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Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Titel: Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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der sich ihnen bot, gab allerdings nicht viel Anlass zur Freude. Ein unebener Steinboden lag unter ihren Füßen, und nackte gemauerte Wände, die über ihren Köpfen gewölbeartig zusammenfanden und an denen die Feuchtigkeit glänzte, umgaben sie. Entlang der Wände reihten sich Steinquader, die wohl als Sitzbänke oder Schlafplätze dienen sollten. Und in unregelmäßigen Abständen ragten Reste von Metallringen aus dem Mauerwerk, die ebenso gut als Fackelhalter wie als Kettenhalterungen für Gefangene gedient haben mochten.
    »Das nenne ich mal eine gastliche Unterkunft«, bemerkte Holmes sarkastisch, während er die Laterne hin und her schwenkte, um den ganzen Raum zu erfassen.
    »Wo sind wir hier?«, fragte Jonathan. »Ist das ein Kerker?«
    »Bedauerlicherweise, ja«, antwortete Cutler ihm. »Er stammt – wie alle Räumlichkeiten der Unteren Guildhall – aus den Gründerzeiten des Ordens vor vielen Jahrhunderten. Und leider gab es auch vor dem heutigen Tag schon dunkle Zeiten in der Geschichte des Ordens.«
    »Das heißt, wir sind nicht die ersten Unglücklichen, die hier unten enden?« Seine Gedanken an Krankheit und Tod kehrten zurück.
    Cutler schüttelte den Kopf. »Mit Sicherheit nicht. Allerdings dürfte es gute hundertfünfzig Jahre her sein, seit der letzte Gefangene hier einsaß. Auch damals herrschte ein Machtkampf innerhalb des Ordens. Und wenn ich mich recht entsinne, sperrte die siegreiche Fraktion ihre Gegner in diesen Kellern ein, bis sie entschieden hatte, was sie mit ihnen anstellen sollte.«
    Jonathan hob eine Augenbraue. »Ich möchte vermutlich gar nicht hören, was mit ihnen geschah …«
    »Unwahrscheinlich«, gab Cutler zu. »Sie wurden alle getötet.«
    »Ich habe es doch gesagt«, flüsterte Spellman wimmernd, »wir werden alle sterben.«
    Holmes bedachte Cutler mit einem milde belustigten Blick, während er langsam zu Jonathan, Kendra und dem Sekretär hinüberschlenderte. »Das war ungewöhnlich offen für einen sonst so taktvollen Mann wie Sie, Mister Cutler.«
    Cutler machte ein betroffenes Gesicht. »Ich … Es … es tut mir leid. Ich wollte damit keine Vergleiche zu unserer gegenwärtigen Lage ziehen. Mit Sicherheit nicht …«
    Der Magier klopfte ihm väterlich auf die Schulter. »Keine Sorge. Ich für meinen Teil sehe keinerlei Gemeinsamkeiten. Denn im Gegensatz zu diesen glücklosen Seelen werden wir sicher nicht mehr Zeit als unbedingt nötig in diesem Loch verbringen.«
    »Sie beabsichtigen einen Ausbruch?«, meldete sich Drummond zu Wort.
    »Unbedingt«, erwiderte Holmes. »Hier unten gibt es keinen Whiskey, und die Sitzgelegenheiten sind eine Beleidigung für mein Hinterteil.«
    Ungeachtet ihrer Lage merkte Jonathan, wie seine Mundwinkel zuckten. Holmes war unverbesserlich.
    Drummond schien der eigenwillige Humor des Magiers weniger zu beeindrucken. Mit grimmiger Miene gesellte er sich zu ihnen. Aus unmittelbarer Nähe wirkte er auf Jonathan sogar noch imposanter als oben in der Ratskammer. Sein Adjutant, ein sehniger Mann mit kurz geschorenen Haaren und Schnurrbart – dem Aussehen nach hätte er auch gut in die Uniform eines Constable der Londoner Polizei gepasst –, folgte ihm auf dem Fuß. Der Schotte ließ die Knöchel seiner riesigen Hände knacken. »Das wird nicht so einfach werden, wie Sie sich das vorstellen, Mister Holmes.«
    Fragend hob dieser die Augenbrauen. »Wie kommen Sie darauf?«
    »Ich selbst habe erst vor drei Jahren die magischen Sicherungen dieser Räume verstärkt«, brummte Drummond.
    »Hieß es nicht eben, der Kerker würde nicht mehr genutzt?«, warf Jonathan ein.
    »Ausnahmen bestätigen die Regel.«
    »Verzeihen Sie, Mister Drummond, aber wovon sprechen Sie?«, erkundigte sich Cutler stirnrunzelnd. »Diese Kerker wurden von niemandem mehr genutzt.«
    »Doch, wurden sie«, widersprach der Leiter der Magieabwehr. »Von mir.«
    »Weshalb weiß ich nichts davon?«
    »Sie mussten es nicht wissen. Aber Dunholm wusste es.«
    Der Sekretär blinzelte irritiert. »Und dürfte ich fragen, wen Sie hier eingesperrt haben?«
    »Dürfen Sie: mich selbst. Ab und zu ist es notwendig, nicht wahr, Wilkins?« Drummond grinste seinen Adjutanten vielsagend an.
    »Ja, Sir«, erwiderte dieser nur lakonisch.
    Cutler starrte ihn ungläubig an. Dann nickte er langsam, und Erkennen blitzte in seinen Augen auf. »Ich verstehe.«
    »Ich nicht«, gestand Jonathan.
    »Das macht nichts, Mister …« Drummond stockte.
    »Kentham«, sagte Jonathan.
    »Kentham, richtig.« Der

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