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Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Titel: Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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sich sicher nicht bei seinem ehemaligen Chef, einem Freund, der ihm die Pest an den Hals wünscht, oder einer Frau, die sich von ihm abgewandt hat, verstecken.«
    Carlyle schenkte ihm ein dünnes Lächeln. »Das sicher nicht. Aber beim Strand oder in seiner Wohnung finden wir, was wir brauchen, um ein Aufspürritual durchzuführen. Und seine Freunde werden vortreffliche Druckmittel abgeben, um Mister Kentham zur Herausgabe des Rings zu bewegen, sollte er sich hinter seinen Magierfreunden verstecken.«
    Dumpf stampfende Schritte vom Gang her kündeten das Nahen Hyde-Whites an. Die fleischigen Lappen der Tür zogen sich in die Wand zurück, und Wellingtons Adlatus füllte mit seiner Masse den Eingang aus. »Der Lordmagier lässt ausrichten, dass die Nautilus bereit zum Ablegen ist. Sie sollten jetzt von Bord gehen.«
    »Nun gut. Alles Weitere können wir auch an anderer Stelle besprechen«, erwiderte Carlyle. »Kommen Sie, Gentlemen.«
    Gemeinsam verließen die fünf Männer den Salon und schritten durch die Gänge des Tauchboots bis zur vorderen Ausstiegsluke, von der aus noch immer eine breite Rampe, einer riesigen Zunge gleich, auf einen der Fischereipiers hinausführte.
    Wellington erwartete sie dort. »Viel Erfolg, meine Herren«, sagte er zu ihnen. »Wenn ich in zehn Tagen zurückkehre – und diesmal nicht in aller Heimlichkeit, sondern triumphal –, erwarte ich, Sie an der Westminster Bridge stehen zu sehen, begierig, mir ein ringförmiges Kleinod zu übergeben. Ich verspreche Ihnen schon jetzt eine fürstliche Entlohnung.«
    »Wir werden Sie nicht enttäuschen«, versprach Carlyle.
    Während in ihrem Rücken die Zunge im Leib des Tauchboots verschwand und die Luke sich schloss, erklommen die fünf Männer die Kaimauer hinauf zur Uferpromenade. Dort drehten sie sich um und blickten zur Nautilus zurück. Das Tauchboot schnaufte und gurgelte, als seine Maschinen anliefen – oder was immer stattdessen in seinem halb organischen Leib pochte und stampfte. Die riesigen Rundfenster am Bug begannen gelblich zu leuchten wie die unheimlich fahlen Augen eines Seeungeheuers. Dann nahm der fischförmige Schiffskörper gemächlich Fahrt auf, löste sich von den Holzpiers und nahm Kurs stromabwärts, dem Meer entgegen. Fauchend wurden Ballasttanks entlüftet, und die Nautilus versank langsam im kalten Wasser.
    »Gehen wir«, sagte Carlyle und wandte sich vom Fluss ab.
    Crandon und die anderen folgten seinem Beispiel.
    Keinem der Männer fiel der Rabe auf, der kaum zwei Dutzend Schritt entfernt auf der Dachkante eines dunklen Lagergebäudes hockte und die Szenerie aufmerksam beobachtete. Und keiner von ihnen sah den katzengroßen, bläulich grau schimmernden Körper, der mit weit ausgreifenden Sätzen über die schwarzen Fluten der Themse jagte und mit einem gewagten Sprung auf den sinkenden Leib des Tauchboots übersetzte – nur um in ihm zu verschwinden …

 
    KAPITEL 21: HILFREICHE VERBÜNDETE

    »Montevideo. In der letzten Nacht versuchte eine junge Studentin namens Rebecca mit einem Revolver auf den Präsidenten von Uruguay zu schießen. Die Waffe, ein altes Stück, versagte den Dienst, und die Täterin wurde umgehend verhaftet. Der Anschlag scheint keine politischen Hintergründe zu haben. Bei ihrer Festnahme behauptete die Studentin, der Präsident sei ein Hexer und mit dem Teufel im Bunde.«
    – London Times, 23. April 1897
    23. April 1897, 5:11 Uhr GMT (6:11 Uhr Ortszeit)
Italien, etwa zwanzig Kilometer westlich des Lago Maggiore
    Lionida erwachte zu ihrem Erstaunen erst, als der Morgen bereits graute. Offensichtlich hatten der Schlafmangel der letzten Nacht und die Strapazen der langen Zugfahrt sie unempfindlich für den mangelnden Komfort, den ihr die Kutschpolster boten, werden lassen. Irgendwann im Laufe der Nacht war ihr Körper zur Seite gesackt, und so fand sie sich nun liegend und mit dem Kopf an den Essenskorb gelehnt vor, als sie die Augen aufschlug.
    Leise stöhnend richtete Lionida sich auf und blinzelte den Schlaf aus den Augen. Die Schmerzen hinter ihrer Stirn hatten sich etwas gebessert, dafür spürte sie jetzt jeden einzelnen Wirbel ihres Rückgrats. Diese Reise fängt wirklich nicht gut an , dachte sie. Hoffen wir, dass es besser wird, sobald wir angekommen sind.
    Wie sie bemerkte, schlief ihr Begleiter noch, den Mund leicht geöffnet, die Augen fest geschlossen und sein Gepäckstück so eifersüchtig umklammernd, als fürchtete er, ein nächtlicher Albdruck könnte sich einstellen und ihm sein

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