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Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Titel: Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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repräsentativen als geheimen Zwecken diente, war der Raum weder ausgesprochen groß noch sonderlich edel eingerichtet. Es gab einige Tische und schlichte Sitzgelegenheiten, die am Boden verankert waren, und in einem schmalen Regal lagen eine Bibel sowie anderer mehr oder weniger geistlicher Lesestoff. Die Rückwand des Raumes war durch eine holzfarbene faltbare Stoffwand abgetrennt, auf der ein Abbild des Heiligen Christophorus zu sehen war, der mit dem Stab in der Hand und dem Kind auf den Schultern eine tiefe Furt durchquert.
    »Dahinter liegt unsere Bordkapelle. Nur falls Sie das Bedürfnis zu beten verspüren sollten«, erklärte Buitoni Lionida. »Zum Gottesdienst ziehen wir die Faltwand zur Seite und stellen die Stühle und Tische um, sodass ein Andachtsraum entsteht. Wie gesagt: Wir müssen Platz und Gewicht sparen, wo es nur geht.«
    Unter ihren Füßen war ein sanftes Erzittern zu spüren, und das Deck begann sich leicht zu neigen. Scarcatore gab einen Laut der Überraschung von sich und hielt sich an einem der Stühle fest.
    »Es geht los«, verkündete ihr uniformierter Begleiter überflüssigerweise und deutete auf die von Rundbögen gezierten Fenster, die sich über die ganze Außenseite des Salons erstreckten.
    Lionida schob sich zwischen den Stühlen hindurch und schaute durch die dicken Scheiben nach draußen. Der Augenblick hatte im buchstäblichen Sinne etwas Erhebendes.
    Mit majestätischer Langsamkeit und Eleganz stieg das Luftschiff in die Höhe. Zu ihren Füßen standen Mechaniker und Soldaten, winkten begeistert und warfen ihre Mützen in die Luft. Für sie schien der Start des imposanten Kolosses kein bisschen weniger aufregend zu sein als für die Passagiere an Bord. Kleiner und kleiner wurde das Camp in dem Talkessel, während um sie herum die mächtigen Flanken der Berge vorbeizogen. Schneefelder funkelten in der Morgensonne, und unwillkürlich kam Lionida der Gedanke, dass sich so die Seele eines Menschen fühlen musste, wenn sie nach dem Tode zum Himmel auffuhr.
    »Grenzenlose Freiheit …«, murmelte Scarcatore neben ihr leise. Auf seinem Gesicht lag die gleiche Ergriffenheit, die Lionida gegen ihren Willen auch in ihrem Inneren spürte.
    In ihrem Rücken knackte es kurz, und dann war die Stimme von Steins aus einem trompetenförmigen Auswuchs, der neben der Tür aus der Wand ragte, zu hören. »Signora Diodato, Signore Scarcatore, darf ich Sie auf die Brücke bitten.«
    Die Magieragentin nickte Buitoni kurz zu, und der Fähnrich aktivierte die Sprechanlage im Salon. »Wir sind unterwegs, Herr Hauptmann«, sagte er, bevor er Scarcatore und Lionida mit einer Geste gebot, ihm zu folgen.
    Sie liefen den Gang zum Bug der Gondel hinunter und stiegen dann einige Treppenstufen hinauf zur Kommandobrücke der Gladius Dei . Diese war ein halbkreisförmiger, in Holz und Bronze gehaltener Raum, der eine breite Fensterfront im vorderen Bereich aufwies und von vier Mann besetzt war. Zwei Steuermänner standen direkt hinter den Fenstern an zwei Steuerrädern, die sie mit ruhigen Bewegungen führten, während sie gleichzeitig mehrere Instrumente, die in Kopfhöhe angebracht waren, im Auge behielten. Ein dritter Luftschiffer hockte vor einer Instrumententafel, die ihm der Beschriftung nach Informationen über den Zustand und die Leistung der sechs Propellerantriebe lieferte. Neben ihm befand sich ein hüfthoher, auf Hochglanz polierter Maschinentelegraph, der langsame Fahrt voraus anzeigte.
    Der hintere Bereich der Brücke wurde von einem Kartentisch eingenommen, auf dem eine Karte des westlichen Europas lag. Von Stein hatte sich direkt neben ihm postiert und beobachtete, die Hände hinter dem Rücken zusammengelegt, die Arbeit seiner Mannschaft. Als er Lionida und ihren Begleiter erblickte, machte er eine einladende Geste. »Bitte, treten Sie näher. Wir haben beinahe Reisehöhe erreicht und werden nun nach Nordwest einschwenken.« Er gab auf Deutsch einen entsprechenden Befehl, und der linke der beiden Steuermänner schlug sein Ruder ein. Vor den Fenstern verschob sich das prachtvolle Alpenpanorama, als sich die Gladius Dei träge drehte und auf einen Pass zwischen zwei hoch aufragenden Gipfeln zusteuerte.
    Von Stein rieb sich die Hände und trat mit zufriedenem Gesicht auf seine Gäste zu. »Nun, was halten Sie von unserem Schmuckstück?«, erkundigte er sich.
    »Es ist beeindruckend«, gab Lionida zu.
    »Zweihundert Meter Länge, etwa sechsundzwanzig Meter Durchmesser und an die siebzigtausend

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