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Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone

Titel: Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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steckten. »Nun, Sir, es heißt genau das, was es heißt«, antwortete er geduldig. »Der Vieruhrzug fällt heute aus.«
    »Aber warum?«, ereiferte sich Giles. »Wir hatten tagelang keinen Sturm, der irgendetwas auf die Gleise hätte wehen können. Es liegt kein Schnee. In der Zeitung stand nichts von geplanten Streiks oder sonstigen Widrigkeiten …«
    Ein Hauch von Unsicherheit huschte über die Züge des Stationsvorstehers. »Es … äh … gab wohl einen Unfall. Ich habe auch nur ein Telegramm von der Corrour Bahnstation erhalten, in dem es hieß … also …«
    Kendras Großvater starrte ihn zugleich fragend und auffordernd an.
    »Also, in der Nachricht stand, die Lok sei wohl auf halber Strecke zwischen Tulloch und Corrour auf einmal von den Schienen gesprungen, zweihundert Schritt weit durch die Landschaft gerast und dann, ohne zu verlangsamen, in den Loch Treig gerauscht.«
    »Was sagen Sie da?«, mischte sich Kendra ein. Die letzten Worte des Mannes weckten eine beunruhigende Erinnerung in ihr. Dampfende Ungetüme, die sich von ihren eisernen Wegen erhoben … Hatte sie dergleichen nicht gestern Nacht in der Vision gesehen, die ihr während des mehr oder weniger unfreiwilligen Bades im Waldsee zuteilgeworden war?
    »He. Erklären Sie nicht mich für verrückt. Ich gebe nur wieder, was hier geschrieben steht«, verteidigte sich der Stationsvorsteher und deutete auf den schmalen Papierstreifen, der neben dem Fernschreiber lag. »Ernstlich verletzt wurde wohl niemand, aber der Zug muss jetzt erst einmal geborgen werden, und das wird dauern.« Er schüttelte den Kopf. »Wüsste gerne, was da wirklich los war.«
    Kendra warf ihrem Großvater einen vielsagenden Blick zu. Dessen zusammengepressten Lippen nach zu urteilen, glaubte auch er nicht an einen gewöhnlichen Unfall.
    »Schön«, brummte er. »Und wie kommen wir jetzt schnellstmöglich weg aus diesem gottverlassenen Nest? Meine Enkelin und ich müssen nach Glasgow, und es eilt.«
    »Der nächste Zug fährt morgen früh um zehn Uhr«, informierte ihn der Stationswärter, und seine Stimme klang frostig. »Schneller geht es nicht. Ich kann schließlich nicht zaubern.«
    Das würde auch nicht helfen , dachte sich Kendra, sagte aber nichts.
    »Gibt es keine andere Möglichkeit?«
    »Versuchen Sie es mal bei McPherson im Hotel. Wenn er gutgelaunt ist, vermietet er Ihnen vielleicht eine Kutsche. Aber viel schneller werden Sie damit auch nicht sein.«
    »Jede Minute zählt«, erwiderte Giles. »Können Sie uns wenigstens sagen, bis wann wir morgen früh in Glasgow sein müssen, um einen günstigen Zug nach London zu bekommen?«
    Der Stationsvorsteher nickte. »Ich kann Ihnen die Verbindungen heraussuchen.«
    »Danke!« Giles blickte Kendra an. »Lauf schon mal zum Hotel und sprich mit diesem McPherson«, sagte er. »Ich muss noch ein Telegramm abschicken, um Dunholm von unserer Ankunft zu unterrichten – wann immer das sein wird. Wir treffen uns gleich im Hotel.« Er sprach den Namen Dunholm so beiläufig aus, als stünde für ihn außer Frage, dass Kendra ihn am gestrigen Abend in seinen Gedanken gelesen hatte.
    »In Ordnung«, sagte Kendra und machte sich auf den Weg. Sie verließ das kleine Bahnhofsgebäude, sprang die drei Stufen hinunter und folgte dem Schotterweg, der an dem schlichten Vorplatz seinen Anfang nahm, hinab ins Dorf – wobei ins Dorf eigentlich einer Beschönigung gleichkam, denn etwa die Hälfte der Häuser, aus denen Bridge of Orchy überhaupt bestand, säumte bereits den schmalen Weg selbst. Es waren keine zehn.
    Bei dem Hotel handelte es sich um ein weiß getünchtes zweigeschossiges Bauwerk mit einem steilen Dach aus schwarzen Schindeln und einem kleinen Eckturm, das an der einzigen Kreuzung des Ortes lag. Der Betreiber erwies sich als bärbeißiger Bursche mit hochgekrempelten Hemdsärmeln und einer Körperbehaarung, die ihm in den kalten Wintermonaten hier draußen zweifellos von großem Vorteil war. Auf Kendras Frage, ob man hier eine Kutsche mieten könne, antwortete er zunächst mit einem herzlichen Lachen, doch nachdem sie ihm die Dringlichkeit ihres Anliegens klargemacht hatte, führte er sie zu einem Schuppen hinter dem Haus und präsentierte ihr einen vollkommen verstaubten und mit Spinnweben überzogenen Zweisitzer, der dort, scheinbar schon vor längerer Zeit ausgemustert, in einer Ecke stand. »Den können Sie kaufen«, sagte er. »Und ein Pferd gebe ich Ihnen auch dazu, wenn der Preis stimmt.«
    Kendra verzog innerlich das

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