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Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone

Titel: Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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dem Tisch aus der Wand ragte. »Ihnen fehlt die charakteristische Form – vorne spitz und hinten abgeplattet –, die ein Projektil aufweist, wenn es zuvor zusammen mit einer Treibladung in einer Patronenhülse steckte. Stattdessen sind sie vollkommen rund.«
    »Und das bedeutet?«
    Der Doktor zuckte mit den Schultern. »Entweder hat unser Täter ein ziemlich altmodisches Vorderladergewehr benutzt oder aber eine Waffe, wie sie mir noch nie untergekommen ist.«
    Nachdenklich kniff Randolph die Augen zusammen. Hier eröffnete sich möglicherweise eine Spur. »Kann ich eine der Kugeln haben?«, fragte er.
    Westinghouse lächelte, während er dem Kutscher eines der winzigen Projektile gab. »Ich dachte mir schon, dass Sie das interessieren würde.« Er nickte ihm aufmunternd zu. »Viel Glück bei der Suche!«
    Der Kutscher schenkte ihm ein schiefes Grinsen. »Danke, Doktor!« Und auf Wiedersehen, Albert …
    19. April 1897, 11:45 Uhr GMT
    England, London, Polizeiwache am Snow Hill
    »Wenn ich das mal wiederholen darf«, sagte der Wachhabende am Schreibtisch im ersten Stockwerk der Polizeistation am Snow Hill, einem schmalen, vierstöckigen Gebäude unweit des Holborn Viadukts, das zwischen zwei anderen Häusern wie eingeklemmt wirkte. Er machte eine dramatische Pause, während er mit einer Hand den Klemmbügel seiner Schreibmaschine hochklappte und mit der anderen gemächlich das Papier herauszog, auf dem er soeben Jonathans Aussage zu Protokoll genommen hatte. »Gestern Abend so gegen halb elf Uhr haben Sie in einem Durchgang von der Long Lane zur Middle Street unweit des Smithfields einen Mann von vielleicht siebzig Jahren gefunden, der in einer großen Blutlache lag und allem Anschein nach schwer verwundet war. Sie haben zuerst überprüft, ob er noch am Leben war, und sind danach losgeeilt, um den Vorfall bei der nächsten Polizeiwache zu melden. – Das wären wohl wir gewesen oder die Männer an der Fore Street. – Auf dem Weg dorthin wurden Sie von heftiger Übelkeit befallen, obwohl Sie nichts getrunken hatten, und verloren das Bewusstsein. Ein Ihnen unbekannter Mann brachte Sie nach Hause, und als Sie heute Morgen zum Tatort zurückkehrten, war der Verletzte spurlos verschwunden. Hat es sich so abgespielt?« Der stämmige Mann in der dunkelblauen Uniform, dessen feistes Gesicht ein mächtiger Schnurrbart zierte, hob den Kopf und gleichzeitig die buschigen Augenbrauen.
    »Ja, genau so war es«, sagte Jonathan mit einem Nicken. Nachdem er den Fleischmarkt verlassen hatte, war er endlich zur nächstbesten Polizeiwache gegangen, um seine nächtliche Begegnung zu melden und vielleicht herauszufinden, ob die Beamten etwas von dem Vorfall wussten – auch wenn er nach dem Bericht des Jungen Oliver argwöhnte, dass dem nicht so war.
    »Gibt es sonst noch etwas, das Sie hinzufügen möchten?«
    Jonathan dachte kurz nach. Natürlich kam ihm der Ring in den Sinn, den er dem Alten abgenommen hatte und der nun an seinem Finger steckte. Er war der Beweis dafür, dass die Erlebnisse der letzten Nacht nicht nur ein böser Traum gewesen waren. Aber Jonathan sträubte sich dagegen, das Kleinod zu erwähnen. Er wollte in den Augen des Polizisten nicht wie ein Dieb aussehen, und außerdem befürchtete er, dass der Uniformierte den Ring an sich nehmen würde, weil er mit einem Verbrechen in Verbindung stand. Und eine innere Stimme sagte Jonathan, dass er auf keinen Fall riskieren durfte, den Ring zu verlieren. Daher schüttelte er den Kopf. »Nein, nichts.«
    Der Uniformierte legte das Blatt Papier zur Seite, schob seinen quietschenden Schreibtischstuhl zurück und faltete mit der Miene eines Mannes, der den Fall im Geiste schon abgeschlossen hat, die Hände vor dem Bauch. »Ich wünschte, Sie wären gestern Nacht zu uns gekommen, Sir. Dann hätten wir etwas tun können. Natürlich werde ich einen Constable zum Tatort schicken und diesen untersuchen lassen. Vielleicht können auch die Anwohner etwas Erhellendes zum Sachverhalt beitragen. Ich werde außerdem unsere Streifenbeamten anweisen, die Augen nach einem alten Mann in einem braunen Gehrock offen zu halten, und wir werden auch das St. Bartholomew’s Hospital zwei Straßen weiter überprüfen lassen. Es ist ja schließlich möglich, dass ein anderer Passant den Mann dorthin gebracht hat. Allerdings liegt mir bislang weder eine Meldung über die Aufnahme eines möglichen Verbrechensopfers vor noch eine Vermisstenanzeige. Und die Personenbeschreibung, die Sie mir zu geben

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