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Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone

Titel: Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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etwas kalten Braten vom Mittag haben oder ein paar kleine Pasteten …«
    Joseph starrte ihn an, als sei Randolph soeben einem silbernen Projektil entstiegen, mit dem er sich vom Mond zur Erde geschossen hätte und in ihrem Vorgarten gelandet wäre. »Tee, Braten, Pastete.«
    »Klingt prachtvoll«, erklärte der Kutscher mit einem Nicken, drehte sich brüsk um und ließ den Bediensteten mitten auf der Treppe stehen.
    »Entschuldigen Sie«, murmelte Jonathan, als er sich an dem Butler vorbeidrängte. »Ich gehöre dazu.«
    Am oberen Ende der Treppe wurde er jedoch von Dunholms ehemaligem Diener aufgehalten. »Warten Sie hier einen Moment, Jonathan. Ich möchte zunächst kurz mit Holmes alleine sprechen.« Er wedelte wie zur Erklärung mit einer Hand durch die Luft. »Ihn auf Ihre Anwesenheit vorbereiten, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Genau genommen verstand Jonathan es nicht, aber er nickte dennoch und ließ zu, dass Randolph zu der verschlossenen Tür hinüberging und anklopfte. »Ich komme jetzt rein, Holmes, und ich bin allein«, rief er. Dann öffnete er die Tür und verschwand nach drinnen. Irgendetwas knallte wie ein Schuss, anschließend polterte es, und Jonathan vernahm die gedämpfte Stimme Randolphs: »Herrgott, Holmes, haben Sie den Verstand verloren?«
    Auch wenn es ihn in den Fingern juckte, zur Tür zu schleichen und das Ohr an das dunkelbraune Holz zu legen, widerstand Jonathan der Versuchung und widmete seine Aufmerksamkeit stattdessen Holmes’ Domizil. Er musste feststellen, dass die hier oben im Korridor zur Schau gestellte Einrichtung – und auch die in der Eingangshalle, welche man von oben aus einsehen konnte – nicht nur geschmackvoll war, sondern auch penibel sauber. Der Boden war mit hellen Marmorfliesen ausgelegt, auf denen schmale Läufer lagen. An den Wänden hingen einige Gemälde in schmalen Goldrahmen, die wildromantische, sturmumtoste Klippenszenerien zeigten, und um einen niedrigen Tisch waren zwei weinrote Ledersessel angeordnet. Jonathan fühlte sich ein wenig an das Büro seines Chefredakteurs erinnert, und er fragte sich, ob dieser Mister Holmes ein ebenso einnehmendes Wesen wie Norman Greenhough besaß.
    Hinter der Tür wurden Stimmen laut. »Nein!«, rief irgendein Mann. »Ich will nicht!«
    »Uns läuft die Zeit davon, verdammt!«, erregte sich Randolph. »Und jetzt nehmen Sie sich zusammen.«
    Die Tür wurde aufgerissen, und Jonathans Begleiter tauchte auf. »Kommen Sie herein, Jonathan.«
    Zögernd trat Jonathan näher und schaute zur Tür hinein.
    Der Raum dahinter bildete einen erschreckenden Gegensatz zu den gepflegt wirkenden Teilen des Hauses, die er bisher zu sehen bekommen hatte. Überall lagen Zeitschriften und Zeitungen herum. Über die Lehne eines hohen braunen Ohrensessels hatte jemand nachlässig einen rotgoldenen Morgenmantel geworfen. Benutzte Kristallgläser, farbige Fläschchen, Tiegel, Quarzsteine und Bücher standen und lagen auf einem Kaminsims und dem länglichen Tisch, der die Fensterseite des Raumes dominierte. In einem angelaufenen Messingkäfig in der hinteren Ecke des Raumes hockte ein gelb-grüner Wellensittich und wirkte irgendwie unzufrieden mit der Welt als Ganzes und seinem Schicksal im Besonderen. Der einzige Gegenstand, der in blank poliertem Glanz erstrahlte, war eine Geige, die auf einem Notenständer neben dem Kamin ruhte.
    In der Mitte des Raumes stand ein Mann in leicht derangiert wirkendem Aufzug. Sein Haar war ungekämmt, sein Hemdkragen nicht ordentlich geknöpft, und auf seiner Weste zeichneten sich gelbliche Flecken ab. Er stützte sich mit einer Hand auf einen Beistelltisch, während er sich mit zwei Fingern der anderen die Schläfen massierte. »Ich habe doch gesagt, Brown, dass ich keine Lust habe …« In diesem Augenblick bemerkte er Jonathan. Von einer Sekunde zur anderen trat ein strahlendes Lächeln auf sein Gesicht, und er breitete in herzlicher Geste die Arme aus. »Mister Kentham! Wie schön, Sie kennenzulernen. Unser gemeinsamer Freund Mister Brown hat mir schon so viel von Ihnen erzählt – nein, das ist nicht wahr, aber seien Sie trotzdem willkommen in meinem Heim. Kann ich Ihnen etwas anbieten? Einen kleinen Whiskey vielleicht?«
    Als Jonathan näher trat, wehte ihm ein Geruch entgegen, der die Vermutung nahelegte, dass Holmes selbst schon zwei oder drei kleine Whiskeys zu sich genommen hatte. Und den Ringen unter seinen Augen nach zu schließen, hatte er in der letzten Nacht auch nicht sonderlich viel Schlaf

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