Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit
Geheimmission nach England zu schicken …« Sie nahm dem neben ihnen wartenden Kutscher ihre zwei Koffer ab und nickte von Stein zu. »Aber ich bin nicht hier, um zu staunen oder Fragen zu stellen, sondern um einen Auftrag zu erledigen. Also lassen Sie uns in der Tat keine Zeit verlieren. Bitte, Hauptmann von Stein, wir folgen Ihnen.«
»Jawohl«, sagte der Militär. »Hier entlang.«
Strammen Schrittes marschierte er auf das gewaltige Luftschiff zu. Währenddessen rief er einigen Männern in Mechanikerkleidung auf Deutsch Befehle zu. Lionidas Kenntnisse dieser Sprache waren nicht so gut wie ihr Englisch oder Französisch, aber sie nahm an, dass der Offizier der Bodenmannschaft die Order gab, alles zum Ablegen vorzubereiten.
Die Magieragentin ging in die Wahrsicht über, um herauszufinden, ob das metallisch glänzende Monstrum irgendwie auf magischem Wege in der Luft gehalten wurde. Sie entdeckte Spuren von Magie an den Apparaturen, die aus der Gondel hervorschauten, und ein eigentümliches und erstaunlich dichtes Netz aus Fadenbündeln und Fadenknäuel hüllte den ganzen Schiffskörper ein. Lionida zerbrach sich den Kopf darüber, was es damit auf sich haben könnte, aber sein Zweck blieb ihr verborgen.
Über eine schmale und schwindelerregend hohe Metalltreppe, die auf einen Wagen montiert war, der ein wenig an eine umgebaute Feuerlöschkutsche erinnerte, erreichten sie die Gondel. Auch sie bestand vollständig aus Metall, was Lionida ein beruhigendes Gefühl gab.
Am oberen Ende der Treppe erwartete sie ein Soldat. Er trug ebenfalls die blaue Uniform des Deutschen Reichs. Seine schwarzen Haare und die leicht gebräunte Haut seines jugendlichen Gesichts wiesen allerdings auf eine südländische Abstammung hin.
»Dies ist Fähnrich Buitoni«, stellte von Stein den jungen Mann vor. »Er wird Ihnen Ihre Quartiere zeigen und Sie dann später in den Salon geleiten. Ich selbst werde unterdessen für den Start auf der Brücke gebraucht. Wenn Sie mich einstweilen entschuldigen würden.«
»Selbstverständlich«, sagte Lionida mit einem Lächeln. »Ich hoffe, dass Sie später Zeit finden, sich zu uns zu gesellen, oder aber uns erlauben, Ihnen einen Besuch auf der Brücke abzustatten. Ich brenne darauf, mehr über dieses Fluggefährt zu erfahren.«
»Ich werde Ihnen persönlich alles erklären«, erwiderte von Stein. »Ich lasse nach Ihnen schicken, sobald wir unsere Reisehöhe erreicht haben.«
»Sehr zuvorkommend. Vielen Dank.«
Während von Stein den Gang hinunter verschwand, brachte der Fähnrich Lionida und Scarcatore zu ihren Kabinen, die einander direkt gegenüberlagen und jeweils gleichartige, wenige Quadratmeter messende Zellen waren, in denen es neben einem Etagenbett, einigen in die Wand eingelassenen Staufächern und einer kleinen Waschgelegenheit nicht viel zu sehen gab. Die Räume besaßen keine Fenster, und von einem kleinen Bronzekreuz an der Wand neben dem Bett und einem postkartengroßen Ölbild mit einer italienischen Landschaftsidylle abgesehen gab es auch keinen Zierrat.
»Zweckmäßig«, kommentierte Lionidas Begleiter, als er sein Quartier in Augenschein nahm.
Diese Umschreibung hätte Lionida womöglich auch gewählt, wenngleich mit einem deutlich sarkastischeren Unterton in der Stimme.
»Wir müssen an Platz und Gewicht sparen, wo es nur geht. Viel Luxus können wir uns an Bord daher nicht leisten«, erklärte Buitoni entschuldigend.
»Machen Sie sich keine Gedanken. Wir kommen zurecht«, ließ Lionida ihn wissen. »Die Reise dauert ja nicht lange.«
Buitoni nickte. »Nein, das ist wahr. Wenn alles gut läuft, werden wir in zwölf Stunden London erreichen.«
»Fantastisch«, verkündete Scarcatore, wobei es unklar blieb, ob ihn die Geschwindigkeit des Luftschiffes oder die Nachricht an sich begeisterte.
Rasch verstauten sie ihr Gepäck, während von der Brücke auf Deutsch energische Befehle zu hören waren, die auf gleiche Weise wiederholt wurden. Offenbar leitete von Stein den Start des Luftschiffes ein. »Kommen Sie, Signore Scarcatore. Gehen wir in den Salon. Ich möchte unseren Abflug um nichts in der Welt verpassen«, rief Lionida ihrem Begleiter zu.
»Ich ebenso wenig«, sagte dieser.
Sie schlossen die Türen zu ihren Kabinen und folgten dem Fähnrich durch den engen Gang bis zur Einstiegsluke. Während sich der Gang dahinter bis zur leicht erhöht liegenden Brücke fortsetzte, öffnete sich zur Linken ein Durchgang, der in den Salon führte. Da die Gladius Dei weniger
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