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Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Titel: Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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eingewachsener Fremdkörper in einem gewaltigen grauen Leib.
    »Holmes …«, wiederholte Randolph benommen.
    »Hier stehe ich, und wie es scheint, kann ich nicht anders«, erwiderte der Magier. Sein Haar war in Unordnung, und sein Gesicht unter der Patina aus Staub, Blut und Schweiß wirkte fahl. Aber er schien sich standhaft zu weigern, ihre Gegner seine Schwäche sehen zu lassen, ganz gleich, ob sie hinschauten oder nicht. Im Stillen bewunderte Randolph ihn für diese Dickköpfigkeit.
    Er grinste freudlos und wollte bestätigend den Kopf neigen, doch ein stechender Schmerz schoss durch seine Schläfen, und Randolph verzog das Gesicht. »Dieser elende Mistkerl!«, fluchte er und dachte dabei an Wellington, der ihn mit seinem mentalen Angriff so rasch außer Gefecht gesetzt hatte, wie man eine Kerze ausbläst. Er warf Holmes einen fragenden Blick zu. »Hat unser neuer Erster Lordmagier bei Ihnen auch diesen Hirnzauber angewandt?«
    Auf Holmes’ Miene zeigte sich ein verkniffenes Lächeln. »Bedauerlicherweise, ja.«
    »Verdammt noch mal, ich dachte mein Schädel zerspringt!« Randolph wünschte sich, er könnte sich mit den Händen die Schläfen massieren, doch leider war das unmöglich.
    »Nun, offensichtlich ist er noch in einem Stück«, versuchte Holmes ihn aufzumuntern.
    Der Kutscher quittierte die Worte mit einem Brummen. Versuchsweise spannte er seine Muskeln an. Sein Arm hob sich vielleicht einen Fingerbreit. Dann zuckten die fleischigen Wandstücke, die ihn umfangen hielten, und banden ihn mit eisernem Griff.
    »Bemühen Sie sich nicht, Randolph. Ich habe es auch schon versucht. Diese Hautfalten – oder worin auch immer wir stecken – sind viel stärker als wir«, teilte Holmes ihm mit, dem die Bemühungen des Kutschers offensichtlich nicht entgangen waren.
    »Großartig«, knurrte Randolph. »Das heißt, unsere Lage ist mal wieder alles andere als rosig.«
    »Da muss ich Ihnen beipflichten«, gab Holmes mit einem Seufzen zu.
    »Haben Sie eine Ahnung, wo wir sind?«, erkundigte sich der Kutscher.
    Der Magier durchmaß mit seinen Blicken den Raum. »Eine Ahnung, ja. Aber ganz sicher bin ich mir nicht.«
    »Lassen Sie hören.«
    »Ich denke, dass wir uns auf einem Schiff befinden – wenn auch einem etwas bizarren Schiff.«
    Der Kutscher lachte rau auf. » Etwas ist etwas untertrieben, würde ich sagen.«
    Holmes hat recht , mischte sich Watson in ihr Gespräch ein. Es ist ein Schiff. Es sieht aus wie ein riesiger Fisch, Jonathan nannte es Nautilus, und es lebt.
    » Nautilus ?«, echote Holmes.
    »Jonathan?«, fragte Randolph.
    Ich sprach mit ihm, nachdem ich euch verlassen hatte. Es geht ihm gut. Den anderen Magiern ebenfalls. Als ich ihm von dem Schiff erzählte, das ich im Geist der Frau namens McGowan gesehen hatte, sagte er, es sei die Nautilus – und dass es das Schiff gar nicht geben dürfte.
    »Nun, dem würde ich zustimmen«, sagte Holmes. »Dieses Tauchboot entstammt einem Roman!«
    Das sagte Jonathan auch.
    »Und, wenn ich das hinzufügen darf, einem schreiend langweiligen. Monsieur Verne mag ein Mann sein, der sich fantasievoll moderne Technik ausdenken kann, und er mag recht passable Landschaftsbeschreibungen zustande bringen, aber davon, wie man Spannung erzeugt, hat er keine Ahnung.« Der Magier verzog das Gesicht.
    »Holmes, das ist weiß Gott der falsche Zeitpunkt für Literaturkritik«, knurrte Randolph. »Und wenn Watson sagt, dass wir in einem lebenden Tauchboot gefangen sind, dann sind wir das wohl. Ich für meinen Teil finde die Beweise regelrecht erdrückend.« Er blickte vielsagend auf ihre fleischigen Fesseln.
    Danke schön , ließ die Katze vernehmen.
    »Nun gut«, sagte Holmes. »Wenn das stimmt, so nehme ich an, dass dieses Tauchboot ein ähnliches Schicksal erlitten hat wie Hyde-White. Es wurde von der Wahren Quelle der Magie zum Leben erweckt.«
    »Schöne neue Welt«, brummte Randolph finster.
    Holmes schürzte gedankenvoll die Lippen und schien zu horchen. »Sag mal, oh meine vierbeinige Allwissende. Irre ich mich oder bewegen wir uns? Mir scheint, als würde ich ein Brummen aus den Tiefen dieses Ungetüms vernehmen.«
    Das Schiff war gerade dabei, London zu verlassen, als ich an Bord ging , erwiderte Watson gleichmütig. Mehr weiß ich auch nicht.
    »Nun ja, ich fürchte, ich weiß, wohin uns diese Reise führt«, murmelte Holmes, bevor er Randolph missmutig anschaute. »Unser Ziel wird Ihnen nicht gefallen.«
    »Die Wahre Quelle«, vermutete Randolph.
    Holmes

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