Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit
zurückfallen, das uns Menschen dazu verdammt, die Erde mit furchtbaren Ungeheuern und selbst ernannten Göttern zu teilen.« McKellen hatte sich zunehmend in seine Ausführungen hineingesteigert; gegen Ende hatte er die Fäuste geballt, und seine Augen sprühten regelrecht Funken.
In einer Geste, die wohl beruhigend wirken sollte, hob Cutler eine Hand. »Sir, regen Sie sich nicht auf. Wir alle in diesem Raum sind auf Ihrer Seite. Wir alle wollen, dass dieser Wahnsinn endet, dass Lordmagier Wellington aufgehalten wird und dass alles wieder so wird, wie es noch vor wenigen Tagen war … zumindest was die Magie betrifft.« Dass es nach dem Tod Dunholms, der Spaltung des Ordens und dem Verlust der Unteren Guildhall für den Silbernen Kreis nie wieder so sein würde wie früher, war ihnen allen schmerzlich bewusst.
Kendras Großvater versteifte sich kurz, anschließend ließ er die Schultern sinken. »Ja, natürlich. Verzeihen Sie meinen Ausbruch. Ich kann nur gar nicht genug betonen, in welcher Gefahr wir alle schweben.«
»Welche Möglichkeit haben wir denn, diese Entwicklung aufzuhalten?«, wollte Misses Blackwood wissen. »Diese Katastrophe wirkt gewaltig, und wir sind doch nicht mehr als einfache Menschen mit vielleicht etwas ungewöhnlichen Gaben.«
Kendras Großvater holte tief Luft. »Ich … ich gebe zu, dass ich mir über das Wie noch nicht ganz im Klaren bin. Ich muss darüber nachdenken.«
»Können wir Ihnen irgendwie dabei behilflich sein?«, fragte Cutler.
»Ja, das können Sie in der Tat. Ich beabsichtige, mir das Ausmaß des Unheils, das die Quelle bereits angerichtet hat, von einem Ort aus anzuschauen, der mir etwas mehr Überblick erlaubt. Ist irgendjemand von Ihnen mit dem Ritual vertraut, das es einem erlaubt, das eigene Bewusstsein im Fadenwerk aufgehen zu lassen?«
»Was für ein Ritual soll das denn sein?«, meldete sich Filby zu Wort. »Etwas Derartiges ist doch unmöglich.«
»Nichts ist in der Magie unmöglich, mein lieber Herr Professor. Man muss nur den rechten Weg kennen, um sein Ziel zu erreichen«, erwiderte McKellen liebenswürdig.
»Und Sie kennen diesen Weg?«, fragte Filby, angesichts der sanften Zurechtweisung leicht pikiert.
»Offensichtlich, ansonsten würde ich nicht darüber sprechen«, sagte McKellen. »Aber gut, wenn niemand von Ihnen das Ritual selbst kennt, so können Sie mir dennoch beistehen, indem Sie mich mit Ihrer Magie unterstützen. Je mehr magische Energie mir zu Gebote steht, desto leichter wird mir das Ritual fallen und desto schneller werden wir Antworten bekommen.«
»Wie lange wird das Ritual dauern?«, erkundigte Jonathan sich.
McKellen zuckte mit den Schultern. »Drei oder vielleicht vier Stunden. Ich gebe zu, es seit vielen Jahren nicht mehr eingesetzt zu haben.«
»Wir sollen vier Stunden hier sitzen und warten, während Sie Ihr Bewusstsein auf eine Schaureise um die Welt schicken?« Jonathan blickte sich fragend in der Runde um. »Bin ich der Einzige, der denkt, dass wir stattdessen lieber Wellington verfolgen sollten, um unsere Freunde zu retten? Und bin ich der Einzige, der sich Sorgen darüber macht, dass uns irgendjemand hier unten aufspüren könnte? Die Nacht über mögen wir Glück gehabt haben. Aber es wird nicht ewig währen.«
»Sagte Mister McKellen nicht, dass Wellington mit seinen Anhängern die Stadt verlassen hat?«, merkte Reynolds an.
Nevermore krächzte einmal.
McKellen warf ihm einen kurzen Blick zu und räusperte sich. »Das sagte ich, ja. Aber wie mir Mister Browns Rabe soeben mitteilte, blieb offenbar eine Handvoll Männer zurück, die sich in Richtung der Londoner Innenstadt aufmachte, nachdem das Schiff abgelegt hatte.«
»Also suchen sie noch immer nach uns«, murmelte Cutler.
»Nun, aber mit einer Handvoll Männer werden wir fertig«, knurrte Reynolds. »Wenn Wellington und Hyde-White nicht mehr in der Stadt sind, verschiebt sich das Kräfteverhältnis doch deutlich zu unseren Gunsten. Vielleicht können wir die Burschen sogar gefangen nehmen und nach Informationen aushorchen?«
»Schön und gut, aber ich bin immer noch der Ansicht, dass wir es Holmes und den anderen schuldig sind, alles in unserer Macht Stehende zu tun, ihnen zu helfen«, beharrte Jonathan.
»Glauben Sie mir, Mister Kentham, Sie können Ihren Freunden am besten dadurch helfen, dass Sie mich dabei unterstützen herauszufinden, wie man die Wahre Quelle wieder schließt. Nichts sonst ist wichtiger«, beschwor McKellen ihn.
»Großvater hat recht«,
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