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Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Titel: Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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ruhig verhalten. Ihren Idealismus in allen Ehren, Arthur, aber die Welt ist kein Ort des Gleichgewichts der Kräfte. Es gibt immer Stärkere und Schwächere – und der Stärkere überlebt. Schauen Sie sich um. Das Britische Empire und Frankreich ringen um die Kolonien in Afrika. Das Deutsche Reich rüstet unter Kaiser Wilhelm zur Seemacht auf. Russland und Japan streiten um die Vorherrschaft in Asien. Auf der ganzen Welt streben die großen Reiche nach einer Ausweitung ihrer Machtsphäre. Lange Jahre verlieh uns unsere Flotte die Hoheit über die Meere und einen Vorteil gegenüber unseren Feinden. Doch das wird nicht genügen, um den Sturm zu überstehen, der auf uns zukommen wird. Wir brauchen etwas Neues. Wir brauchen die Magie.
    Aber es war immer die erklärte Politik aller Magiekundiger, sich nicht in die Geschicke der Welt einzumischen , warf Sedgewick ein. Daran haben sich alle Zirkel und Orden gehalten.
    McGowan schüttelte den Kopf. Und genau darin irren Sie, Arthur. Was wäre, wenn ich Ihnen sagte, dass wir von Bemühungen mindestens zwei weiterer Staaten wissen, die Wahre Quelle zu finden. Victor Wellington hat nicht aus Spaß Jahre seines Lebens mit der Suche nach ihr verbracht. Er wusste, dass es zwingend notwendig war. Dass ein anderes Land die Insel finden, beanspruchen und ihre Macht gegen uns wenden würde, wenn wir nicht allen zuvorkämen – so wie es uns nun gelungen ist.
    »Das kann ich nicht glauben«, murmelte Sedgewick. Er wünschte sich, in McGowans verbundenem Gesicht lesen zu können, ob sie ihn belog, aber das vermochte er ebenso wenig, wie ihrer Aura in der Wahrsicht etwas Verräterisches zu entnehmen. Niemand will einen Krieg unter Einsatz von Magie. Das wäre Wahnsinn.
    Genau das sagte Dunholm auch immer. Er glaubte nicht an die Gefahr, die uns und England droht, und er wollte nicht einsehen, dass nur die Herrschaft über die Magie uns die Macht verleiht, dem Kommenden zu trotzen.
    Irgendetwas an ihren Worten irritierte den Magispector. Augenblick! Dunholm wusste von Wellingtons Bestrebungen, die Wahre Quelle zu finden?
    Natürlich nicht , erwiderte McGowan. Er hätte Wellington die Suche danach niemals gestattet. Wenn sie darüber debattierten, welche Rolle wir Magier in der Welt einnehmen sollten, dann immer auf einer abstrakten Ebene. Aber seine Ansichten zur Politik und zur Magie waren eindeutig und zugleich unverrückbar.
    Deshalb musste er sterben?
    Deshalb musste er seinen Platz für jemanden räumen, dessen Blick weiter reicht als bis in den Zuschauerraum eines Zaubertheaters.
    Und Crowley? , fragte Sedgewick – nur der Vollständigkeit halber.
    Crowleys Tod wollten wir nicht und noch weniger den seiner Frau. Aber er wurde uns gefährlich, derweil wir uns kaum noch eine Armeslänge von unserem Ziel entfernt sahen. Vielleicht hätten wir anders handeln und ihn nur einsperren sollen. Aber die Zeit drängte … und jeder macht mal einen Fehler … McGowans Stimme verlor sich, und ihr Mund verzog sich ein wenig.
    Sedgewick legte den Revolver auf den Tisch und fuhr sich mit den Händen durchs Haar. Irgendwie war das alles zu viel für ihn. Gespräche wie diese eigneten sich nicht für die frühen Morgenstunden, vor allem nicht, wenn man in der Nacht zuvor kaum geschlafen hatte. Und was erwarten Sie jetzt von mir?
    Ich habe nicht das Anrecht, irgendetwas zu erwarten , gab die Magierin zu. Ich hoffe allerdings, dass Sie über das Gesagte nachdenken, Arthur. Dann erkennen Sie vielleicht, dass weder Wellington noch ich noch sonst jemand aus den Reihen des Neuen Morgens Feinde des Silbernen Kreises sind. Wir tun nur, was getan werden muss – damit unsere Heimat nicht von der Geschichte überrollt wird.
    Der Magispector nickte erschöpft und barg den Kopf in den Händen. Er wünschte sich, Randolph wecken, um Wachablösung bitten und vor all dem Gehörten ins Reich der Träume entfliehen zu können. Aber natürlich stand das genauso außer Frage, wie den Kutscher in sein Dilemma einzuweihen. Dieser hätte es nicht verstanden. In vielerlei Hinsicht glich der aus einfachen Verhältnissen stammende Mann in seiner gradlinigen Art doch sehr seinem früheren Mentor und Herrn Albert Dunholm. Schön, ich werde darüber nachdenken , versprach Sedgewick.
    Danke , sagte McGowan.
    Etwas, dessen Anwesenheit ihm zuvor gar nicht bewusst gewesen war, löste sich aus seinem Kopf. Es fühlte sich an, als strichen entstofflichte Finger über seine Stirn, schmeichelnd, beinahe zärtlich, und als er den Kopf

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