Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit
des Raumes lehnten die beiden Anwälte Peabody und Richardson mit geschlossenen Augen und offenen Mündern aneinander und schnarchten leise vor sich hin.
»Möchten Sie?«, fragte Jonathan.
»Ja, warum nicht. Ich bezweifle ohnehin, dass ich jetzt noch mal einschlafen kann«, antwortete Kendra.
Sie standen auf und gingen zu den anderen hinüber. »Guten Morgen«, sagte er, runzelte aber gleich darauf die Stirn. »Auch wenn ich nicht weiß, ob jetzt wirklich Morgen ist, und wenn, dann ist er mit Sicherheit nicht gut.«
»Es ist kurz nach sechs«, informierte ihn Westinghouse nach einem Blick auf seine Taschenuhr. »Es ist also durchaus Morgen. Ansonsten stimme ich Ihnen aber zu.«
Jonathan nickte dankend. »Worüber unterhalten Sie sich?«, fragte er.
»In diesen Stunden kann es nur ein Gesprächsthema geben«, brummte Drummond. »Wie kommen wir hier heraus?«
Instinktiv warf Jonathan einen Blick zur Tür. »Darf ich daraus schließen, dass Ihre nächtlichen Bemühungen fruchtlos waren?«
Die finstere Miene des Schotten war im Grunde Antwort genug.
»Es hat sich leider, trotz erheblicher Mühen von unserer Seite, als unmöglich herausgestellt, die Sperrfäden unseres Gefängnisses zu lösen«, erklärte Holmes. »Es darf neidlos anerkannt werden: Mister Drummond versteht sein Handwerk. Bedauerlicherweise gereicht uns dieser Umstand gegenwärtig zum Nachteil.«
»Und auch die Wände sind zu massiv, um sie unter Einsatz magischer Kräfte abzutragen«, fügte Cutler hinzu. »Entweder wären wir Monate damit beschäftigt oder wir müssten derart roh vorgehen, dass vermutlich umgehend die Wachen auf den Plan gerufen würden.«
»Im Augenblick gingen wir gerade die Möglichkeit durch, dass sich einer von uns unsichtbar machen und zur Tür hinausschlüpfen könnte, wenn die Wachen uns das nächste Mal etwas zu essen bringen«, berichtete Holmes. »Danach wäre besagte Person vielleicht imstande, die Sperrfäden von außen zu entfernen. Allerdings setzt das voraus, dass wir Übrigen die Wachen dermaßen ablenken, dass sie nicht in die Wahrsicht wechseln und den Getarnten bemerken.«
»Und ich sagte es schon: Es ist mehr als wahrscheinlich, dass eine der Wachen in der Wahrsicht aufpasst, um genau solch ein Vorgehen zu verhindern«, sagte Drummond.
Mutloses Schweigen senkte sich über die Gruppe.
»Haben Sie schon mal über gänzlich unmagische Methoden nachgedacht?«, fragte Jonathan.
»Was stellen Sie sich darunter vor?«, wollte Wilkins wissen. »Sollen wir das Türschloss knacken? Das können Sie vergessen. Eine magisch versiegelte Tür bekommt man mit einer Haarnadel nicht auf.«
Jonathan schüttelte den Kopf. »Ich dachte eigentlich eher an etwas wie den Kranker-Mann-Trick? Wir locken die Wachen unter einem vorgetäuschten Krankheitsfall in den Raum hinein und überwältigen sie dann. Mit Ihnen, Doktor Westinghouse, an unserer Seite sollte es uns leichtfallen, einen glaubwürdigen Zwischenfall zu inszenieren.«
Ashbrook lachte heiser. »Dieser Trick ist doch furchtbar alt … Glauben Sie ernsthaft, die Wachen würden darauf hereinfallen?«
»Nun, wenn ich es recht gesehen habe, wurden bei unserer Inhaftierung vor allem diese Fischmenschen im Gang postiert«, wandte Jonathan ein.
»Das stimmt«, pflichtete Kendra ihm bei. »Ich habe, als ich zu Wellington gebracht wurde, auch nur Fischwesen in den Kellern gesehen.«
»Die wiederum dürften, wenn ich mir ihre Kleidung so anschaue, in der Tat so alt sein, dass sie den Trick vielleicht noch nicht kennen«, meinte Holmes mit milde sarkastischem Lächeln.
Jonathan nickte. »So sehe ich das auch.«
»Und anschließend?«, wollte Ashbrook wissen. »Angenommen, uns gelingt dieses Kunststück wirklich. Was machen wir dann?«
Jonathan blickte Holmes und Drummond fragend an. »Was hatten Sie vor, wenn es Ihnen gelungen wäre, die Tür zu öffnen?«
»Es gibt unterirdische Gänge, Teile der Kanalisation und eines unter der Stadt verlaufenden Flusses, die durch eine Geheimtür in der alten Ritualkammer nicht weit von hier erreicht werden können. Durch diese könnten wir der Unteren Guildhall entfliehen«, eröffnete der Leiter der Magieabwehr ihm.
»Die Tür kenne ich auch«, merkte Cutler an. »Aber ich habe mich noch nie in das Labyrinth der Kanalisation dahinter gewagt.«
»Dann übernehmen Mister Holmes und ich die Führung«, sagte Drummond.
»Natürlich dürfen wir nicht vergessen, unsere Mitgefangenen aus den anderen Zellen zu befreien«, warf Misses
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