Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone
Gesicht, aber sie nickte dankbar. Ihr Großvater hatte mehr als deutlich gemacht, dass Eile geboten war, und so unbequem und heruntergekommen das Gefährt auch aussehen mochte, es würde sie zweifellos schneller nach Glasgow bringen als ihre eigenen Füße.
Also zahlten sie, kaum dass ihr Großvater seine Geschäfte an der Bahnstation beendet und sich zu ihr gesellt hatte, einen Preis, der mit Sicherheit deutlich über dem lag, was Pferd und Kutsche einem anständigen Besitzer noch wert gewesen wären, und während der Hotelbesitzer zufrieden seine Einnahmen in die Tasche steckte, spannten Giles und Kendra das Tier, ein nicht mehr ganz junges, aber nach wie vor kräftig wirkendes Pony mit ockerfarbenem Fell und struppiger Mähne, vor das Gefährt, stiegen ein und fuhren los.
»Er hat uns ganz schön übers Ohr gehauen«, stellte Kendra fest, kaum dass sie außer Hörweite waren und unter bedenklichem Schaukeln und Quietschen die Straße gen Süden entlangfuhren.
»Ja, aber das lässt sich nicht ändern«, brummte ihr Großvater. »Wir haben es eilig, und das wusste er genau. Dass wir uns auf einer Reise befinden, die auch sein kleines Leben und seine kleine Welt retten mag, wollte ich ihm angesichts unserer knapp bemessenen Zeit lieber nicht zu erklären versuchen.«
»Wo du es gerade erwähnst«, sagte Kendra, die Gunst des Augenblicks nutzend, »möchtest du mich nicht endlich in das einweihen, was hier geschieht? Seit wir Glen Coe verlassen haben, hast du kein Wort über den Grund dieser Reise fallen lassen.« Sie unterstrich ihre Worte mit einem vorwurfsvollen Blick. »Ich weiß, dass wir nach London müssen, um diesen Dunholm zu treffen – mehr aber auch nicht. Eigentlich dachte ich, du würdest irgendwann von selbst damit herausrücken, deshalb habe ich bislang geschwiegen und mich in Geduld geübt – und das, obwohl Geduld nicht meine Stärke ist, das kannst du mir glauben. Aber da du dich beharrlich in Schweigen hüllst, muss ich wohl etwas deutlicher werden. Fangen wir also doch damit an: Wer ist dieser Dunholm eigentlich? Und woher kennst du ihn?«
Im Gesicht ihres Großvaters arbeitete es, während er mit sich rang, wie viel er seine Enkelin wissen lassen durfte. »Er ist ein alter Freund«, brachte er schließlich hervor. »Ein sehr alter Freund. Und wenn es jemanden gibt, der herausfinden kann, was genau geschehen ist und was man dagegen tun kann, so ist er es. Ich habe zwar eine Ahnung, aber sicher bin ich mir nicht.«
Kendra blickte ihn mit erwartungsvollen Augen an. Als er nicht weitersprach, sondern nur auf die Zügel in seinen Händen starrte, schnaubte sie gereizt. »Soll das alles sein? Das ist nicht besonders viel.«
»Niemand hat gesagt, dass du alles wissen musst, Kendra«, gab Giles etwas schärfer als nötig zurück.
»Aber wie soll ich dir auf dieser Reise von Nutzen sein, wenn du mich im Dunkeln tappen lässt?«, brauste Kendra entsprechend auf, und in ihren Augen blitzte es zornig.
»Ich habe dich nicht gebeten, mich zu begleiten!« Ihr Großvater hatte keine Mühe, genauso laut zu werden wie sie. »Genau genommen wäre es mir sogar lieber gewesen, wenn du in A’Charnaich geblieben wärst«, polterte er. Zu deinem eigenen Schutz …
»Was soll das heißen: zu meinem eigenen Schutz?«
»Und hör auf, in meinen Gedanken zu lesen!« Rasch vollführte er eine komplizierte Bewegung mit den Fingern seiner rechten Hand.
Kendra hätte diese Geste möglicherweise wiedererkannt und mit einer Art Abwehrzauber in Verbindung gebracht, doch sie war zu wütend, um auf solche Kleinigkeiten zu achten. »Halt die Kutsche an!«, sagte sie eisig.
»Was?«
»Halt die Kutsche an!«
Ihr Großvater kam dem geschrienen Befehl nach, und als die Kutsche zum Stehen gekommen war, sprang Kendra vom Kutschbock. Sie zog ihre Tasche unter dem Sitz hervor, hängte sie sich um und begann den Weg, den sie gekommen waren, zurückzustapfen.
»Kendra!«, rief Giles ihr nach. »Wo willst du hin?«
»Nach Hause«, gab sie wütend und ohne sich umzublicken zurück. »Wo immer das auch sein mag.« Ein kleiner Teil von ihr erwartete, dass ihr Großvater sie daraufhin bitten würde zurückzukommen, aber er wurde enttäuscht. Als sie stattdessen hörte, wie in ihrem Rücken Zügel geschlagen wurden und die Kutsche sich langsam zu entfernen begann, wirbelte sie herum. Wut und Unzufriedenheit trieben ihr die Tränen in die Augen. »Warum weist du mich ständig ab?! Was ist nur los mit dir?!«, schrie sie hinter ihm
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