gehörte nachdachte. Dass Marktstände durch die Halle geworfen worden waren, hatte nicht in der Times gestanden. Vermutlich hatte es der Verfasser des Artikels als allzu weit hergeholt abgetan. Doch irgendetwas ließ Jonathan den Worten des Mannes Glauben schenken. So sonderbar das alles klang, es passte zu all den anderen Sonderbarkeiten, die in den letzten Stunden geschehen waren. Er räusperte sich. »Sagen Sie, Mister Winthorpe, könnte ich wohl einen Blick auf die Sockel der verschwundenen Greifenstatuen werfen.«
    Winthorpe zuckte mit den Schultern. »Sicher. Warum nicht? Lassen Sie mich nur gerade meine Notizen für die Versicherung beenden, dann bringe ich Sie zu einem der Türme.«
    »Ich würde gerne den Turm sehen, der noch von einem verbliebenen Greifen geziert wird«, sagte Jonathan einer plötzlichen Eingebung folgend.
    »Wie Sie wünschen. Auf dem Nordostturm sitzen nach wie vor zwei der Biester.«
    Winthorpe kritzelte noch einige Zeilen auf den Papierbogen, den er an seinem Schreibbrett befestigt hatte, dann brummte er zufrieden und bedeutete Jonathan, ihm zu folgen. Sie gingen die Mittelgasse des Ostmarkts hinunter, vorbei an den links und rechts aufgereihten Ständen der Fleischhändler. Überall hingen ausgeweidete Schweineleiber und Rinderhälften an Fleischerhaken von den eingezogenen Querbalken, und in den Auslagen wurden Schinken, Wurstwaren und Innereien feilgeboten. Ein süßlicher Geruch, vermischt mit den Ausdünstungen der dicht gedrängt stehenden Menschen, hing in der Luft, und wäre es im Inneren des Marktes nicht vergleichsweise kühl gewesen, hätte Jonathans Magen auf diese Mischung möglicherweise mit Unwillen reagiert. Er erinnerte sich noch an einige heiße Sommertage, an denen es hier drinnen kaum auszuhalten gewesen war.
    Der Gebäudeverwalter führte Jonathan zu einer Treppe links am Ende der Markthalle, und sie stiegen in den ersten Stock. Über einen Laufsteg und durch einen schmalen Korridor mit mehreren Türen gelangten sie zu einem Treppenhaus. »Hier entlang, Sir«, sagte sein Führer und erklomm schnaufend die kurze, enge Wendeltreppe, die sie hinauf zum Turmzimmer des Nordostturms brachte.
    Das achteckige Zimmer hatte eine hohe Decke, und es war trotz des trüben Tages überraschend hell, denn in jeder der acht Wände befand sich nicht nur ein breites, rechteckiges Fenster, sondern darüber ein zweites, kleineres, das kreisrund in die Mauer eingelassen worden war. Zusammen sorgten sie dafür, dass von allen Seiten Tageslicht ins Innere fiel.
    Jonathan sah sich in dem Raum um, der ungeachtet seiner wundervollen Aussicht nur als Abstellkammer herzuhalten schien, denn außer ein paar achtlos in der Mitte des Raumes gestapelten Kisten und Stühlen befand sich nichts darin. Bedächtig ging er einmal im Uhrzeigersinn an der Innenwand des Turms entlang und begutachtete dabei die zwei leeren Steinsockel, auf denen die Greifen ursprünglich gestanden hatten. Die Sockel schienen vollkommen glatt zu sein, nur eine hellere, vom schmutzigen Londoner Regen verschonte Fläche zeugte davon, dass hier zuvor etwas gesessen hatte. »Darf ich?«, fragte Jonathan und deutete auf den Fenstergriff.
    »Bitte«, sagte Winthorpe.
    Während Jonathan das Fenster öffnete und hinter der niedrigen Eisenbalustrade, die davor angebracht war, in die Hocke ging, um mit der Hand über den Stein zu

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