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Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone

Titel: Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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nicht mehr hatte erinnern können. Seine Miene hellte sich auf. »Großartig.« Grinsend hob er eine Augenbraue. »Er heißt nicht zufällig Sherlock mit Vornamen?«
    Randolph blinzelte verwirrt. »Nein, wieso?«
    »Vergessen Sie’s«, sagte Jonathan kopfschüttelnd. »Eine Gedankenverknüpfung, die sich mir bei dem Namen immer wieder aufdrängt. Ich lese zu viele Magazine. Wann werden wir Mister Holmes aufsuchen? Heute noch? Oder morgen Abend?«
    Randolph warf einen Blick auf eine Wanduhr, die gegenüber vom Tresen zwischen vergilbten Fotografien hing. »Er sollte eigentlich mittlerweile zu Abend gegessen haben und bereit sein, uns zu empfangen. Also würde ich sagen … jetzt.«
    19. April 1897, 20:20 Uhr GMT (19:20 Uhr Ortszeit)
    Atlantik, etwa 1300 Seemeilen westlich der Meerenge von Gibraltar (unweit der Azoren)
    Kapitän Ernst Feddersen war rundum zufrieden. Pfeife schmauchend, stand der kräftige Mann mit dem dichten grauen Vollbart neben dem Steuermann und dem Ersten Offizier der Pegasus und sah den Matrosen zu, die unten auf dem Hauptdeck saßen und ausgelassen Seemannslieder sangen, während einer von ihnen sie mit seinem Akkordeon begleitete. Es freute ihn, dass die Männer ein bisschen Spaß hatten. Das sorgte für gute Stimmung an Bord. Andererseits gab es auch weiß Gott keinen Grund, Trübsal zu blasen. Seit die stählerne Bark, einer der sogenannten Flying P-Liner der Hamburger Reederei F. Laeisz, vor einer guten Woche aufgebrochen war, um, das Kap Hoorn umsegelnd, den chilenischen Salpeterhafen Valparaíso anzusteuern, hatten sie hervorragende Fahrt gemacht, und mittlerweile befanden sie sich schon südlich der Azoren. Feddersen glaubte zwar nicht, dass es ihm gelingen würde, den Rekord seines Kapitänskollegen Hilgendorf, des »Teufels von Hamburg«, zu brechen, der die Strecke, vom südenglischen Lizard aus gemessen, in achtundfünfzig Tagen bewältigt hatte, aber das war ihm auch gar nicht so wichtig. Er war gerne draußen auf See, und die Pegasus war ein ordentliches modernes Schiff, das sich gut führen ließ und das seinem Kapitän und seiner Mannschaft immerhin bescheidenen Luxus bot.
    Feddersen wandte den Blick vom Hauptdeck ab, strich seine dunkelblaue Kapitänsuniform glatt und trat backbord an die Reling, um aufs offene Meer hinauszuschauen, dieses endlose, unablässig bewegte Blau, auf dessen schaumgekrönten Wellenkämmen sich im Westen glitzernd die tief stehende Abendsonne widerspiegelte, die unter einer fast bis zum Horizont reichenden Wolkendecke hervorlugte und ihnen ein paar letzte Grüße des scheidenden Tages sandte. Feddersen nahm die Pfeife aus dem Mund, schloss die Augen und sog tief die frische, salzig riechende Meeresluft ein. Das ewige Rauschen der Wellen bildete einen steten dumpfen Kontrast zum fröhlichen Feiern der Männer, wie der ruhige Herzschlag eines gewaltigen Wesens, auf dessen Rücken die Pegasus mit vollen Segeln dahineilte. Alles war friedlich, und wäre Feddersen imstande gewesen, die Zeit anzuhalten, so hätte er es in diesem Augenblick getan.
    »Treibgut an Steuerbord in Sicht!«, unterbrach der Ruf des Wachhabenden im Ausguck Feddersens Ruhe. »Treibgut an Steuerbord!« Sofort hörte das Singen auf, und viele Füße trappelten über das Deck.
    Feddersen öffnete wieder die Augen. »Fernglas, bitte«, befahl er. Sein Erster Offizier Hans Nissen reichte es ihm und nahm selbst ein zweites zur Hand.
    Während unten auf dem Hauptdeck aufgeregte Rufe laut wurden, begaben sich die beiden Männer zur Steuerbordreling und hoben ihre Ferngläser vor die Augen. Feddersen musste einen kurzen Moment suchen, doch dann sah er, was der Ausguck gemeint hatte: Ein massiger dunkler Körper, dessen größter Teil sich knapp unter der Wasseroberfläche verbarg, näherte sich von Südosten her. Im Augenblick mochte er noch gute zwei Seemeilen entfernt sein, aber er kam mit beängstigender Geschwindigkeit auf sie zu. Worum auch immer es sich handeln mochte: Treibgut war es jedenfalls nicht.
    »Gütiger Himmel, was ist das?«, entfuhr es Nissen.
    »Ich will verdammt sein, wenn ich es weiß«, brummte Feddersen. »Vielleicht ein Wal …«
    Sein Erster Offizier schüttelte den Kopf. »Zu schnell für einen Wal. Und was sind das für seltsame Lichter vorne. Sind das Augen?«
    Feddersen justierte sein Fernglas und erkannte nun auch, dass an der Spitze des Körpers zwei kreisrunde gelbe Flecken glühten, die vielleicht halbe Mannsgröße haben mochten, auch wenn das auf die

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