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Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Titel: Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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wir es uns leisten können, Hyde-White ein drittes Mal zu reizen. Irgendwann wird seine Wut den Gehorsam seinem Meister gegenüber niederringen, und in diesem Moment wäre ich lieber nicht in seiner Nähe. Umso zwingender müssen wir hier raus.«
    Jonathan blickte mit düsterer Miene auf die einmal mehr verschlossene Tür. »Nun, so wie ich das sehe, sind wir von der Freiheit weiter entfernt denn je …«
    Voller Zorn marschierte Duncan Hyde-White durch die Gänge der Unteren Guildhall. Er ärgerte sich darüber, dass er sich das widerspenstige Gehabe von Drummond, Cutler und vor allem dem Störenfried Holmes bieten lassen musste, ohne angemessen darauf antworten zu dürfen. Aber so gerne er den Männern für ihre Frechheiten seine Stahlklauen um den Hals gelegt und zugedrückt hätte, ihm waren die Hände gebunden. Wellington hatte vor dem Angriff auf die Ratskammer deutlich gemacht, dass er noch Pläne mit den Magiern hatte.
    Der Adlatus des neuen Ersten Lordmagiers öffnete die massive Holztür, die von den kellerartigen Gewölben der Unteren Guildhall in den wohnlicheren Teil mit seinen Salons und Studierzimmern, der Ratskammer und der Bibliothek führte. Zwei Magier, junge Anhänger Wellingtons, die gerade den Korridor herunterkamen, zuckten kurz zusammen, als Duncan seine hünenhafte Gestalt durch den Türrahmen schob. Sie versuchten die reflexartige Zurschaustellung von Furcht zu überspielen, indem sie ihn mit übertriebener Geste grüßten und danach so schnell wie möglich das Weite suchten.
    Duncan verzog das Gesicht. Verachtung und Missmut spiegelten sich darauf wider. Er kannte die beiden Männer: Lawrence und Atkinson. Vor wenigen Wochen noch hatte er zu ihnen gehört. Er war jung, gedankenlos und machthungrig gewesen und hatte nie verstanden, weshalb die Alten um den Ersten Lordmagier Albert Dunholm solche Angst vor der Magie hatten, obschon sie gleichzeitig ihr Lebensinhalt war.
    Seit dem Zwischenfall an der Wahren Quelle war alles anders. Duncan vermochte nicht zu sagen, ob sein Meister sich der Gefahren bewusst gewesen war, die seinem Schüler an der Quelle gedroht hatten, aber er argwöhnte, dass Wellington zumindest eine Ahnung davon gehabt hatte, was geschehen könnte. Er musste eine Vorstellung von den Nebenwirkungen des Ausbruchs gehabt haben, schließlich hatte er die Geheimnisse der Quelle lange genug studiert.
    Als Duncan nach dem Auftauchen der Insel wieder erwacht war, nicht mehr in einem Panzertauchanzug steckend, sondern plötzlich ein Teil von ihm, ein grauenhaftes Monstrum aus Fleisch und Metall, in dessen Adern reine Magie floss, hatte nicht viel gefehlt und er wäre vor Entsetzen dem Wahnsinn verfallen. Es hatte ihn fast übermenschliche Kraft gekostet, die Kontrolle über sich und seinen neuen Körper zurückzuerlangen.
    Aber letztlich war es ihm gelungen, und er hatte angefangen, die Macht, die ihm die Quelle im Überfluss geschenkt hatte, zu genießen. Gewissermaßen war ihm sein lebenslanger Traum erfüllt worden. Er war zu einem der stärksten Magier der Welt geworden. Doch die Magie war perfide und der Preis für dieses Geschenk hoch. Wahrscheinlich würde er nie wieder der Mann sein, der er einmal gewesen war. Nicht einmal Wellington, dessen Macht nach dem Sprung in die Quelleruption kaum noch Grenzen kannte, konnte ihm helfen, ohne ihn dabei umzubringen. Duncan hatte sich in ein Ungeheuer verwandelt, das alle nur noch fürchteten.
    Manchmal genoss er diesen Umstand. Manchmal schmerzte es ihn – und um diesen Schmerz nicht spüren zu müssen, verwandelte er ihn in Zorn: rechtschaffenen Zorn auf Männer wie Lawrence und Atkinson, die hinter seinem Rücken flüsterten und mit dem Finger auf ihn zeigten; und ohnmächtigen Zorn auf diese verdammten Gefangenen, die es wagten, sich trotzig vor ihm aufzubauen und ihn herauszufordern, sehr wohl wissend, dass nicht er es war, der über Leben und Tod entschied. Ihr werdet euch alle noch wundern , dachte er grimmig.
    Duncan passierte die Bibliothek und bog in den Korridor ab, der zu Wellingtons Gemächern führte. Er nahm an, dass Wellington in Kürze die Zimmer des ehemaligen Ersten Lordmagiers Albert Dunholm beziehen würde, aber noch begnügte er sich mit den ihm kraft seines Amtes als Mitglied des Inneren Zirkels zustehenden Räumlichkeiten.
    In den Gängen des Hauptquartiers des Silbernen Ordens war um diese Uhrzeit bereits erstaunlich viel los. Obwohl viele der Magier Familie hatten und tagsüber einem normalen Brotberuf

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